Wegen Corona: Weniger Schlaganfallpatienten im Krankenhaus

Kreis Höxter. Der 10. Mai ist der bundesweite Aktionstag gegen den Schlaganfall. Ein besonderer Tag für Martin Viertmann. Nicht nur, weil der Driburger selbst vor Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte – schwere bleibende Schäden hat er zum Glück keine. Sondern auch, weil er an diesem Tag stets daran erinnert, wie wichtig die Prävention ist. Aber auch an die schnelle Reaktion in dem Fall, dass ein Mensch Symptome haben sollte. &bdquo;Sofort ins Krankenhaus, jede Sekunde zählt", sagt der 83-jährige Sprecher der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Bad Driburg. Aber wegen der Pandemie und der Angst vor einer Ansteckung mit Corona wird diese Grundregel auch im Kreis Höxter offenbar überhaupt nicht beherzigt. "Bis die Symptome ganz schlimm werden" &bdquo;Gerade zu Beginn der Pandemie hatten wir weniger kardiologische Notfälle", sagt Tobias Hindermann, Geschäftsführer des Helios-Klinikums in Warburg. Er fürchtet, dass Menschen mit Symptomen länger warten, bis sie den Notarzt holen oder ins Krankenhaus fahren – aus Angst vor einer möglichen Ansteckung. Dabei sei die Wahrscheinlichkeit, sich im Krankenhaus zu infizieren, mittlerweile sehr gering: Neue Patienten würden in Einzelzimmern isoliert, fast das gesamte Klinikpersonal sei geimpft und trage Masken. &bdquo;Wenn Patienten jetzt Symptome spüren, warten sie häufig ab, bis die Symptome ganz schlimm werden", fürchtet Hindermann. Dann sei aber häufig wertvolle Zeit im Kampf gegen Spätfolgen wie etwa Lähmungen oder Sprachstörungen verloren. &bdquo;Keiner weiß genau, wo die bleiben" Prof. Mark Obermann, Chefarzt der Klinik für Neurologie am St. Ansgar Krankenhaus Höxter sagt, dass zwischen 16 und 22 Prozent weniger Notfallpatienten in die Stroke Unit kämen. Das ist die auf die schnelle Behandlung von Patienten mit Schlaganfall oder mit dem Verdacht auf Schlaganfall spezialisierte Abteilung des Krankenhauses. Dafür, dass es tatsächlich weniger Schlaganfallsymptome gibt, gebe es aber keinerlei Anzeichen. Tatsächlich könnte eher angenommen werden, dass es wegen der Pandemie sogar mehr Schlaganfälle geben müsste, immerhin greife das Coronavirus auch die Gefäße an, was einen Schlaganfall begünstigen oder gar auslösen könne. Mehr Patienten gibt es aber nicht, sondern weniger. &bdquo;Keiner weiß genau, wo die bleiben", sagt Obermann. Die Vermutung ist hier, dass die Dunkelziffer hoch ist. Und dass viele Patienten denken, &bdquo;dass das wieder weg geht". Obermanns Appell an alle: &bdquo;Wenn man Symptome hat: schnell ins Krankenhaus." Auch bei einem nur leichten Schlaganfall sei die Gefahr nämlich groß, dass es zu einem weiteren Schlaganfall komme. &bdquo;Binnen der ersten drei Tage ist die kritische Phase." "Nicht die Rolltreppe nehmen, sondern eine Treppe" Viertmann fürchtet ebenfalls, dass viele Menschen glauben, dass die Krankenhäuser überlastet seien, &bdquo;deshalb stellen sie sich nicht im Krankenhaus vor. Aber das kann gefährlich sein", warnt er. Er weißt darauf hin, wie wichtig Prävention ist, ob mit oder ohne Pandemie. Normalerweise macht er mit seiner Selbsthilfegruppe mit Aktionen darauf aufmerksam, versucht die Leute für das Thema zu sensibilisieren. Doch jegliche Treffen seiner Selbsthilfegruppe sind wegen Corona zuletzt ausgefallen. Aber Prävention sei wichtig: &bdquo;Nicht die Rolltreppe nehmen, sondern eine Treppe", stellt er die Bedeutung von ausreichender Bewegung heraus. Aber auch gesunde Ernährung helfe im Kampf gegen Schlaganfälle.

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