"Gut, dass es weg ist": Nachbarn froh über Horrorhaus-Abriss in Höxter

Höxter-Bosseborn. Das letzte Kapitel des Horrorhauses hat Bürgermeister Daniel Hartmann von langer Hand geplant. Die Abrissfirma war informiert, dass es irgendwann relativ kurzfristig grünes Licht geben würde. Ansonsten sollte es geheim bleiben, dass die Tage des Hauses Saatweg Nummer 6 gezählt sind. &bdquo;Ich wollte das möglichst geräuschlos über die Bühne bringen“, sagt Hartmann, während der Bagger im Hintergrund sein Werk verrichtet.Zum Schutz der Einwohnerinnen und Einwohner in dem 516-Seelendorf. &bdquo;Die Bosseborner haben in den vergangenen Jahren sehr gelitten“, sagt Hartmann, &bdquo;jedes Mal, wenn das Haus in der Presse war, wurden alte Wunden aufgerissen“. Am Montagmorgen ist es dann soweit. Der Bagger rollt an. Das Grundstück wird mit einem Bauzaun abgesperrt. Der Abriss beginnt. Zuerst, bewusst, wird das Wohnhaus dem Erdboden gleichgemacht. Das haben die Anwohner im Saatweg natürlich mitbekommen. &bdquo;Die sind um 6 Uhr angerückt“, berichtet ein Nachbar. Von da an ging es schnell. &bdquo;Kein Wunder, da ist kein Zement zwischen, da sind bloß Steine aufeinandergelegt“, sagt der Anwohner. 1944 sei das Gebäude erbaut worden. Kosten damals: 4.000 Reichsmark. So erzählt man es sich jedenfalls. Denn der Nachbar war damals freilich noch ein kleines Kind.Jedes Wochenende Schaulustige Das Haus, in dem Wilfried und Angelika W. zahlreiche Frauen quälten und folterten, von denen zwei sogar starben, zog in den vergangenen Jahren Sensationstouristen an. Leute, die die Schauplätze von grausamen und makabren Verbrechen mit eigenen Augen sehen wollen. True-Crime-Pilger sozusagen. &bdquo;Jeden Samstag und Sonntag standen die hier“, berichtet der Nachbar, &bdquo;man brauchte gar nicht mehr vor die Tür gehen“. Bis zum Montag, da endlich die Bagger angerollt kamen, habe es lange genug gedauert. &bdquo;Gut, dass es weg ist.“ Eine Passantin kommt vorbei, den kleinen Hund an der Leine und zum Schutz gegen den Bosseborner Nieselregen einen regenbogenfarbenen Schirm aufgespannt. Dieses Haus, das war immer wieder Thema, erzählt sie. &bdquo;Ich bin sogar im Ausland einmal darauf angesprochen worden: Oh, Sie kommen aus Bosseborn, da, wo das Haus steht?“ Die Geschichte des Gebäudes lässt auch die Arbeiter nicht kalt. Torben Hartmann von der Beverunger Firma Erdbau Hake berichtet, wie sie vor dem Abriss routinemäßig durch das Haus gegangen seien. &bdquo;Das war schon beklemmend. Das zu sehen, was man sonst nur aus dem Fernsehen und der Zeitung kannte.“ Kein Abbruch wie jeder andere, auch für den Profi nicht.Was mit dem Grundstück passieren soll &bdquo;An diesem Montag wird der Sache ein Ende gemacht“, sagt Bürgermeister Daniel Hartmann mit flauschigem Ansteckmikro am Revers. Für diverse Medienvertreter wird er diese Worte ein ums andere Mal wiederholen müssen. Die &bdquo;Sache“, also das Haus, ging nach den Verbrechen von Wilfried und Angelika W. sowie einer filmreifen Episode um einen Dachdecker und eine Marihuana-Plantage in den Besitz des Landes über. Von Anfang an, berichtet Hartmann, sei es Wille der Stadt und der Politik gewesen, das Horrorhaus zu kaufen, um es dann abzureißen. &bdquo;Es waren verschiedene Behörden daran beteiligt, das ist der Grund, warum das so lange gedauert hat“, sagt er. &bdquo;Seit diesem Montag haben wir die Möglichkeit zu handeln. An diesem Montag haben wir unverzüglich gehandelt.“ Das Haus ist nun weg. Aber was soll daraus werden? &bdquo;Ich glaube nicht, dass das noch mal Bauland wird“, mutmaßt ein Nachbar. Recht hat er. Für den symbolischen Preis von einem Euro hat die Stadt Höxter Haus und Grund vom Land gekauft. An diesen Preis sind jedoch Bedingungen geknüpft, wie Baudezernentin Claudia Koch erklärt. Es muss etwas für die Gemeinschaft entstehen. &bdquo;Eine Grünfläche zur öffentlichen Nutzung“, präzisiert Hartmann. Das Grundstück werde mit Mutterboden aufgefüllt, ein paar Bäume und Sträucher sollen gepflanzt werden.&bdquo;Letztendlich entsteht eine Wiese“, sagt Hartmann. Das kostet wohl einen &bdquo;mittleren fünfstelligen Betrag“, wie Claudia Koch sagt. Und dann: Dann werde nichts mehr an das Horrorhaus von Bosseborn erinnern, sagt Daniel Hartmann: &bdquo;Es muss Schluss sein.“

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