Dresscode im Büro: Warum zu legere Sommerkleidung ein Kündigungsgrund sein kann

Kirchlengern. Lange Hosen, geschlossene Schuhe, knielange Kleider, Röcke und keine Kappen – mit diesen Forderungen hinsichtlich der Kleiderordnung sorgte das Hauptzollamt Bielefeld vor einigen Jahren für Aufregung. Besonderes Unverständnis erregte der Satz, vor allem Birkenstock-Sandalen seien &bdquo;nicht gern gesehen“. Doch sind solche Vorgaben überhaupt rechtens – und zeitgemäß? Birte Steinkamp aus Kirchlengern ist zertifizierte Trainerin für Business-Etikette, Autorin, Podcasterin und Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen-Knigge-Gesellschaft. Sie weiß: Dresscodes spielen im Büro nach wie vor eine große Rolle – gerade bei hohen Temperaturen. Darauf sollten Sie achten: Das ist der Dresscode für Damen Je nach Branche und Anforderungen des Tages unterscheidet die Expertin hier in verschiedene Abstufungen. &bdquo;Mainstream Casual“, &bdquo;Smart Casual“, &bdquo;Business Casual“, &bdquo;Business Attire“ und &bdquo;Smart Business“ sind strenge oder weniger strenge Kleiderordnungen. &bdquo;Dabei kommt es auch darauf an, ob ich zum Beispiel Kundenkontakt habe, Termine wahrnehmen muss oder den Arbeitstag unter Kollegen im Büro verbringe.“ Grundsätzlich aber gelte: &bdquo;Dem Wetter angepasst heißt nicht so wenig wie möglich.“ Hohe Temperaturen seien kein Grund, sich nachlässig zu kleiden. &bdquo;Die strengsten Vorgaben gibt es hier nach wie vor im Bankenwesen, im höheren Management und in Anwaltskanzleien“, sagt Steinkamp. Hier gelte häufig noch der &bdquo;Business Attire“ und das bedeute: mindestens knielange Röcke für die Damen, Blusen und Etuikleider – und dazu Feinstrumpfhosen, auch bei Hitze. &bdquo;Bei legereren Dresscodes gehen leichte Blusen, schlichte T-Shirts, Röcke und Kleider.“ Lesen Sie auch: Schriftliche Anweisungen belegen Birkenstock-Verbot im Hauptzollamt Das sind die No-Gos bei Damen Zu tiefer Ausschnitt: Hier hat Steinkamp eine einfache Faustregel. &bdquo;Zwei geöffnete Knöpfe, mehr nicht. Oder man zieht mit dem Finger eine Linie von der Achselhöhle zur Mitte der Brust. Bis hierhin darf ein Ausschnitt gehen, tiefer eher nicht.“ Nackte Schultern: &bdquo;Wobei hier bei großer Hitze je nach Branche auch sehr breite Träger geduldet sind. Aber auf Spaghettiträger sollte man im Job verzichten.“ Zu kurze Röcke und Kleider: Hier geht es weniger um die Sichtbarkeit nackter Knie oder Oberschenkel im Stehen. &bdquo;Problematisch wird es bei zu kurzen Röcken, wenn frau sich hinsetzt und der Saum nach oben rutscht.“ Faustregel daher: Beim Hinsetzen sollte der Saum nicht mehr als zehn Zentimeter Haut bis zum Knie freigeben. Lesen Sie auch: Keine kurzen Hosen mehr – Scala in Mailand verschärft die Kleiderordnung Bauch- und rückenfrei: &bdquo;Dabei kommt es auch nicht auf die Branche an, das sind Freizeitlooks, die im Job nichts zu suchen haben.“ Sichtbare Unterwäsche: Grundsätzlich sollte sich weder oben noch unten etwas abzeichnen. Auch BH-Träger sollten bestmöglich versteckt sein. &bdquo;Das ist natürlich gerade bei weißen, leichten Stoffen wichtig.