Modellregionen: Was für den Kreis Höxter spricht

Kreis Höxter. Freitag um 11 Uhr soll es soweit sein. Dann will das NRW-Wirtschaftsministerium die Kreise und kreisfreien Städte benennen, die als Modellregionen ausgewählt wurden, um unter Auflagen weiter zu lockern. Insgesamt haben sich Informationen der Deutschen Presse-Agentur zufolge 26 Kreise und 20 Städte beworben - unter anderem der Kreis Höxter. Nicht einmal einen Tag hatten die Bewerber Zeit, um sich und ihr Konzept möglichst überzeugend an das Land zu verkaufen. Der Kreis Höxter setzt in seinem Konzept zu möglichen weiteren testweisen Öffnungen auf vier Bereiche, in denen gelockert werden soll: Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Fitnessstudios. Bereiche des öffentlichen Lebens, die im Kreis Höxter, wie Landrat Michael Stickeln berichtet, keine "Infektionstreiber" gewesen seien. "Und wir können viele Infektionen ganz genau zurückverfolgen." Sollte der Kreis Höxter ausgewählt werden, könnte zum normalen, terminungebundenen Einkaufen zurückgekehrt werden. Denn "Click and Meet", also das Terminshopping, hätte im Einzelhandel auch zu Umsatzeinbußen geführt. "Eine Aussage muss eine gewisse Halbwertszeit haben" "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man den Menschen eine Perspektive geben muss", sagt Stickeln. Andernfalls, fürchtet er, lasse die Akzeptanz nach. Das heiße aber auch: "Eine Aussage muss eine gewisse Halbwertszeit haben, sofern man sich in einem gewissen Korridor bewegt." Das kann wohl als klare Kritik an dem politischen Zickzackkurs vor Ostern gewertet werden. Außergewöhnliche Umstände verlangten außergewöhnliche Maßnahmen, das sei klar, betont Stickeln. In allen anderen Fällen aber braucht es seiner Meinung nach Verlässlichkeit. "Das vermisst die Bevölkerung, glaube ich", sagt er, gibt aber zu:"Von der Seitenlinie kann man das leicht sagen". Der Landrat betont, dass der Kreis keine Bewerbung abgeben hätte, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz hier höher läge. "Bei einer Inzidenz von 150 käme ich nicht auf das Brett", sagt er. Mit einer seit Wochen vergleichsweise niedrigen Inzidenz aber "können wir hier solche Schritte seriös verantworten". Außerdem würden nicht sofort alle Türen weit aufgerissen. "Wir sind dabei nicht blauäugig", sagt Stickeln im Gespräch mit nw.de. Natürlich gebe es "Einstiegshürden". Und "die Gesundheitsprävention hat oberste Priorität". Wann wird abgebrochen? Die testweisen Öffnungen in sechs bis acht Modellregionen - zum Beispiel verbunden mit negativen Schnelltests im Einzelhandel - sollen, so ist der Plan, beispielhaft für vergleichbare Kreise und Städte sein. "Blaupausen", nennt es Stickeln. Aber auch ein "Anreizsystem". À la wer sich bemüht, der wird belohnt. Einen Grenzwert der Corona-Inzidenz als Teilnahmebedingung gibt es zwar nicht, dafür aber "klare Abbruch-Kriterien" - etwa wenn die Corona-Neuinfektionen erheblich über den Landesdurchschnitt steigen. Auch die begleitenden Wissenschaftler könnten das Projekt abbrechen. Auch hier liegt nach Stickelns Meinung ein Vorteil beim Kreis Höxter. "Würde in Städten wie Köln geöffnet, würden viele Einkaufstouristen angezogen", sagt Stickeln. Im Kreis Höxter wäre das anders, denkt er. "Selbst wenn wir in OWL der einzige Kreis wären, der öffnen darf." Der Kreis Höxter kann, da ist Stickeln ehrlich, aber auch nicht alle Voraussetzungen des Landes erfüllen. "Einiges ist nicht darzustellen, das muss man sagen." Trotzdem ist er der Meinung: "Wenn wir uns nicht bewerben, wer dann?"

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