Keuchhusten-Fälle in OWL verzehnfacht – was auch Erwachsene jetzt wissen sollten

Dortmund/Bielefeld. In Westfalen-Lippe sind die Keuchhustenfälle im vergangenen Jahr rasant angestiegen. Seit der Einführung der bundesweiten Meldepflicht im Jahr 2013 hat das Robert-Koch-Institut die höchsten Fallzahlen registriert. Insgesamt erkrankten 2024 2.170 Menschen in der Region, im Jahr zuvor waren es noch 193. Und wer glaubt, Keuchhusten sei eine Kinderkrankheit, irrt gewaltig. Für wen ist Keuchhusten gefährlich? Lebensbedrohlich ist die Erkrankung für Säuglinge. Denn im Gegensatz zur weitverbreiteten Annahme äußert sich die Infektion bei ihnen eben nicht mit einem keuchenden Husten und ist damit nicht leicht zu bemerken. &bdquo;Die Erkrankung früh zu erkennen gelingt oft nur, wenn bereits andere Fälle im Umfeld der Kinder bekannt sind, aber auch bei älteren Kindern und Erwachsenen ist vor allem zu Beginn die Erkrankung nicht von anderen Infekten zu unterscheiden“, erklärt Marcus Heidemann, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Westfalen-Lippe. &bdquo;Bei Babys löst Keuchhusten aber Luftnot und Atemstillstände aus bevor überhaupt stärkerer Husten auftreten muss, das kann dann im Schlaf auch zum stummen Erstickungstod führen.“ In der Regel würden erkrankte Säuglinge deshalb im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt. Lesen Sie auch: Wieder mehr Läuse in OWL – viele Eltern machen diese Fehler Doch auch für Kinder und Erwachsene ist Keuchhusten eine quälende Angelegenheit, denn die krampfartigen, trockenen und bellenden Hustenanfälle können bis zum Erbrechen führen. &bdquo;Außerdem haben viele Patienten damit über Monate zu tun“, sagt Jens Grothues, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Rund 60 Prozent der Krankheitsfälle betreffen Erwachsene ab 18 Jahren. In Grothues’ Augen ist die Quote sogar noch höher. &bdquo;Wir haben hier mit Sicherheit eine hohe Dunkelziffer unerkannter Fälle, weil man zur absoluten Sicherheit für die Diagnose einen Abstrich beim Arzt machen muss.“ Wie ansteckend ist Keuchhusten? Keuchhusten wird durch das Bakterium &bdquo;Bordetella pertussis“ ausgelöst und durch Tröpfcheninfektion, also Reden, Husten, Niesen, übertragen. Die Erkrankung gilt als hochansteckend, fest jeder Kontakt zwischen einer erkrankten und einer ungeimpften, gesunden Person führt zu einer Infektion. Übertragen werden kann die Krankheit über einen Zeitraum von rund fünf Wochen nach Ausbruch. .responsive23-02CQxLhRoaU6qXYP-bar-vertical-keuchhusten-faellen-in-westfalen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-02CQxLhRoaU6qXYP-bar-vertical-keuchhusten-faellen-in-westfalen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-02CQxLhRoaU6qXYP-bar-vertical-keuchhusten-faellen-in-westfalen { padding-top: 142.86%; } } Wie verläuft Keuchhusten? In der Regel durchläuft die Infektionskrankheit drei Stadien: In der ersten Phase können sich Symptome wie Schnupfen, Heiserkeit, leichter Husten, leichtes Fieber und Schwächegefühl bemerkbar machen. In der Anfallsphase kommt es zu den klassischen Hustenattacken, die so stark sein können, dass sie zu Atemnot und Erbrechen führen können. Charakteristisch für die Anfälle ist eine vorgestreckte Zunge (siehe Titelbild). Lesen Sie auch: RSV-Impfung – was Eltern über neue Empfehlungen wissen müssen Die zweite Phase einer Keuchhusten-Erkrankung, die Anfallsphase, ist durch die typischen Hustenanfälle geprägt: Trockene Hustenattacken, die mitunter so stark sind, dass sie zu einer Atemnot führen können. Der Name &bdquo;Keuchhusten“ ist allerdings in den Augen von Kinderarzt Heidemann oft irreführend. &bdquo;Viele Patienten mit Pertussis weisen vor allem zu Beginn keinen keuchenden Husten auf“, so der Pädiater. &bdquo;Und umgekehrt bedeutet ein keuchender Husten nicht automatisch, dass der Patient Keuchhusten hat.“ Im dritten Stadium der Erkrankung heilt der Keuchhusten dann langsam ab. Wann wird geimpft und aufgefrischt? Die Impfung gegen Keuchhusten bietet einen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, übertragen kann die geimpfte Person den Erreger aber trotzdem, wenn auch deutlich reduziert. Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkomission (STIKO), Säuglinge im Alter von zwei und vier Monaten im Rahmen der Grundimmunisierung zu impfen. Es folgt eine dritte Impfung im Alter von elf Monaten. Kinder sollten die erste Auffrischungsimpfung zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr erhalten, die zweite zwischen dem neunten und 16. Auch Erwachsene sollten die Impfung regelmäßig alle zehn Jahre auffrischen. In Frage kommt dafür die Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphterie, Polio und Keuchhusten. Eine Einzelimpfung gegen Keuchhusten gibt es nicht. Entscheidend ist in den Augen von Hausarzt Grothues und Kinderarzt Heidemann aber auch die Impfung von schwangeren Frauen ab der 28. Schwangerschaftswoche. &bdquo;In diesem Fall gehen bis zur Geburt ausreichend Antikörper auf den Säugling über, sodass er nach der Geburt bis zur ersten Impfung ausreichend gegen einen schweren Verlauf geschützt ist“, so Heidemann. &bdquo;Außerdem versuchen wir oder die Gynäkologen auch immer, Väter, Geschwisterkinder und andere enge Angehörige mit zu impfen. Denn auch sie stellen ungeimpft natürlich ein Risiko für eine Ansteckung dar.“

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