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Baumaterialien werden knapp: Handwerker im Kreis Höxter schlagen Alarm

Bei fast allen Betrieben im Kreis Höxter sind die Auftragsbücher voll – aber die Lager leer. Dabei fehlt es nicht nur an Holz, sondern auch an anderen Werkstoffen. Was Kunden jetzt wissen müssen.

Könnte länger dauern: Weil etliche Materialien knapp sind, dauert die Lieferung, etwa von Dachlatten, derzeit länger. Das wirkt sich laut der Kreishandwerkerschaft auch auf den Kreis Höxter aus. | © Pixabay/Symbolfoto

08.05.2021 | 08.05.2021, 16:35

Brakel/Kreis Höxter. Das Handwerk war bislang wenig von der Pandemie betroffen: Fliesenleger, Schreiner, Gerüstbauer und Co. arbeiteten mit Abstand und Mundschutz weiter, Auftragsbücher waren voll. Das sind sie zwar jetzt auch. Allerdings werden die Baumaterialien knapp. Das hat massive Auswirkungen. Für die Betriebe, die jetzt die Politik in die Pflicht nehmen. Und auch für die Kunden.

Zimmerer

„Jetzt geht das mit dem Holz los wie mit dem Toilettenpapier", beobachtet Andrea Hecker vomZimmereibetrieb Hecker System Holzbau in Marienmünster. Viele Kunden würden tatsächlich schon sagen, dass die Handwerker das Material direkt bestellen und auf den Hof legen sollen – auf die Rechnung der Kunden. „Das macht aber keinen Sinn", erläutert sie. Auch weil der Lagerplatz bei allen Betrieben begrenzt sei. Sie berichtet von Preissteigerungen von 100 Prozent beim Holz. „Die Lieferzeiten sind das nächste Problem." Ihr Unternehmen habe bereits zwei Aufträge stornieren müssen. „Für den Holzbau ist das natürlich bitter – weil wir boomen. Aber uns sind da die Hände gebunden."

Metallbauer

Ähnliches Bild, andere Branche: Rainer Wöstefeld leitet das Unternehmen Wöstefeld Metallbau in Ovenhausen. Zwar gebe es beim Stahl selbst noch keine Engpässe, er sei „etwas teurer aber noch nicht gravierend". Tatsächlich dramatisch sei es allerdings beim Feinblech, „das ist am Markt gar nicht mehr zu bekommen". Und aus Blech werden Winkel und auch Rohre gefertigt.

Lackierer

Auch bei den Lackierern gibt es Engpässe, weiß Malermeister Alfred Gemmeke aus Steinheim. „Holz und Metall, das sind alles Werkstoffe, die wir auf den Baustellen natürlich brauchen." Zudem sei der Preis für bestimmte Dämmstoffe um 60 Prozent gestiegen. „Das ist natürlich schon eine Hausnummer", sagt er. Überdies fehle es bei Farbenherstellern mittlerweile an Plastik-Nachschub für die Farb-Eimer.

Baugewerbe

Von fehlendem Kunststoff, in diesem Fall PVC, kannBauunternehmerFelix Dreier ein Lied singen. Es hapere an den PVC-Rohren. Und die braucht es für jeden Neubau – etwa für das Kanalsystem. Und wenn die Rohre unten nicht verlegt werden „können wir oben auch nicht weiterbauen." Auch das Holz, das ebenfalls gebraucht wird, etwa zur Einschalung, sei zu üblichen Preisen einkalkuliert worden – nicht zu den aktuellen. „Da müssen wir ganz schön drauflegen."

Dachdecker

Von einem massiven Dachlattenmangel berichtet Jörg Rauscher. Der Dachdeckermeisteraus Lauenförde sagt, dass die Preissteigerungen für Dachlatten Richtung 400 Prozent tendieren. Es gebe eine große Materialknappheit.„Ich muss davon ausgehen, dass bald etliche Betriebe in Kurzarbeit gehen müssen, weil einfach kein Material da ist."

Kunden

Gerald Studzinsky, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg, fasst zusammen, dass die Preise für verschiedene Werkstoffe gestiegen sind, in der Summe hat damit fast immer auch ein internationaler Bauboom zu tun, der durch Corona ausgelöst wurde. „Wir können davon ausgehen, dass es eine Konsolidierung der Preise auf hohem Niveau geben wird."

Für Kunden, die jetzt schon einen Vertrag mit einem Handwerker abgeschlossen haben, in dem ein Preis für Arbeit und Material vereinbart wurde, dürfte sich nichts ändern. Die Mehrkosten muss der Handwerker zahlen. Die Handwerkskammer hat ihren Mitgliedern jetzt vorgeschlagen, flexible, vom Materialpreis abhängige Verträge abzuschließen. Und wenn die Handwerker erst gar keinen Termin frei haben? Gemmeke empfiehlt, in jedem Fall mit dem Handwerker in Kontakt zu bleiben, auch wenn der gerade wegen des Materialmangels keine Aufträge annehmen kann. „Irgendwann kommt eine Phase, während der wir wieder normal arbeiten können", hofft er. Mit Kunden, die bereits Anfragen an die Betriebe gerichtet haben, werde man in einem solchen Fall dann Kontakt aufnehmen, versichert er.