Warum das Lernen aus Lügde für den Kreis Höxter ein Marathon und kein Sprint ist

Kreis Höxter. Es sollte ein wissenschaftlich fundiertes Gutachten werden, das Abläufe und Verfahren des Jugendamtes im Kreis Höxter von außen im Sinne des Kinderschutzes überprüfte: Das war die Vorgabe im August 2021, als der Auftrag rausging. Am 8. September 2022 stellte Christian Schrapper vom Institut für Soziale Arbeit in Münster in der öffentlichen Jugendhilfeausschusssitzung in Höxter vor, was er seit dem Vorjahr an Erkenntnissen zusammengetragen hatte und &bdquo;bei erkennbarem Bedarf“ an Verbesserungsvorschlägen für die Arbeit des Jugendamtes erarbeitete. Nun, sagt er, gehe es um &bdquo;die Umsetzung der Arbeitspakete für 2023“. Die 27 Seiten der Präsentation sind auf der Homepage des Kreises unter www.kreis-hoexter.de einzusehen. Doch wie geht es jetzt weiter? Und reicht das aus als Gutachten, das bindend ist und zwingend echte Konsequenzen nach sich zieht? Gutachten Es war ein schlimmes Jahr, das viel Schreckliches ans Tageslicht brachte. Und viele Zusagen, dass man künftig besser sein werde, genauer hingucke und Abläufe verändert würden. Im Sinne des Kinderschutzes: Die Aufarbeitung des Lügde-Missbrauchs auf einem Campingplatz beschäftigte nicht nur den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Düsseldorf (siehe Info-Kasten), sondern auch die heimische Politik. Ja, antworten Schrapper, Jugendamtsleiter Klaus Brune und Landrat Michale Stickeln unisono auf alle drei vorherigen Fragen. &bdquo;Die umfassende Berichterstattung zur Begutachtung im Jugendhilfeausschuss erfüllt vollumfänglich die Anforderungen an ein fachlich fundiertes Gutachten. Die Erkenntnisse der Analyse, die festgestellten Handlungsbedarfe und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen zur verbesserten Aufstellung des Jugendamtes sind klar benannt.“ Brune spricht von &bdquo;konsequenter Umsetzung“, und Stickeln bekräftigt die &bdquo;Chefsache“ – und dass sich der Prozess zur Weitereinwicklung und Stärkung des Jugendamtes &bdquo;kein Sprint, sondern ein Marathon“ sei: &bdquo;Dafür brauchen wir einen langen Atem.“ Arbeitspakete Schrapper habe &bdquo;vier große Arbeitspakete für das Jahr 2023 ausführlich vorgestellt“, die die der Haushalt Mittel bereithalte, sagt Kreissprecherin Silja Polzin auf &bdquo;NW“-Anfrage: die Neueinstellung von zwei Fachkräften für die konzeptionelle Weiterentwicklung im Kinderschutz und zur Unterstützung der Fallarbeit. die Überarbeitung und Weiterentwicklung des Konzepts zum Kinderschutzverfahren bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung: &bdquo;Die Gründung einer multiprofessionellen Projektgruppe Kinderschutz zur Überarbeitung des Kinderschutzverfahrens im Jugendamt ist in Vorbereitung und wird fachlich ebenfalls begleitet vom Institut für Soziale Arbeit. Die neuen Kinderschutzfachkräfte werden die Leitung übernehmen“, so die Kreissprecherin. die aufgabengerechte personelle und sächliche Ausstattung der Jugendamtsabteilung Soziale Dienste mit zwei neuen Fachkräften für den Kinderschutz und zusätzlichen Fachkräfte im Allgemeinen Sozialen Dienst. Brune: &bdquo;Wir sind sehr froh, dass wir zusätzliche Fachkräfte für unser Jugendamt gewinnen konnten. Die aktive Personalgewinnung wird für die Jugendämter eine Daueraufgabe bleiben.“ der bedarfsgerechte Ausbau der Angebotsstruktur des Jugendamtes: Zur Erweiterung und Verbesserung der Angebotsstrukturen laufen laut Kreis bereits erste Gespräche mit Trägern der Jugendhilfe. Schrapper, dessen Institut die Umsetzung der Arbeitspakete weiter begleite, geht davon aus, dass die zweite Phase der Begutachtung voraussichtlich bis zum Sommer abgeschlossen werden könne. Voraussichtlich in der Jugendhilfeausschusssitzung im August werde eine abschließende Berichterstattung folgen. Kurzfristiges Und was hat sich seit September getan? Der Kreis nennt drei Handlungsfelder: Kooperation, Prävention und Weiterbildung. Darüber hinaus sei eine medizinische Kinderschutzgruppe eingerichtet worden. Kooperation: Dazu gehört laut Brune die bei Verdacht auf Kindesmissbrauch intensivierte Zusammenarbeit mit Kitas, Schulen, Arztpraxen, Krankenhäusern, Vereinen, Ermittlungsbehörden und Gerichten: &bdquo;Im Sinne des Kinderschutzes ist es wichtig, dass sie sich als Schutzräume und Fürsprecher der Kinder verstehen und aus einer guten Vernetzung profitieren.“ Prävention: Personell noch weiter verstärkt wurden den Angaben zufolge das Anfang Februar 2022 neu gebildete Team Prävention und vorbeugender Kinderschutz sowie die Fachstelle Frühe Hilfen im Jugendamt des Kreises. Erfahrene Fachkräfte im Kinderschutz berieten demnach Angehörige von Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, &bdquo;wenn sie einen Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung haben“, erklärt die Teamleiterin der Fachgruppe, Silke Merkel. Darüber hinaus biete die Fachstelle Schulungen zur Stärkung von Kindern und zum Kinderschutz an und forciere die kreisweite und berufsübergreifende Netzwerkarbeit im Kinderschutz. Weiterbildung: Von September 2022 bis Januar gab es mit internen und externen Teilnehmern einen Zertifikatskurs zur &bdquo;Fachkraft im Handlungsfeld sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“, ein Fachtag unter Beteiligung der Familiengerichte im Kreis, Fortbildungen zum Themenschwerpunkt &bdquo;Sexualisierte Gewalt und Partizipation von Kindern und Jugendlichen“ – geplant seien Fortbildungen für Fachkräfte zum Thema Kinderschutz. Kinderschutzgruppe: Zur Unterstützung von Ärzten und Jugendamtsmitarbeitern beim Verdacht auf Gewalt an Kindern habe das Gesundheitsamt des Kreises in enger Kooperation mit dem Jugendamt und in Zusammenarbeit mit den heimischen Krankenhäusern der KHWE und des Helios-Klinikums Warburg eine medizinische Kinderschutzgruppe aufgebaut. &bdquo;Bei der Gefährdungseinschätzung können mit rechtsmedizinischer Expertise Auffälligkeiten schnell abgeklärt werden“, erläutert die Leiterin der medizinischen Kinderschutzgruppe des Gesundheitsdienstes, Melanie Todt-Brenneke.

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