Rotavirenfälle im Kreis Höxter: Die Infektionszahlen steigen

Kreis Höxter. Gut zwei Jahre lang galten strikte Regeln: Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen. Das hat die meisten nicht nur vor dem Coronavirus geschützt, sondern auch vor anderen Krankheiten. Jetzt, wo die Maßnahmen weniger geworden sind und die Masken fallen, steigt das Infektionsrisiko, wie etwa beim Rotavirus. Allein in diesem Jahr sind bis Anfang August 40 Fälle im Kreis Höxter gemeldet worden. Im gesamten Jahr 2021 waren es 15. &bdquo;Insgesamt bewegen sich die gemeldeten Zahlen nun wieder auf dem Niveau der Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie“, sagt Dr. Ronald Woltering, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Höxter. &bdquo;In den Jahren 2020 und 2021 wurden vergleichsweise nur sehr wenige Fälle (2020: 9, 2021: 15) von Rotavirus-bedingter Magen-Darm-Infektion gemeldet. Dies ist sicherlich den umfangreichen Hygienemaßnahmen und weitreichenden Kontaktbeschränkungen dieser Jahre zu verdanken“, erklärt er weiter. Zum Vergleich: Vor der Pandemie im Jahr 2019 waren es auf Basis aktueller Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) noch 70 Fälle. &bdquo;Unverändert sind das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Abstand halten und Kontakte reduzieren sehr effektive Präventionsmaßnahmen, um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Diese Maßnahmen haben jedoch auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung des menschlichen Immunsystems, insbesondere bei Kleinkindern. Das heißt, dass das Immunsystem gegenüber anderen Infektionserregern &bdquo;ohne Training“ bleibt“, erklärt der Chefarzt der Kinderklinik der KHWE, Firooz Ahmadi. Das führe dazu, dass die Menschen, insbesondere Kinder, anfälliger gegenüber Infektionserregern sind, wenn diese Präventionsmaßnahmen auf einmal wegfallen. Zahlreiche Kinderkliniken bundesweit hätten dadurch im letzten Winter mit zum Teil sogar Überbelegungen zu kämpfen gehabt. &bdquo;Auch in diesem Sommer war die Zahl der an Infektionen erkrankten Kinder und Jugendlichen relativ hoch. Für den kommenden Herbst und Winter erwarten wir ebenfalls eine starke Infektionswelle, insbesondere bei Atemwegserkrankungen“, informiert Ahmadi. Keine jahreszeitlichen Effekte Denn auch die Umgebungstemperatur (Wärme, Kälte) spielen eine Rolle bei der Übertragung und Ausbreitung der Erreger, erklärt der Mediziner. Zeitliche Zusammenhänge wie Frühjahr oder Winter seien bei den Infektionszahlen rund um das Rotavirus allerdings nicht zu erkennen, sagt Ronald Woltering. Das Virus ist die weltweit häufigste Ursache für schwere Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kindern. Es ist hochansteckend und wird leicht übertragen. Auch Erwachsene können sich mit dem Virus infizieren. Daher informieren auch die Krankenkassen über den erneuten Anstieg der Infektionszahlen. &bdquo;Bedenklich bei dieser Entwicklung ist vor allem, dass Rotaviren insbesondere für Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächten Immunsystem gefährlich sind, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können“, so Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic. Durch den starken Durchfall verlieren die Patienten viel Flüssigkeit, was besonders für Säuglinge und Kleinkinder lebensbedrohlich sein kann. Eltern sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. Übertragung durch Schmierinfektion Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Schmierinfektion. Die Viren werden dabei durch kleinste Stuhl-Reste an den Händen weitergegeben und können von der Hand in den Mund gelangen. Als Infektionsquelle dienen verunreinigte Lebensmittel oder Gegenstände. Weil Kleinkinder häufig Sachen in den Mund nehmen, sind sie besonders gefährdet. Zudem ist ihr Immunsystem noch nicht so stark ausgebildet wie bei Erwachsenen. Hat eine Infektion stattgefunden, setzt nach ungefähr drei Tagen Durchfall ein, der innerhalb weniger Stunden immer schlimmer wird. Oftmals kommen Übelkeit, Erbrechen, starke Magenschmerzen oder Fieber hinzu. Impfung hilft Medikamente gegen das Virus gibt es nicht. Der Arzt kann lediglich Mittel verordnen, die die Symptome lindern. Wichtig sei es, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und ausreichend viel zu trinken. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, ist eine ärztliche Betreuung nötig. &bdquo;Mit der Impfung gegen den Rotavirus vor einigen Jahren ist die Zahl der Magen-Darm-Infektionen durch das Rotavirus, insbesondere im Säuglings- und Kleinkinderalter, deutlich zurückgegangen. Nichtsdestotrotz sehen wir immer wieder Infektionsfälle durch das Rotavirus, weshalb wir auch eine Impfung gegen das Rotavirus empfehlen“, so der Chefarzt der Kinderklinik der KHWE.

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