“ Durchsichtige Stoffe, zu enge Kleidung: Gerade bei hellen Musselin-, Baumwoll- oder Leinenstoffen, aus denen im Sommer viel Kleidung besteht, ist immer wichtig, darauf zu achten, dass Bluse, Rock und Co. nicht durchsichtig sind. &bdquo;Im Zweifel mit Unterrock oder Unterkleid arbeiten“, sagt Steinkamp. Auch zu enge Kleidung sei nicht angemessen. Flipflops: Grundsätzlich sind alle offenen Schuhe in vielen Büros verpönt, weiß Steinkamp. &bdquo;Wobei schickere Sandaletten vielerorts geduldet sind, das liegt im Ermessen des Arbeitgebers.“ Flipflops hingegen seien schlichtweg zu leger. &bdquo;Und bei Birkenstocks scheiden sich die Geister. Grundsätzlich ist das ja mittlerweile ein gediegener Schuh. Aber in vielen Branchen kommt er trotzdem im Büroalltag nicht in Frage.“ Und bei allem gelte der Anspruch: Je offener der Schuh, desto gepflegter der Fuß. Das ist der Dresscode bei den Herren &bdquo;Die sind bei hohen Temperaturen leider immer noch stark benachteiligt“, sagt Steinkamp. Denn in vielen Unternehmen und Branchen seien kurze Hosen oder T-Shirts nach wie vor verpönt. &bdquo;Generell gilt: Ein aufgekrempeltes Hemd hat eine ganz andere Wirkung als ein T-Shirt, ist viel seriöser und formeller.“ Sei die kurze Hose im Büro erlaubt, sei es wichtig, auf ordentliche Stoffe, eine angemessene Länge und erforderliche Eleganz zu achten. &bdquo;Mit einer Bundfaltenhose mit Gürtel kann man nichts falsch machen, mit sportlichen Shorts schon.“ Das sind die No-Gos bei Herren Offene Schuhe: &bdquo;Hier haben es die Damen viel besser, denn offene Schuhe im Job sind bei den Männern absolut verpönt“, sagt Steinkamp. Schicke Sneaker, Espadrilles, Loafers oder Stoffschuhe böten hingegen gute Alternativen. Kopfbedeckungen: Egal, ob Käppi, Strohhut oder andere Hüte, im Büro haben diese Kopfbedeckungen nichts zu suchen. Lesen Sie auch: Das sind die größten Irrtümer von Arbeitnehmern im Arbeitsrecht Zu tiefe Ausschnitte: &bdquo;Ja, das gilt auch für die Herren“, sagt Steinkamp. &bdquo;Denn modisch sind hier auch gerade tiefe T-Shirt-Ausschnitte im Trend oder weit aufgeknöpfte Hemden angesagt.“ Im Büro gelte dieselbe Faustregel wie für Frauen: zwei geöffnete Knöpfe oder eine imaginäre Linie von der Achselhöhle bis zur Mitte der Brust. &bdquo;Tiefer nicht.“ Muskelshirts: Schulterfrei im Büro ist auch für die Herren nicht erlaubt. Dürfen Arbeitgeber überhaupt Kleidervorschriften vorgeben? Ja, gemäß Paragraf 106 der Gewerbeordnung dürfen Arbeitgeber Vorschriften hinsichtlich des Verhaltens und der Ordnung von Arbeitnehmern erlassen, und dazu gehört auch eine Kleiderordnung. Arbeitnehmer sind verpflichtet, diese Regeln einzuhalten, die entweder im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung festgelegt werden können. Die Nichteinhaltung kann dann auch arbeitsrechtliche Konsequenzen haben, einschließlich Abmahnung. Wiederholte Verstöße gegen Kleiderordnungen können sogar ein Kündigungsgrund sein. Allerdings müssen Arbeitgeber den Arbeitnehmern wiederum ein Mindestmaß an Individualisierung ermöglichen und Diskriminierungsverbote beachten, die im allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) festgelegt sind. Hier gilt: Kleidervorschriften sollten geschlechtsneutral und allgemein verbindlich sein.

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