Geplantes Schülerticket wird zum Bürokratiemonster

Kreis Höxter. Mit Bus und Bahn von Höxter bis nach Bielefeld oder sogar nach Münster – und das mit dem Ticket, das in der Woche auch für die Fahrt zur Schule gilt. Diese Idee steckt hinter dem Westfalen-Schülerticket, das im Sommer als Pilotprojekt eingeführt werden soll. Doch so einfach und vorteilhaft wie es klingt, ist es aber nicht. Denn zunächst kommen nur die Schüler in den Genuss des Tickets, deren Kommunen bereit sind, für die Zusatzkosten aufzukommen. Und dass in Zeiten, in denen die Kommunen Corona-bedingt besonders klamm sind. Deshalb kann der frisch gewählte neue Vorsitzende der Verbandsversammlung des Nahverkehrsverbundes Westfalen-Lippe, Matthias Goeken, auch noch nicht sagen, welche Kommunen sich in der Pilotphase überhaupt beteiligen werden. Wie der heimische CDU-Landtagsabgeordnete zudem berichtet, hätten beispielsweise Bad Driburg und Salzkotten grundsätzliches Interesse bekundet. Ihm ist das Schülerticket dennoch eine Herzensangelegenheit, wie er im Gespräch immer wieder betont. Die Vorteile Der Vorteil liegt aus Sicht der beteiligten Nahverkehrsverbünde auf der Hand: Es leiste einen Beitrag zur Verkehrswende, da es für alle schulischen und privaten Fahrten auch in der Ferienzeit in ganz Westfalen und Lippe gilt – mit Ausnahme unter anderem des Stadtverkehrs von Dortmund und Hamm. Deshalb sollten künftige Nutzer genau hinschauen, wenn sie das Ticket nutzen wollen. Zudem gibt es das Schülerticket nur im Abo für mindestens 12 Monate. Es ist nicht übertragbar und die Mitnahme weiterer Personen – wie beispielsweise der Eltern, ist nicht inbegriffen. Das weitere Problem: Die Initiatoren haben sich für die Pilotphase ein kompliziertes und bürokratisch aufwendiges System ausgedacht, das insbesondere zulasten der Schulträger, also insbesondere der Kommunen geht, wie aus einer Vorstellung des Projekts in der Versammlung des Nahverkehrsverbandes Paderborn-Höxter (nph) hervorgeht. Demnach müssen die Städte, beziehungsweise die Schulträger, die sich beteiligen wollen, zunächst einen Dreijahresvertrag mit dem Verkehrsverbund Paderborn-Höxter (VPH) abschließen. Sie können dabei zwischen zwei verschiedenen Modellen wählen, dem Fakultativmodell und dem Solidarmodell. Fakultativmodell In diesem Fall gibt es nur ein Ticket für die Schüler, die sowieso einen Anspruch auf den Schülerbusverkehr haben und für die die Kommunen bereits Geld bezahlen. Dazu wird ein Zusatzbeitrag von 12 Euro pro Monat für das erste Kind und 6 Euro für das zweite Kind fällig. Geld, dass die Eltern direkt an den VPH bezahlen müssen und dafür einen Extra-Vertrag schließen müssen. Der große Haken: Macht die Kommune beim Schülerticket mit, die Eltern sind aber nicht bereit, den zusätzlichen Eigenanteil zu bezahlen, verliert das Kind komplett seinen Anspruch auf die Fahrt mit dem Schulbus – auch zur Schule. &bdquo;Dieses Problem könnte umgangen werden, in dem der Schulträger die Eigenanteile der anspruchsberechtigten Eltern übernimmt", heißt es dazu in der VPH-Präsentation lapidar. Schüler, die keinen Schulbus-Anspruch haben, weil sie zu nah an der Schule wohnen, könnten in diesem Modell einen Jahresabo für 36 Euro monatlich buchen – müssen es aber nicht. Der VPH räumt ein, dass mit diesem System ein hoher Aufwand verbunden wäre, und schlägt daher noch ein zweites Modell vor. Solidarmodell In diesem Modell erhalten alle Schüler ein Schülerticket, wenn Kommune beziehungsweise Schulträger mitmachen wollen. Neben den bisherigen Kosten für den Schulbusverkehr übernehmen die Städte 6 Euro monatlich pro Buskind und 17 Euro für Kinder ohne Schulbus-Anspruch. Ob sich die Kommunen das Geld von den Eltern wiederholen, ist ihnen freigestellt. CDU-Verkehrspolitiker Matthias Goeken macht keinen Hehl daraus, dass er das unkompliziertere, wenn auch für die Kommunen teurere Solidarmodell favorisiert. Kostenlawine für Kommunen Er sieht in dem Schülerticket noch einen weiteren, wichtigen Vorteil: Es könne erheblich zur Stabilisierung des finanziell angeschlagenen öffentlichen Nahverkehrs beitragen. Dass die Kommunen in den kommenden Jahren den Nahverkehr mit Geld stützen müssen, ist für Goeken so gut wie sicher. &bdquo;Es wird eine Umlage kommen, anders geht es nicht", sagt er und verweist auf die erheblich gestiegenen Kosten für den Linienverkehr.

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