Höxter. Der Schützenverein Höxter erhebt schwere Vorwürfe gegen Baudezernentin Claudia Koch und fordert sie auf, zurückzutreten. Das schreibt der Vereinsvorstand in einer Mail vom Donnerstag. Es geht dabei um vermeintlich illegale Baggerarbeiten und ein beschädigtes Skelett, das bei einer Grabstätte auf dem LGS-Gelände in der Erde gelegen haben soll.
Hintergrund: Der Schützenverein besitzt ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück im Bereich des Landesgartenschaugeländes und nah am Hafenbecken. Die Landesgartenschau (LGS) hat deshalb nur über einen 1,5 Meter breiten Streifen Anschluss an den Hafen und damit nach Höxter. Der Schützenverein habe der LGS deshalb angrenzende Grundstücksbereiche immer wieder angeboten, um die LGS großzügig gestalten zu können.
Darüber sei eine Vereinbarung geschlossen worden. Bereiche der Grundstücke sollten im Herbst an die LGS gehen und für den Schützenverein sollte ein Bebauungsplan zeitgleich Gültigkeit erhalten, schreibt der Vorstand: „Die Vereinbarung wurde jetzt in eklatanter Weise von der Baudezernentin und Geschäftsführerin der LGS, Claudia Koch, gebrochen: Ohne jegliche Abstimmung ließ sie Baggerarbeiten auf dem Grundstück des Schützenvereins ausführen. Für solche Baggerarbeiten braucht es aber immer eine schriftliche Erlaubnis von mindestens zwei Vorstandsmitgliedern – die es nicht gibt.“
Das Schützenhaus ist im April abgebrannt, eine Einigung mit der Versicherung stehe kurz vor Abschluss, der Wiederaufbau könnte in Kürze starten. Der Schützenverein habe seit dem Brand fünfmal schriftlich um einen Gesprächstermin mit der Stadt gebeten, darauf jedoch keinerlei Antwort erhalten.
Claudia Koch sei LGS-Chefin, Aufsichtsbehörde und Archäologenboss in einer Person
Die Baggerarbeiten erfüllen aus Sicht der Schützen den Strafbestand der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs. Außerdem sei gegen Naturschutzgesetze (Gehölzentfernung vor dem 1. Oktober) und gegen die Sicherungspflicht der Baggerlöcher verstoßen worden. Eines zeigten die illegalen Baggerarbeiten jedoch eindrücklich: Das Schützenhaus stehe auf einem 70 Zentimeter starken Schotterpolster und der Boden darunter sei der ehemalige Hafenaushub ohne jegliche Schichten oder Verfärbungen. Der sogenannte gewachsene Boden und die historischen Schichten werden trotz zwei Meter tiefer Löcher nicht erreicht.
„Baggerarbeiten in unserem Beisein wären kein Problem gewesen – warum also heimlich?“, fragt der Vereinsvorstand. Und erhebt weitere Vorwürfe: „Der Schützenverein würde noch nicht einmal in die Schicht des ehemaligen Hafenaushubs eingreifen und in den Bereichen der geplanten Erweiterung ebenfalls aufschütten. Es gibt also keinen Grund, das Vorhaben des Schützenvereins zu blockieren. Dagegen völlig unverständlich ist Frau Kochs Vorgehen beim Bau der LGS: Hier wird für Fundamente, Leitungen und Wege losgebaggert ohne Rücksicht auf Verluste.“
Ein Foto, das während einer Baustellenführung aufgenommen worden sei, zeige, dass ein Baggerlöffel bei einer Begräbnisstätte einem Skelett den Schädel halbiert habe.
Vorwurf: Höxters Baudezernentin zerstöre kulturelles Erbe
„Bei den heutigen archäologischen Methoden völlig unnötig“, heißt es vom Vorstand: „In diesem Fall ist Frau Koch Bauherrin (Geschäftsführerin LGS), gleichzeitig als Baudezernentin Aufsichtsbehörde und außerdem auch noch Vorgesetzte des Archäologen. Frau Koch kann durch die Verknüpfung dieser Funktionen offensichtlich nicht mehr differenzieren: Bei der LGS zerstört sie unser aller kulturelles Erbe und dem Schützenverein erlaubt sie nicht die völlig zerstörungsfreie Erweiterung."
Und weiter: "Der Schützenverein stellt Strafanzeige gegen Frau Koch und fordert Frau Koch auf, als Baudezernentin zurückzutreten – denn nur so ist eine LGS ohne Zerstörung unseres Vereins, unser aller Geschäftsgrundlage (Baustelle Fußgängerzone und Brücke) und unseres kulturellen Erbes im Bereich LGS überhaupt noch möglich.“
Zwischen Schützenverein und Stadt schwelte schon länger ein Streit.