„Horrorhaus von Höxter“: Bescheidener Umgang von Kabel 1 mit Top-Expertin

Höxter-Bosseborn. Rund eine Stunde mussten die True-Crime-Fans am Freitagabend vor ihren Mattscheiben ausharren, ehe sich Kabel-1 in seinem abendfüllenden Format &bdquo;Deutschland spektakulärste Kriminalfälle“ dem sogenannten &bdquo;Horrorhaus von Höxter“ widmete. Werbepausen eingerechnet. Immerhin konnten sie sich bis dahin schon einmal einen Eindruck vom Konzept der Sendung verschaffen. Die verschiedenen Fälle wurden anhand von Archivmaterial und nachgestellten Szenen erzählt. Teilweise angereichert mit Interviews, die die Redaktion mit Opfern oder Angehörigen geführt hat. Eine Stimme aus dem Off skizziert die wichtigsten Aspekte der Verbrechen. Unterbrochen werden diese Sequenzen von Einordnungen und Kommentaren, die teils prominente Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu dem bisher Gezeigten abgeben. Zum Beispiel Schauspielerin Simone Thomalla, die dem Publikum per Einblendung als &bdquo;TV-Kommissarin/Zeitzeugin“ vorgestellt wird. &bdquo;Alles beginnt mit einer Kontaktanzeige“, sagt der Sprecher – und wem der Bosseborner Fall geläufig ist, der weiß, dass es nun spannend wird. Erst mal jedoch folgt die emotionale Einordnung. &bdquo;Der ganze Fall ist unvorstellbar“, findet Nachrichtensprecher Jan Hofer und Schauspieler Sky Du Mont &bdquo;wird ganz schlecht“, wenn er das liest. Gemeint sind wohl die Schlagzeilen. Lesen Sie dazu: So kamen die grausamen Taten im &bdquo;Horrorhaus von Bosseborn“ ans Licht Zwei Opfer, die überlebt haben, kommen zu Wort Kabel-1 schildert in der Folge, wie die Ermittlungen in Höxter überhaupt ins Rollen gerieten. Die Autopanne. Wilfried und Angelika W. sind auf der Bundesstraße 64 in Niedersachsen unterwegs, eines ihrer schwer verletzten Opfer auf der Rückbank, als der Wagen den Geist aufgibt. Angelika ruft den Notarzt. Im Krankenhaus fällt den Ärzten &bdquo;zum Glück“, wie Podcasterin und Deutscher-Fernsehkrimipreis-Jurorin Heike Borufka für die Zuschauer festhält, auf, dass die Frau von der Rückbank verdächtige Verletzungen hat. Der Privatsender hat für den Beitrag über das &bdquo;Horrorhaus“ auch mit zwei Opfern von Wilfried und Angelika W. gesprochen, die anonymisiert auftreten. &bdquo;Christiane“ schildert, wie Wilfried ihr beim ersten Treffen gleich mit &bdquo;gebrauchten Ringen“ Aufwartung machte. Doris P. erinnert sich an tägliche Anrufe und das Drängen des Bosseborner Paares, sie möge doch nach Höxter kommen. &bdquo;Ich hatte Angst, alleine dahin zu fahren“, sagt sie mit dem Gesicht zu einem Monitor, auf dem Wilfrieds Facebookprofil aufgerufen ist. Laura Karasek, Tochter von Hellmuth, Buchautorin und Anwältin, mahnt: &bdquo;Ich glaube, dass es heutzutage unfassbar gefährlich ist, sich auf irgendwas aus dem Internet einzulassen.“ Lesen Sie dazu: Wer steckt wirklich hinter den bestialischen Taten im &bdquo;Horrorhaus“? Eine Folge unseres NW-Podcasts &bdquo;Ostwestfälle“ beschäftigt sich mit den Tätern: Saimehs Gutachten wurde später widersprochen Allerdings hat Kabel-1 auch wirkliche Experten für das &bdquo;Horrorhaus“ in der Sendung und macht da erstaunlich wenig Aufhebens drum. Zum einen die forensische Psychiaterin und Gutachterin Nahlah Saimeh. Laut Textleiste hat sie mehrere Kliniken geleitet, vor allem allerdings hat sie die W.s beim ursprünglichen &bdquo;Horrorhaus“-Prozess am Landgericht Paderborn begutachtet. &bdquo;Eine Gutachterin“ habe einen niedrigen IQ bei Wilfried festgestellt, erläutert der Sprecher in einer Filmsequenz. Genau: Nahlah Saimeh. Die jedoch gibt in der Sendung nur recht allgemein gehaltene Zitate ab. &bdquo;Der Krug geht solange zum Wasser, bis er bricht“, sagt sie, als es um den Zufall geht, dass das Auto von den W.s die Panne hat. &bdquo;Rein theoretisch hätte es auch weitergehen können.“ Spätere Expertisen widersprachen Saimeh in Teilen übrigens. Aufgrund dessen wurde nachträglich Sicherungsverwahrung für Wilfried beantragt. Zum anderen Philipp Fleiter, Radio-Moderater und Host des erfolgreichen True-Crime-Podcasts &bdquo;Verbrechen von nebenan“. Er lässt in manch einem Redebeitrag durchblicken, dass er beim Prozess dabei war. So wie er Wilfried erlebt habe, würde er sagen, W. sei &bdquo;bauernschlau“. Todesopfer kommen vielleicht etwas kurz Die wesentlichen Punkte des Falls werden im Beitrag angesprochen. Die Folter, die strengen Regeln, denen die Frauen im Haus im Saatweg in Bosseborn zu folgen hatten, das Binnenverhältnis von Wilfried und Angelika W., der Komplex Nachbarschaft. Weil aber viele spektakuläre Kriminalfälle in so einen Freitagabend passen müssen, reicht es an kaum einer Stelle für Details. So kommen auch die beiden Todesopfer, Susanne F. und Anika W., sehr kurz. Von Letzterer heißt es eigentlich nur, dass sie scheu und jung war. Andererseits reichen wohl auch drei abendfüllende Sendungen kaum, um jedem spannenden – und das ist so wertfrei wie möglich gemeint – Aspekt gerecht zu werden.

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