Außengastronomie: Pfingst-Wetter ist das große Thema für die Wirte

Kreis Höxter. Das größte Problem der Gastronomen im Kreis Höxter hat sechs Buchstaben. Nein, nicht Corona, nicht mehr. Denn sie dürfen ja wieder öffnen - wenn auch aktuell nur den Außenbereich. Es ist das Wetter, das nicht mitspielt. "Es war schon kalt", sagt Heiner Eyers, der das Restaurant in seinem Hotel Am Rosenberg bereits am vergangenen Samstag geöffnet hatte. Einige Gäste hielten die Temperaturen jedoch nicht ab, sodass Eyers ein zufriedenes Fazit zieht. Immerhin sei es eine "kleine Neueröffnung" gewesen. Das Wetter bleibe aber ein "Riesenthema", auch jetzt vor Pfingsten. "Es fehlen einfach vier, fünf Grad, dass man auch einen Schauer gut aushalten kann." Regen und Kälte sind vor allem deshalb ein Thema, weil die Gastronomen die Gäste nicht in den Innenbereich lassen dürfen. "Ich versuche gerade herauszufinden, ob ich meine Gäste auf Toilette lassen darf", sagt Bernd Weber, Chef vom Klosterkrug in Marienmünster. Nachgefragt beim zuständigen Ordnungsamt heißt es: "In der Coronaschutzverordnung ist das nicht abschließend geregelt." Aber: In Deutschland muss, wer Getränke ausschenkt, auch Toiletten vorhalten. Weshalb Gäste auf die Toilette gehen können - unter Vorkehrungen. Wie Maskenpflicht im Innenraum, Desinfektionsmöglichkeiten oder idealerweise einem Einbahnstraßensystem. Wer haftet bei Impfbetrug? Ein anderes Thema, das Weber umtreibt, sind die Nachweise, die seine Gäste mitbringen müssen. Entweder ein aktueller Negativ-Test, eine vollständige Impfung oder ein Genesenen-Nachweis. Dokumente, die der Gastronom überprüfen soll. Besonders Letzterer bereitet Sorgen. "Der Kreis Höxter hat die an alle Genesenen verschickt - aber ich weiß nicht, wie so was im Kreis Lippe oder im Kreis Paderborn aussieht oder worauf ich achten muss." Wer übernimmt da die Haftung, falls bei einer Kontrolle festgestellt wird, dass jemand mit falschem Nachweis unter den Gästen ist? "Vom strafrechtlichen Gesichtspunkt ist der verantwortlich, der etwas gefälscht hat", heißt es vom Ordnungsamt. Der Gastronom wäre aber in der Verantwortung, wenn Gäste bei einer Kontrolle gar keinen Nachweis vorlegen könnten, wenn der Gastronom also seine Gäste nicht selbst kontrolliert. Jetzt müssen sie nur noch kommen, die Gäste. Bisher seien die im Klosterkrug eher rar gewesen. "Da ruft mal einer an und fragt, wenn ich aber erkläre, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, dann lässt das Interesse auch schnell nach", sagt Weber. Ohne den Abholservice, sagt er, würde es sich nicht lohnen, den Biergarten zu öffnen. Zu hoch scheinen die Voraussetzungen, negativ getestet, zweimal geimpft oder genesen zu sein. "Wenn man es nüchtern betrachtet, ist es so, dass viele Geimpfte in Altenheimen leben oder am Wochenende im Krankenhaus arbeiten", sagt Weber. "Man hat sich gefühlt wie ein Sozialhilfeempfänger" Andreas Schmidt, Inhaber des Ratskellers in Warburg, schaut optimistisch aufs Pfingstwochenende. Schon Donnerstag will er den Außenbereich öffnen - und freut sich unheimlich aufs Arbeiten. "Man hat sich ja gefühlt wie ein Sozialhilfeempfänger", sagt Schmidt, "wie die Leute, die man im Fernsehen sieht, die mit ihrer Alten im Jogginganzug und mit Chipstüte auf dem Sofa sitzen". Und weiter: "Ich bin ganz froh, dass sie die Geissens abgesetzt haben - noch eine Woche länger zuhause und das hätte ich auch noch geguckt." Statt der Flimmerkiste läuft jetzt der Staubsauger. Jedes Glas, jeder Teller, jede Gabel wird gespült und poliert. Schmidt hat Blumen für den Garten besorgt - um es wenigstens "ein bisschen wohnlich" zu machen. Was bestellt ist, trudelt ein. Sogar der Bierleitungsreiniger, der zwischenzeitlich gar nicht mehr zu erreichen war, als klar war, dass die Gastronomie öffnen darf, hat inzwischen für guten Fluss gesorgt. Es kann losgehen. Während der vergangenen Monate haben Schmidt und sein Team an den Wochenenden Essen zum Mitnehmen verkauft - deshalb ist die Küche in Schuss. "Die Warburger sind top", sagt der Gastronom, der erst vor Kurzem vom Chiemsee in die Hansestadt gewechselt ist. "Die Gäste sind unglaublich freundlich, das Trinkgeld war fast höher als zu normalen Zeiten und es gibt sogar ein paar Positiv-Verrückte, die haben 100-Euro-Gutscheine gekauft." Aber nicht alle Gastro-Betriebe werden zum Pfingstwochenende öffnen. Alexander Hundt, Chef vom Strandgut, erklärt, dass das Lokal am Godelheimer See noch geschlossen bleibe: "Gucken Sie mal raus." Bei zwölf, 13 Grad ergebe es für ihn keinen Sinn, die Außengastronomie zu öffnen. Den Abhol- und Lieferdienst habe Hundt bereits nach vier Monaten "eingestampft". Derzeit werden an den Wochenenden am Kiosk Speisen "to go" verkauft. Hundt avisiert momentan den 29. Mai für die Wiedereröffnung - wenn das Wetter mitspiele. "Da freue ich mich auf jeden Fall drauf."

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