Scholz oder Laschet - wen wollen die Parteien im Kreis Höxter als Kanzler?

Kreis Höxter. Scholz oder Laschet - das ist hier die Frage. Klar ist, sofern es wirklich keine Neuauflage der Großen Koalition gibt, dass FDP und Grüne mitregieren werden. Und sich ihren Kanzler wählen. Wer darf es denn nach Willen der Kreisvorsitzenden in Höxter sein? FDP Marion Ewers, Vorsitzende der FDP im Kreis Höxter, ist merklich unentschieden. "Inhaltlich haben wir mit der Union am Verhandlungstisch sicher die größten Übereinstimmungen", sagt sie. Das "Aufatmen" in der Region wäre auch sicherlich größer. "Andererseits hat der Wähler klar gezeigt, dass Laschet auf der Beliebtheitsskala nicht weit oben steht." Zudem hätten weder Olaf Scholz noch der FDP-Parteichef Christian Lindner eine Zusammenarbeit bisher ausgeschlossen. Für Ewers gäbe es bei einer möglichen Ampel-Koalition in Richtung SPD aber eine ganz klare rote Linie - "und ich hoffe, dass wir die beibehalten": Steuererhöhungen. Mit den Erfahrungen der Bundestagswahl 2017 muss bei den Liberalen jedoch die Frage erlaubt sein: Könnte Lindner Jamaika oder die Ampel schlussendlich wieder platzen lassen? "Wir stehen unter einem gewissen Druck", gibt Ewers zu. Denn, zöge die FDP zurück, dann gäbe es eigentlich jenseits der AfD nur noch eine mehrheitsfähige Koalition, und zwar die Große. Was wohl kaum einer in Deutschland ernstlich will. "Wenn es am Verhandlungstisch aber überhaupt nicht klappt", sagt Ewers, "dann wäre die Opposition vielleicht ehrlicher". GroKo-Entwarnung klingt anders. Bündnis 90 / Die Grünen Annalena Baerbock hat am Sonntagabend in der ARD bereits selbstbewusst formuliert, was sie will. Wenn auch, ohne sich für einen Kanzlerkandidaten zu entscheiden. Neben dem Umweltministerium auch Verkehr und Landwirtschaft - die drei Ministerium, die für die von den Grünen angestrebte Klimaneutralität entscheidend sind. Ob sie diese Ministerien dann von Olaf Scholz oder Armin Laschet bekommt, werden wir sehen. Anne Rehrmann, Sprecherin der Kreisgrünen, will sich im Gespräch mit nw.de dazu nicht äußern. "Die CDU hat eine krachende Wahlniederlage erlitten." Die Ergebnisse seien jedoch kompliziert. Deswegen unterstützt sie das Vorhaben der Partispitze, zunächst mit der FDP zu sprechen, der Partei, die im Vergleich zu den Grünen die größten Unterschiede im Wahlprogramm aufweist. "Hierbei müssen Gemeinsamkeiten ausgelotet werden, ich hoffe, dass die FDP sich dabei konstruktiver verhält als 2017." Öffentlich von Themen zu sprechen, die nicht verhandelbar sind, davon hält Rehrmann nichts: "Das nähme die Verhandlungen vorweg." Trotz der Schlüsselrolle bei den Koalitionsverhandlungen und einem im Vergleich zu 2017 beinahe verdoppelten Wahlergebnis im Kreis Höxter, ist die Kreisvorsitzende nicht ganz glücklich. "Ein lachendes und ein weinendes Auge", sagt sie, denn natürlich haben die Grünen im Kreis, aber auch bundesweit mehr erhofft. Ihre Themen waren und sind da. "Unser Potenzial ist größer und kann sicherlich noch besser ausgeschöpft werden", sagt Rehrmann, wieder mit Blick auf den Kreis Höxter. CDU So ähnlich könnte man auch die Performance der CDU im Kreis Höxter betiteln. Christian Haase, wiedergewählt in den Bundestag und Kreisvorsitzender seiner Partei, nutzt die Formulierung: "Wir sind erst mal in der Ernüchterungsphase." Haase sei mit seinen eigenen Werten, also den CDU-Erststimmen, durchaus zufrieden. "Die Verluste sind nicht so groß wie bei meiner Partei, bei den Zweitstimmen ist es auch im Kreis Höxter ein schlechtes Ergebnis." Einerseits habe sich der bundespolitische Trend auch westlich der Weser niedergeschlagen, andererseits seien Themen, die für die Menschen im Kreis Höxter interessant sind wie Landwirtschaft oder Entwicklung des ländlichen Raumes im Wahlkampf, zu kurz gekommen. Welche Möglichkeiten hat Haase, immerhin Mitglied des Bundesvorstands, denn, Themen auf die Wahlkampftagesordnung zu setzen? Über den ländlichen Raum sei ja gesprochen worden, sagt Haase dann. Aber über die Landwirtschaft nicht. Diesen Themenkomplex haber er angesprochen, aber im CDU-Vorstand habe er "keinen Widerhall" gefunden. Für Christian Haase ist, wie er sagt, nach wie vor klar: Armin Laschet kann Kanzler. Bei einer möglichen Rolle des Oppositionsführers ist sich Haase aber nicht so sicher. Da sehe er ihn "nicht unbedingt". Stattdessen solle dann lieber die Partei erneuert werden. Aber - ob die CDU jetzt am Ende regiert oder nicht - das historisch schlechteste Wahlergebnis der CDU bleibt ja. Muss da nicht generell erneuert werden? "Dass wir das aufarbeiten müssen, ist klar", sagt Haase. SPD Und dann noch die SPD, eigentlich die Wahlsiegerin. Für Kreis-Chef Helmut Lensdorf muss der Kanzler - überraschenderweise - Olaf Scholz heißen. "Eine gute Interpretation des Wahlergebnisses ist sicher, dass SPD, FDP und Grüne Wahlgewinne erzielen konnten, CDU und CSU jedoch verloren haben." Auch bei der Kanzlerfrage habe der Sozialdemokrat den größten Zuspruch von den Wählern erhalten. Lensdorf kann sich eine Ampel-Regierung vorstellen, die "sozial, ökologisch und innovativ" sei. Ist die FDP denn sozial, ökologisch und innovativ? "Nein, wahrscheinlich nicht in dem Maße wie andere Parteien, das Innovative kann man ihnen aber nicht absprechen und liberal sind sie, das ist ja auch nicht das Schlechteste." Die CDU, sagt Lensdorf, sollte sich mit der Oppositionsrolle anfreunden: "Da kann man viel lernen." Das bezieht er auch auf seine eigene Rolle im Kreis Höxter. Mit den Ergebnissen, die Bundestagskandidat Uli Kros und die SPD hier erzielt haben, "über dem Bundesergebnis", zeigt er sich zufrieden. Kros habe "neue Maßstäbe" mit seinem fairen und offenen Wahlkampf gesetzt. Gleichzeitig habe die CDU in acht Jahren 16 Prozent im eigentlich so traditionell schwarzen Kreis verloren. "Wir, SPD, FDP und Grüne, haben die Aufgabe, die schwarzen Verhältnisse aufzubrechen." Es werde vielleicht nicht rot im Kreis Höxter. "Aber es wird bunt." Und das sei gut so.

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