Stiftung Schlaganfall-Hilfe

Liz Mohn vergibt Auszeichnung in Gütersloh: Bekannte Sängerin unter den Preisträgern

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verleiht zum siebten Mal den Motivationspreis. Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten, muss kurzfristig absagen.

Die Verleihung des Motivationspreises fand in den Räumlichkeiten an der Schulstraße statt. | © Andreas Frücht

20.11.2024 | 20.11.2024, 12:14

Gütersloh. Selbstverständlichkeiten des Lebens änderten sich „von einer Sekunde auf die andere", wenn jemanden ein Schlaganfall treffe. Daran erinnerte Liz Mohn als Stifterin und Präsidentin der seit 1993 bestehenden Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zu Beginn ihrer Begrüßung der Festgäste, die sich zur siebten Verleihung des Motivationspreises der Stiftung an deren Sitz in der Schulstraße eingefunden hatten.

Je drei Betroffene, Ehrenamtliche und Fachleute erhielten den Preis. Zudem wurde erstmals der Liz Mohn Ehrenpreis vergeben. Wichtig sei bei einem Schlaganfall die Hilfe durch Fachkräfte, aber auch durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und seitens der Angehörigen, so Liz Mohn. Und zu helfen, dieses Helfen zu erleben, sei „etwas wirklich Wunderbares."

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270.000 Menschen seien jährlich in Deutschland von der Erkrankung betroffen, „Tendenz steigend". Auch Kinder, ja schon Babys könne es treffen. Mit 92 Nominierungen, aus denen eine Jury die Preisträger ausgesucht hat, habe es diesmal so viele wie noch nie gegeben. Schon die Nominierung sei eine Auszeichnung.

Moderatorin Lierhaus kämpfte sich nach Schlaganfall zurück

Viele Betroffene hätten sich „der Krankheit nicht ergeben, sondern sich ins Leben zurückgekämpft", sagte die Stiftungspräsidentin bei der von Thorsten Wagner-Conert (Radio Antenne Unna) gewohnt souverän moderierten Veranstaltung und wies beispielhaft auf die TV-Moderatorin Monica Lierhaus. Diese hielt denn auch die Laudatio auf die drei als Betroffene Ausgezeichneten.

Der Osnabrücker Jurist Peter Sczczekalla (55) hatte nach dem Schlaganfall mit dem Verlust der Sprache zu kämpfen, unterstützt mit seinem Fachwissen jetzt Selbsthilfegruppen. Der 45-jährige Medizininformatiker Ralf Illing aus Ulm war, nachdem er tags zuvor noch problemlos Tennis gespielt hatte, „umgefallen wie ein Baum".

Mithilfe seiner Familie und einer selbst wiederbelebten Selbsthilfegruppe überwand er die Folgen des Schlags. Auf eine lange Leidensgeschichte blickt die Hamburgerin Rafaela Vazquez (36) zurück. Als Ernährungscoach hilft sie nun anderen Betroffenen.

Frau des Bundespräsidenten muss ihre Teilnahme absagen

Nach einem weiteren Musikstück von Alyssa Schmitz, die diesen „besonderen Abend" (Vorstandsvorsitzender Michael Brinkmeier) an der Gitarre begleitete, würdigte Kuratoriumsmitglied Markus Klimmer die Trägerinnen des Ehrenpreises. Das hätte eigentlich Elke Büdenbender, die Gattin des Bundespräsidenten, übernehmen sollen und wollen. Doch sie hatte krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen.

Klimmer zufolge war Elke Büdenbender, seit 2023 auch im Kuratorium, auf eigenen Wunsch zur Stiftung gekommen. „Da wird wirklich was bewegt", habe sie bekundet. „Da will ich mitmachen."

Die Ehrenpreise gingen an die Schauspielerin Friederike Linke, die Sängerin Patricia Kelly und den Neurologen Professor Otto Busse (84). Dieser war laut Stiftung „gemeinsam mit Liz Mohn eine, manche sagen die treibende Kraft bei der Einführung von Schlaganfall-Spezialstationen (Stroke Units) in Deutschland." 1969 eröffnete er eine der ersten Stationen in Minden, heute gebe es 350 im Land.

Sängerin Patricia Kelly fühlt sich „extrem geehrt“

Friederike Linke (42) hatte zur Einübung einer Fernsehrolle in einem ZDF-Film via Stiftung Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe geknüpft. Daraus entstanden Freundschaften, und sie ließ sich zu einer Schlaganfall-Helferin ausbilden.

Patricia Kelly, die sich seit vielen Jahren für die Arbeit der Stiftung engagiert, fühlte sich "extrem geehrt". Die 55-Jährige sagte, sie nehme den Preis stellvertretend für die vielen entgegen, die sich "im Stillen" einsetzten.

Anschließend würdigte Kuratoriumsvorsitzende Brigitte Mohn als Fachleute den Chefarzt Peter Grein (52) aus Pfaffenhofen als Arzt, der sich auch nach der Entlassung für das Wohl der Patienten einsetze; den 54-jährigen Wuppertaler Orthopädietechniker Andreas Koch, der sich bis hin zu Hausbesuchen ganzheitlich um seine Patienten kümmere; die Ergotherapeutin Jasmin Wolf (44), die als „Vorbild für alle" in einer Essener Klinik arbeite und mittlerweile auch ein "YouTube-Star" sei.

Auszeichnung für Initiatorin von „Stroke Families“

Schließlich die Ehrenamtlichen. Sylvia Strothotte, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende, stellte hier zunächst die Leipzigerin Dagmar Grundmann vor. Die 77-Jährige hatte nach einem Schlaganfall 1997 eine immer noch existierende Selbsthilfegruppe gegründet. Die Unterstützung anderer Betroffener sei ihr zur Lebensaufgabe geworden.

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Sabine Höwelkröger (64) aus Hövelhof war durch ihren zu früh zur Welt gekommen, von Hirnblutungen betroffenen Sohn zur Schlaganfall-Selbsthilfe gekommen. Daraus habe sie Motivation entwickelt, „anderen Familien zu helfen." Sie gründete „Stroke Families", eine Initiative, die Kindern mit Handicap und deren Familien besondere Wünsche erfüllt.

Bereits 19 Mal war Berbel Häseker für den Motivationspreis nominiert. Nun bekam sie ihn. Die Bremerhavenerin hatte nach einem Schlaganfall 2021 eine Online-Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. 1.100 Mitglieder gehören inzwischen dazu.