Die Landesgartenschau als Chance für die Renaturierung an der Weser?

Kreis Höxter. Die Sache ist kompliziert, aber die Zeit ist günstig – sagen Experten. Im Idealfall kann der Kreis Höxter im Bereich der Weser bei der Verbesserung der Gewässerqualität in den nächsten Jahren große Fortschritte machen. Dazu trägt auch ein neues Bundesprogramm bei. Damit die Weser und ihre Zuflüsse profitieren können, müssten allerdings einige Voraussetzungen erfüllt werden. Auch die Gelder für die Gartenschau wecken Begehrlichkeiten. nw.de hat mit Naturschützern und Behörden über das Thema Wasserrahmenrichtlinie und ihre Umsetzung im Kreis gesprochen. &bdquo;Es fehlt an Geld – und es fehlt an Flächen", benennt Burkhard Beinlich vom naturkundlichen Verein Weser-Egge zwei der Hauptprobleme, mit denen Projekte zur Gewässerrenaturierung immer wieder zu kämpfen hätten. Gerade kommt aber ein Programm auf den Weg, das helfen könnte, zumindest das Geldproblem ein wenig zu begrenzen. Es heißt &bdquo;Das blaue Band Deutschland", aufgelegt hat es der Bund. Insgesamt sollen rund 50 Millionen Euro in die Renaturierung der Bundeswasserstraßen fließen. Dazu kommen weitere zehn Millionen, die im Rahmen des Auenprogramms investiert werden sollen. Bessere Bedingungen Renaturierung, das klingt erstmal ziemlich abstrakt. Aber wenn der Eisvogel plötzlich an Bächen auftaucht oder wenn Forellen in Flüssen stehen, sieht jeder, worum es geht. &bdquo;Da wollen wir auch an der Oberweser Projekte anschieben", sagt Bernd Schackers vom UIH Ingenieur- und Planungsbüro, das beim Initiativkreis Oberweser aktiv ist. Darin sitzen Umweltverbände und Experten der Technischen Hochschule, alle machen sich Gedanken darüber, wie Weser und Nebenflüsse wieder besser an ideale ökologische Bedingungen angepasst werden können. Für einen der Umweltverbände erstellt Schackers Projektskizzen, die dann Vorlage für mögliche Förderanträge sein können. Rund 75 Prozent zahlt der Bund in der Regel für Renaturierungsprojekte im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie. Mit weiteren Förderprogrammen lässt sich der Anteil noch aufstocken. Allerdings seien im Bereich der Stadt Höxter bislang keine Projekte für das Blaue Band angedacht – zuständig wäre dafür an der Weser allerdings auch nicht die Stadt, Projekte erfolgten in Abstimmung mit der Bundeswasserstraßenverwaltung. Vielfach scheiterten Projekte allerdings nicht – nur – am Geld. Sondern auch daran, dass bei den Verwaltungen Personal zur Umsetzung fehle. Gelder für die LGS Zugleich fließen im Rahmen der Gartenschauvorbereitungen Gelder in die Umgestaltung der Weserpromenade. Das lässt bei Naturschützern Raum für Spekulationen, ob sich denn da nicht auch ein wenig mehr für die Umwelt machen ließe. Etwa an den Weserzuflüssen. Da machen auch die heimischen Angler auf ihr Anliegen aufmerksam: So erhofft sich etwa der Fischereiverein Lüchtringen in seinem Newsletter &bdquo;ein wenig Rückenwind" durch die Landesgartenschau. Gustav Petz vom Fischereiverein erläutert, dass es den Angelsportlern neben den Naturschutzaspekten vor allem um die Durchlässigkeit gehe. Also darum, dass Fische in den Oberlauf der Weser oder sogar in kleine Bäche und Nebenflüsschen schwimmen können. Ohne Hindernisse. Etwa, um dort zu laichen – was natürlich auch in naturschützerischer Hinsicht wichtig ist – und deshalb auch zu den Hauptzielen der Wasserrahmenrichtlinie gehört. Dass es durch die Gartenschau in Höxter zu Umbauten zumindest im Bereich der Weser kommt, die nur die Fluss-Ökologie verbessern – im Sinne der Gewässerrahmenrichtlinie – hält Schackers für unwahrscheinlich, immerhin handelt es sich dabei &bdquo;um unterschiedliche Förderkonzepte". Er kann sich allerdings vorstellen, dass etwa im Bereich des Floßplatzes nahes des Wohnmobilhafens der Uferbereich der Weser naturnäher gestaltet werden kann. Der liegt direkt neben dem ehemaligen Hafen der Bundeswehr, der zurückgebaut werden soll. Hier meldet der Fischereiverein die Hoffnung an, dass dabei auch ökologischen Erwägungen ein Recht eingeräumt wird, immerhin sei das Areal seit jeher &bdquo;wichtiges Laichgebiet". Doch die Stadtverwaltung Höxter plane im Zuge dieser Arbeiten auch eine Landestelle für Kanu und Bootswanderer. &bdquo;Es liegt an den Planern, dies ökologisch kompatibel zu gestalten", hoffen die Fischer. Deutet sich ein Nutzungskonflikt an? Friedliches Miteinander Baudezernentin Claudia Koch, die auch Landesgartenschau-Geschäftsführerin ist, sagt, dass auf der Boffzer Weserseite eine Menge in Sachen Renaturierung passieren solle. &bdquo;Für den Bundeswehrhafen gibt es eine Planungsgenehmigung", sagt sie. Ziel solle sein, dass das Ufer in dem Bereich naturnäher gestaltet wird. An Nutzungskonflikte glaubt sie nicht. &bdquo;Ich bin ein großer Freund davon, dass Natur und Mensch unter einen Hut gebracht werden", sagt sie. Auch in Naturschutzgebieten müsse der Mensch nicht generell ausgeschlossen werden. Friedliches Miteinander also statt Nutzungskonflikte. Koch weist aber auch auf die unterschiedlichen Fördertöpfe für Ausbauten im Rahmen der Gartenschau hin. Gartenschau-Geld fließt hauptsächlich ans Weserufer auf der Seite der Innenstadt. Ob und inwieweit diese Fördermittel mit Geld für die Gewässer-Rahmenrichtlinie für Gewässerschutz-Projekte kombiniert werden können, sei zu prüfen. Könnte wohl auch heißen, dass erst mal Renaturierungsmaßnahmen im Bereich der innenstadtabgewandten Seite umgesetzt werden dürften. Im Bereich des Bundeswehrhafens jedenfalls wird die Renaturierungsmaßnahme von der Bundeswehr selbst getragen. Laut Angaben des Fischereivereins hat die Bundeswehr bereits zugestimmt, dort auch ein Laichbiotop zu errichten. Schackers hofft in erster Linie auf die Fördermittel aus dem Projekt Blaues Band. &bdquo;Die Chancen auf ökologische Verbesserungen sind so gut wie nie", sagt er. Trotzdem, so seine Einschätzung, rollten nicht binnen der nächsten Monate die Bagger, denn die Projekte dauerten, brauchten Geld und bedürften einer guten Planung.

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