Hitzewelle im Kreis Höxter: Wie leger darf das Outfit bei der Arbeit sein?

Kreis Höxter. Gibt es eigentlich eine Art von Hitzefrei beim Outfit? Im Kreis Höxter ist gerade Schützenfest-Zeit. Und hier fällt auf: Die Männer kommen jetzt mächtig ins Schwitzen. Während die Damen oft mit Rückenausschnitt und Dekolleté glänzen, tragen die Schützen Uniform. Aber nicht nur sie haben’s gerade schwer. Bürgermeister, Landrat und andere Offizielle kommen auch bei heißen Temperaturen im Anzug zu Repräsentationsterminen. Ab wann gibt’s eine Marscherleichterung? nw.de hat nachgefragt. Einen konkreten Dresscode wie zum Beispiel bei Versicherungen oder Banken gibt es bei der Stadtverwaltung Höxter nicht, erklärt Sprecher Markus Finger auf Nachfrage. &bdquo;Die Mitarbeiter sollen sich ihrer Funktion und ihrem Amte entsprechend angemessen kleiden“, so Finger weiter. Ebenso trage Bürgermeister Daniel Hartmann stets anlassbezogene Kleidung. Genauso Landrat Michael Stickeln. &bdquo;Er kleidet sich bezogen auf den Anlass sehr unterschiedlich, von sportlich bis festlich“, so Kreis-Sprecherin Silja Polzin. Und ein Festumzug ist nun mal ein Festumzug, also wird da der Anzug gewählt – egal, wie heiß es ist. Bei der Bundeswehr sind die Regeln ebenfalls streng. Laut Thorsten Wiedenbein, Presseoffizier beim ABC-Abwehrbataillon in Höxter, gibt’s nur bei schwerer Arbeit eine Anzugserleichterung. Heißt, die Soldaten dürfen dann die Feldbluse ausziehen und im T-Shirt arbeiten oder die Ärmel hochkrempeln. Dienst in kurzer Hose aber sei undenkbar, selbst bei richtig heißen Temperaturen. Das sei für den ein oder anderen manchmal anstrengend, aber nicht zu ändern. Mit einem Sommer-Dress wird’s auch im Krankenhaus schwierig: Trotz warmer Temperaturen gibt es beim medizinischen Personal, das für die Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) arbeitet, keinen besonderen &bdquo;Sommer-Dresscode“, sagt Sprecherin Isabell Waschkies. &bdquo;Die Berufsbekleidung für Ärzte und Pflegepersonal unterliegt speziellen Hygiene-Anforderungen.“ Die Kleidung müsse zertifiziert aufbereitet werden, um Bakterien und Viren abzutöten. Sie besteht entweder aus Baumwolle oder aus Mischgewebe und ist demnach nicht nur robust, sondern auch angenehm zu tragen, so Waschkies weiter. Besondere Einsatzkleidung tragen die Mitarbeiter im Rettungsdienst Und wie sieht’s beim Kreis aus? Eine schriftlich fixierte Kleiderordnung gibt es beim Kreis Höxter nicht, sagt Sprecherin Silja Polzin. Aber: Die Kreisverwaltung verstehe sich als Dienstleister für die Menschen in der Region. Dazu gehöre auch ein angemessenes Erscheinungsbild und Auftreten bei der Erfüllung dienstlicher Aufgaben. &bdquo;Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung haben ein gutes Gespür für die angemessene Kleidung zu verschiedenen Anlässen“, sagt der für Personal zuständige Fachbereichsleiter des Kreises Höxter, Gerhard Handermann. Einige Beschäftigte des Kreises tragen eine spezielle Berufsbekleidung – auch im Sommer. Die Mitarbeiter des Bauhofs tragen beispielsweise auch im Sommer Arbeitsschutzkleidung in der Signalfarbe Orange mit reflektierenden Streifen, damit sie auch in der Dämmerung wahrgenommen werden. Eine besondere Einsatzkleidung tragen auch die Mitarbeiter im Rettungsdienst. In den Signalfarben Leuchtgelb und Rot erfüllt die Schutzkleidung höchste Sicherheitsanforderungen, heißt es vom Kreis. Speziell für die Sommermonate wurden die Einsatzkräfte im Rettungsdienst mit Polohemden und hochatmungsaktiven, wasserabweisenden Softshelljacken ausgestattet, die auch bei hohen Temperaturen angenehm zu tragen sind, so Polzin. Das gilt bei Unternehmen Wie handhaben es die Unternehmen? Eine formelle Kleiderordnung gibt es im Angestellten-Bereich der Arntz-Optibelt-Gruppe nicht, sagt Sprecherin Viviane Geisler. Es habe sich ein &bdquo;Business Standard“ etabliert, der sich aber im Laufe der Jahre auch den allgemeinen Trends anpasse. &bdquo;Vor zehn Jahren wäre es für Führungskräfte ab einer gewissen Ebene noch undenkbar gewesen, ohne Krawatte ins Büro zu kommen“, sagt sie. &bdquo;Mittlerweile werden Krawatten von den Allermeisten, auch von der obersten Führungsebene, in der Regel nur noch bei besonderen Anlässen, etwa Kunden- oder Lieferantenbesuchen, getragen.“ So hätten sich auf den mittleren und höheren Führungsebenen gerade bei hohen Temperaturen auch schon Polo- und T-Shirts als &bdquo;tragbar“ etabliert. Die Auszubildenden würden einmalig im Rahmen des &bdquo;Business-Knigge“-Unterrichts auf diesen Business-Standard aufmerksam gemacht. Zur Erleichterung bietet Optibelt seit einigen Jahren an heißen Tagen den Mitarbeitern mit geeigneten Arbeitsplätzen an, ins Homeoffice zu wechseln. Dadurch werde dann leichtere Kleidung oder andere Abkühl-Maßnahmen möglich. &bdquo;Ein Eimer mit kaltem Wasser für die Füße unter dem Arbeitstisch zum Beispiel“, so Geisler. &bdquo;Wir sind eine moderne Bank, dazu gehört ein moderner Kleidungsstil“ Bei der Vereinigten Volksbank sind die Mitarbeiter heute nicht mehr an eine strenge Kleidervorschrift gebunden, sagt Mitarbeiterin Tanja Köster. Auch eine Krawattenpflicht gibt’s nicht. &bdquo;Wir sind eine moderne Bank, dazu gehört auch ein moderner Kleidungsstil“, sagt sie. Man sei da mittlerweile im &bdquo;Business Casual“ unterwegs. Auch im Freizeit-Bereich gibt’s strenge Regeln: Beim Höxteraner Schützenfest am ersten Juli-Wochenende kamen die Schützen in ihren Uniformen ganz schön ins Schwitzen. Aber natürlich hielt sich bei Parade und Umzug jeder an die Kleiderordnung. &bdquo;Der Kommandeur gibt vor, was getragen wird“, sagt Thorsten Stein, Pressesprecher der Höxteraner Schützen. &bdquo;Daran muss man sich orientieren.“ Und solange der Anzug trägt, machen es die anderen auch. Zu späterer Stunde wird’s dann meistens lockerer. Königin und Hofstaat laufen zwar in lang, aber gegen Dekolleté und Rückenausschnitt hat niemand etwas einzuwenden. Es ist lockerer geworden Grundsätzlich sind Dresscodes lockerer geworden. In vielen Branchen sind zum Beispiel schlichte Sneaker zum Anzug oder Kleid mittlerweile akzeptiert, auch Birkenstock-Sandalen. Das war mal anders.

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