21.000 Ungeimpfte im Kreis Höxter: Taskforce soll für mehr Pikser sorgen

Kreis Höxter. Seit Mitte September ist das Impfzentrum dicht, geimpft wird nur noch in Hausarztpraxen und von Betriebsärzten. Die Folge: Die Zahl der Neuimpfungen ist auch im Kreis Höxter zurückgegangen. Was können die Verantwortlichen dagegen unternehmen? Wie stellen sich die Organisatoren der Impfkampagne im Kreis neu auf? Ein Überblick. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die beim Thema Impfungen den organisatorischen Hut auf hat, registriert in ihrem Zuständigkeitsbereich seit der Schließung der Impfzentren einen Rückgang der Neuimpfungen: In den Tagen seit der landesweiten Schließung der Impfzentren wurden in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe rund 15.500 Impfungen durchgeführt. Während des gleichen Zeitraums eine Woche zuvor, als die Impfzentren noch geöffnet hatten, sind es knapp 17.600 Impfungen gewesen. "Entwicklung abwarten" Sprecherin Vanessa Pudlo meint allerdings, dass es für Rückschlüsse noch zu früh sei: "Die Impfzentren haben am vergangenen Donnerstag flächendeckend geschlossen und die Praxen sind damit heute erst den dritten Tag - wenn man die Wochenenden außen vor lässt, an denen aber einige Praxen auch impfen - vollständig involviert. Hier ist es sicherlich ratsam, die weiteren Entwicklungen abzuwarten", meint sie. Die gute Nachricht: Im Kreis Höxter wird auch nach der Schließung der Zentren geimpft. Von Montag, 27. September, bis Dienstag, 4. Oktober, wurde in den Praxen des Kreises Höxter 409 mal ein Piks für eine Erstimpfung verabreicht, 776 mal erfolgte eine zweite Vakzinierung. Zum Vergleich: Allein am 18. September, dem letzten Tag an dem in der Brakeler Stadthalle Immunisierungen durchgeführt wurden, ließen sich 180 Menschen impfen. Davon waren 60 Erstimpfungen, 96 Folgeimpfungen und 24 Boosterimpfungen. Reguläre Struktur der Impfungen Trotz der eher geringen Fortschritte begrüßt es die KVWL ausdrücklich, dass die Impfungen jetzt in den Praxen über die Bühne gehen. &bdquo;Impfen gehört in die Praxen, das haben wir immer wieder betont. Die Impfzentren waren zunächst nötig, um schnell und strukturiert eine geringe Impfstoffmenge an diejenigen zu verimpfen, die bei einer Coronavirus-Infektion ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben", lassen sich die KVWL-Vorstände Dirk Spelmeyer, Volker Schrage und Thomas Müller zitieren. Nun sei ausreichend Impfstoff vorhanden und die Impfung gegen das Coronavirus habe, wie auch alle anderen Impfungen, ihren Platz in den regulären Strukturen der ambulanten Versorgung. Dass die Steigerung der Impfquote gehemmt werde, glaubt der Vorstand nicht. Vielmehr komme es "nun darauf an, vor allem diejenigen zu erreichen, die sich bei der Corona-Impfung noch nicht final entschieden haben, weil sie etwa verunsichert sind". Hier könne der behandelnde Hausarzt individuell informieren und aufklären. Was die Taskforce macht In NRW soll den Ärzten jeweils ein Team aus Experten zur Seite stehen - genannt Koordinierungsstelle Covid 19, auch Taskforce. Im Kreis Höxter wird die gerade gebildet. "Die wesentlichen Aufgaben werden die Überwachung des weiteren Impfgeschehens im Kreis sein und die Schaffung von Möglichkeiten zur Unterstützung bei einem möglichen erhöhten Impfbedarf", erklärt Kreis-Sprecher Thomas Fuest. Im Kreis Höxter werden die Stelle - laut Schlüssel des Landes - vier Mitarbeiter der Verwaltung und zwei Ärzte zur medizinischen Unterstützung bilden. "Mit der Leitung wurden Matthias Potthoff und Beatrix Rochell beauftragt. Unterstützt werden sie von zwei weiteren Mitarbeitern der Kreisverwaltung. Die medizinische Unterstützung wird von Jens Grothues und Barbara Passmann geleistet", sagt Fuest. Grothues war bereits der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Brakel und hat also schon viel Erfahrung mit dem Thema Corona-Impfungen. Sie werden sich, unter anderem, auch mit der Frage befassen, wie sich schwere Verläufe im Kreis Höxter verhindern lassen. Trotz hoher Impfquote wird es die nämlich absehbar geben, wenn es im Herbst und Winter zu einem Anstieg der Inzidenz-Zahlen kommt. Denn eine große Gruppe weist im Kreis eine deutlich zu geringe Impfquote auf, meint Wilfried Münster, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Höxter. Er erklärt: "Entscheidend für die Auslastung unserer Krankenhäuser ist der Anteil an schweren Verläufen bei den Corona-Erkrankungen. Diese sind bei vollständig geimpften Personen extrem selten. Im Kreis Höxter gibt es aber immer noch mehr als 21.000 Jugendliche und Erwachsene, die nicht geimpft sind, zusätzlich fast 15.000 Kinder unter zwölf Jahren, die nicht geimpft werden können." Impfzentren bleiben reaktivierbar Wenn sich in dieser Gruppe sehr schnell sehr viele anstecken, sei eine Überlastung der Krankenhäuser und Intensivstationen "leider weiterhin nicht auszuschließen". Eine Steigerung der Impfquote gerade bei den Erwachsenen sei weiter erstrebenswert. Auch oder vielmehr obwohl die Impfquote im Kreis Höxter mit rund 85 Prozent bei den Menschen über 18 auch im bundesweiten Vergleich recht hoch ist. Für den Fall der Fälle pocht das Land übrigens darauf, dass die Impfzentren wieder reaktiviert werden können. Der Kreis sieht sich da vorbereitet, PCs und Ausrüstung stehen bereit. "Das Material ist bis auf Weiteres eingelagert. Das Land hat keine Vorgaben gemacht, bis zu welchem Zeitraum das Material vorzuhalten ist. Die Lagerdauer wird vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängen", erläutert Matthias Potthoff vom Kreis Höxter. Bislang hat der Kreis Höxter 3,1 Millionen Euro vom Land für den Betrieb des Impfzentrums erhalten.

Meistgelesen