Diphtherie und Tetanus: OWL ist Schlusslicht bei wichtigen Kinderimpfungen

Mindestens 95 Prozent Impfquote braucht es, um bei Infektionskrankheiten eine Herdenimmunität zu erreichen. Ein Blick auf die Region OWL macht deutlich: Gerade bei wieder stärker verbreiteten Krankheiten wie Diphtherie erreichen die meisten Kreise die erforderlichen Ziele bei Kindern im Einschulungsalter nicht. Beispielhaft sind die Zahlen des Landeszentrums für Gesundheit allein im Kreis Paderborn. Sowohl bei Masern und Kinderlähmung als auch bei Diphtherie, Tetanus, Hepatitis B und Keuchhusten liegen die Quoten – wenn auch teilweise nur minimal – bei den Schulanfängern über der erforderlichen 95-Prozent-Marke. Am schlechtesten schneiden die Kreise Minden-Lübbecke und Lippe ab. Lippe erreicht die erforderliche Marke lediglich beim Masernschutz, alle anderen Krankheiten liegen hinsichtlich der Impfrate deutlich darunter. Das gleiche Bild zeigt sich in Minden-Lübbecke. In allen Kreisen – bis auf Paderborn – liegen die Impfquoten für Hepatitis B zudem deutlich unter den angestrebten Zielen. Und obwohl alle Kreise in OWL bei Kindern im Einschulungsalter hinsichtlich Masern über den erforderlichen Herdenschutz verfügen, ist die Region auch hier Schlusslicht in NRW. Denn in den meisten Kreisen und Kommunen liegen die Impfquoten deutlich über 98 Prozent. Kinderarzt aus Bielefeld macht Ärztemangel verantwortlich Bei der Altersgruppe der Zweijährigen hingegen erreichte NRW die Herdenimmunität im Jahr 2022 längst nicht, wie Zahlen der Barmer Versicherung zeigen. So waren zu diesem Zeitpunkt trotz Impfpflicht lediglich 88,5 der Kinder vollständig geimpft, bei den Vierjährigen 92,5 Prozent und bei den Sechsjährigen 93,1 Prozent. Lesen Sie auch: Warum Eltern lieber Zwangsgeld zahlen, als gegen Masern zu impfen Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Westfalen-Lippe, Marcus Heidemann, führt die zu geringen Impfquoten nicht auf Impfskepsis oder -müdigkeit in der Bevölkerung zurück, sondern auf die schlechte medizinische Versorgung. &bdquo;Wer keinen Kinderarzt hat, erhält auch keine Impfungen für sein Kind. Und wenn Familien sich einen Termin aufwendig über die Vermittlungsnummer 116 117 organisieren und dafür noch 100 Kilometer zu fremden Ärzten fahren müssen, dann machen die das in vielen Fällen eben nicht.“ Ein anderes Problem sei im Hinblick auf die Auffrischungsimpfungen bei älteren Kindern die Überlastung der Praxen. &bdquo;In dieser Situation noch ein aufwendiges Erinnerungssystem zu installieren und nachzuhalten, wann wer für welche Auffrischungsimpfung kommen muss, ist vielerorts nicht mehr möglich – und wird auch nicht ausreichend vergütet.“ .responsive23-LYxt0Rgcro8EbWiZ-atlas-slideshow-impfquote-bei { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-LYxt0Rgcro8EbWiZ-atlas-slideshow-impfquote-bei { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-LYxt0Rgcro8EbWiZ-atlas-slideshow-impfquote-bei { padding-top: 142.86%; } } Kreis Lippe verhängt über 100 Zwangsgelder in einem Jahr Wie sinnvoll und zielführend eine engmaschige medizinische Begleitung von Familien und ein Erinnerungssystem beim Thema Impfen sind, zeigen ebenfalls Zahlen der Barmer Krankenkasse. Diese bietet seit 2008 ein kostenfreies Kinder- und Jugendprogramm an, das neben zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen auch die gezielte Steuerung und Erinnerung notwendiger Impfungen durch den Arzt beinhaltet. Eine Untersuchung von Versicherten zeigte eine deutlich höhere Impfquote unter den teilnehmenden Kindern als unter den nicht teilnehmenden Kindern. Sie lag im Schnitt bei allen von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen etwa zehn Prozentpunkte höher. Kommentar zum Thema: Fehlende Nachweise des Masern-Schutzes: Kontrollnetz mit großen Lücken Das Beispiel des Kreises Lippe zeigt zudem, wie die Behörden im Fall nicht erfolgter Masern-Impfungen bei Kindern vorgehen. Hier werden die Meldungen über fehlende oder lückenhafte Nachweise des Schutzes aus Einrichtungen wie Kitas oder Schulen erfasst. Seit Einführung des Masernschutzgesetzes im März 2020 gab es 2.559 Meldungen, aktuell sind 258 Fälle in Bearbeitung. 2023 wurde im Kreis in 83 Fällen ein Zwangsgeld verhängt, weil Eltern von Schulkindern keinen Nachweis über Impfschutz oder Immunität vorlegten, 2024 waren es 104 Fälle. Derzeit laufen 15 Klageverfahren gegen die Verhängung der Zwangsgelder.

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