Konflikt zwischen Sportschützen und LGS-Gesellschaft in Höxter eskaliert

Höxter. Die Stadt braucht das Gelände ums Schießsportzentrums für ihre Landesgartenschau-Planungen mit Eingangsbereich und Archäologiepark in Corvey. Die Sportschützen im Schützenverein von 1883 in Höxter wollen die Verlängerung ihrer Schießbahnen von 50 auf 100 Meter. Jetzt ist die Situation eskaliert, die Schießsportler haben die Nase voll und gehen auf Konfrontationskurs, sagt ihr Vorsitzender: Eine Bauvoranfrage bei der Stadt für die Verlängerung der Schießbahn am Zentrum am Corveyer Hafen läuft seit 14 Tagen – noch vier Wochen ist Zeit, sagt Vorsitzender Christian Sauer. Danach könne die Frist auch noch einmal verlängert werden – aber dann müsse eine Entscheidung her. Und fällt die negativ aus, sei man sofort bereit, dagegen zu klagen. Und ist nicht mehr bereit, über das 15.000 Quadratmeter große Vereinsgelände mit der Stadt zu sprechen. &bdquo;Ohne positiven Bescheid wird der Schützenverein sämtliche Gespräche diesbezüglich ablehnen und einen Bebauungsplan, der die Interessen des Schützenvereins nicht berücksichtigt, mit allen Rechtsmitteln angehen", schreibt Sauer in einem Brief an den Planungs- und Ortsausschuss Höxter. Der Schützenverein brauche die Verlängerung der Bahnen inklusive beweglicher Jagdscheibe aufgrund gesetzlicher Vorgaben im Waffenrecht und aus sportlichen Aspekten, um nicht in seiner Existenz gefährdet zu sein: Könnten Trainings- oder Schießnachweise nicht erbracht werden, müssten Sportgeräte (Waffen) abgegeben werden, sei keine Teilnahme an Drückjagden mehr möglich. &bdquo;140 Jahre Ehrenamt werden mit Füßen getreten" Die Stadt will am Weserbogen mit Archäologiepark am Corveyer Hafen inklusive LGS-Entree-Platz, technischer Zufahrt zur Blumenhalle und Großteilen der Zuwegung ein Zentrum der LGS 2023 schaffen. Das Vereinsgelände sei sogar im Siegerentwurf der LGS-Gesellschaft überplant enthalten, so Sauer. Falls die Schießsportler ihre Verlängerung nicht bekommen, sei die Tür zu, komme ein zwei Meter hoher Stacheldrahtzaun als übliche Sicherheitsmaßnahme um ein solches Gelände, kündigt er erbost an. Und die LGS-Gesellschaft müsse Plan B aus der Tasche holen und möglicherweise teuer umplanen. Werde die Bauvoranfrage des Vereins (&bdquo;140 Jahre Ehrenamt werden mit Füßen getreten") positiv beschieden, sei man bereit für weitere Gespräche. Davon sei in den vergangene zehn Jahren &bdquo;nicht ein Gescheites zustande gekommen", sagt Sauer, der Ende August als Vorsitzender des 180 Mitglieder zählenden Vereins gewählt worden war. Er verneint ausdrücklich die Aussage von LGS-Geschäftsführerin Claudia Koch, dass es im Frühjahr Gespräche zwischen Stadt und Verein gegeben habe: &bdquo;Sie lügt sich das schön", sagt er wortwörtlich im Gespräch mit der NW. &bdquo;Die angeblichen Verhandlungen hat es nie gegeben." Im Dezember habe es mit einer Anfrage, ob man über das Grundstück sprechen könne, den &bdquo;letzten richtigen Kontakt" gegeben. Zu Ende März hatte sein Vorgänger das Amt niedergelegt. Danach ruhte still der See, sagt Sauer enttäuscht und fragt sich, warum man mit dem herzoglichen Hause, aber nicht mit dem Verein über das Areal verhandelt habe. &bdquo;Wir möchten keinen Konflikt mit dem Verein" Claudia Koch hatte verlauten lassen, dass es im Frühjahr Gespräche mit dem alten Vorstand gegeben habe und man im Sommer auf den neuen zugehen wollte, um über die Fläche zu sprechen &bdquo;und eine gemeinsame Lösung zu finden", so LGS-Sprecherin Pia Schöning am Freitag auf NW-Anfrage. Koch selbst ist im Urlaub. Die Sprecherin betont: &bdquo;Wir möchten keinen Konflikt mit dem Verein." Und der Wettbewerbssiegerentwurf sei Grundlage eines Planungsprozesses, der auch immer wieder modifiziert werden könne – wie die Situation an der Nicolaistraße. &bdquo;Die optimale Lösung wär eine Einigung mit dem Schützenverein." Wenn dies nicht möglich sei, müsse man nach Alternativen suchen. Christian Sauer ist irritiert, dass man einen Wettbewerbssieger gekürt habe, der eigentlich ungültig sei – weil die Stadt das darin überplante Areal noch gar nicht besitze. Und ihn irritiert besonders, dass mit zweierlei Maß gemessen werde: Für das LGS-Areal dürfe plötzlich in den Boden eingegriffen werden, während der Schützenverein im Mai 2018 vom Verwaltungsgericht Minden dies untersagt bekommen habe. Aufgrund denkmalschutzrechtlicher Belange vor dem Hintergrund des Weltkulturerbes (Bodendenkmale in der &bdquo;Pufferzone"). Bereits drei weitere Bauvoranfragen gestellt Der Schützenverein hatte bereits 2002, 2014 und 2016 Bauvoranfragen gestellt – 2002 waren es laut Sauer die Finanzen, die eine Umsetzung nicht erlaubten. 2014 hatte man in Abstimmung mit der Verwaltung zurückgezogen, &bdquo;um die Bewerbung zum Welterbe nicht zu gefährden". Damals habe die Stadt versprochen, eine &bdquo;zufriedenstellende Lösung" zu finden. Doch der Schützenverein sei an zwei Stellen im Managementplan als &bdquo;Störfaktor" bezeichnet worden – Gespräche mit der Stadt darüber wegen einer Klarstellung habe es nicht gegeben. Der Verein wandte sich selbst an den Unesco-Welterbeberater ICOMOS. 2016 dann die Ablehnung der Voranfrage, weil es dort keine Eingriffe in den Boden geben solle und das Vorhaben nicht privilegiert sei. Inklusive Gerichtsurteil in Minden und Veränderungssperre – die ist mittlerweile abgelaufen. Doch Sauer merkt an: Die Stadt Höxter plane auf den benachbarten Grundstücken und teilweise sogar auf den Grundstücken des Vereins &bdquo;umfangreiche Eingriffe in den Boden für Wege, Plätze, Gastronomie, WC-Anlagen (mit Leitungen), einer Blumenhalle etc.". Ein Eingriff in den Boden sei &bdquo;damit offensichtlich sehr wohl möglich". Doch: Schützenverein und Schießbahn-Erweiterung ständen auf ehemaligem Aushub des Hafenbeckenbaus von 1901. Der Boden sei zudem dort durch den ehemaligen Gleisanschluss des Sägewerks bereits &bdquo;zusätzlich komplett gestört" – die Stadt plane hingegen große Teile der LGS auf den bis auf die landwirtschaftliche Nutzung &bdquo;völlig ungestörten Boden". Sauer: &bdquo;Wenn die Bauten der Landesgartenschau zulässig sind, ist das die Erweiterung des Schützenvereins erst recht."

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