So können Angehörige bei häuslicher Gewalt Betroffenen helfen

Kreis Höxter. Häusliche und sexualisierte Gewalt sind für die Betroffenen ein sehr schwieriges Thema. &bdquo;Im Schnitt brauchen Frauen sieben Anläufe, bis sie den Täter verlassen können", sagt Mareike Stöver von der Frauenberatungsstelle für den Kreis Höxter. &bdquo;Die Frauen, die zu uns kommen, haben oft kaum noch Selbstwertgefühl." Weil es in dieser Situation sehr schwierig ist, sich Hilfe zu holen, erklären sie und ihre Kollegin Nadja Lang, wie Angehörige und Freunde Betroffenen beistehen können. &bdquo;Es ist wichtig, den Betroffenen zu zeigen: Ich bin da", sagt Lang. Ständiges Nachbohren sei dagegen eher kontraproduktiv. &bdquo;Man muss verstehen, dass sich die Betroffenen in einer komplexen Gewaltsituation befinden." Es sei aber durchaus möglich, den Frauen einen Flyer oder ein Kärtchen von der Beratungsstelle in die Hand zu drücken. &bdquo;Sie können der Person auch anbieten, Sie zu uns zu begleiten", so Lang. Jeder kennt mindestens eine von Gewalt betroffene Frau &bdquo;Viele Frauen denken in so einer Situation: Sowas passiert nur mir", sagt Stöver. &bdquo;Dabei kann Gewalt allen Frauen passieren, egal welches Alter, welche Nationalität oder welcher Stand. Jeder von uns kennt mindestens eine Frau, die Opfer von Gewalt wurde." Um das Hilfsangebot für all diese Frauen möglichst niederschwellig zu halten, verfolgt die Beratungsstelle in Zusammenarbeit mit der Polizei auch einen proaktiven Ansatz. Das bedeutet: Wenn die Polizei zu einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt ausrückt, gibt sie mit dem Einverständnis der Betroffenen deren Kontaktdaten direkt an die Beratungsstelle weiter. &bdquo;In dem Fall machen wir dann den ersten Schritt und kontaktieren die Frauen von uns aus", sagt Stöver. Die erste Aufgabe für die Beraterinnen ist dann meist das Selbstwertgefühl der Betroffenen wieder aufzubauen. &bdquo;Vielen der Frauen ist über Jahre eingeredet worden, dass sie nichts wert seien", sagt Stöver. Lang ergänzt: &bdquo;Sie sind bewusst isoliert worden." Auch diese psychische Dimension ist ein Aspekt häuslicher Gewalt, genauso wie das finanzielle Abhängig-Machen durch den Partner. &bdquo;Wir zeigen den Frauen dann: Du schaffst das auch allein", sagt Stöver. Neben Beratungen für Betroffene und Angehörige zu häuslicher Gewalt, bieten Stöver und Lang auch Beratungen zu anderen Gewaltformen wie Vergewaltigung und sexueller Nötigung an. Zudem beraten sie zu sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Jugend, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, digitaler Gewalt, Stalking und Zwangsheirat. Auch begleiten sie die Frauen, wenn nötig, zu weiteren Institutionen wie Polizei, Anwälte oder Ärzten oder stehen ihnen bei der Suche nach einer neuen Wohnung bei. Zahlen der Beratungen haben sich verdoppelt Selbst im Corona-Lockdown haben Stöver und Lang immer einen Weg gefunden, für ihre Klientinnen da zu sein. &bdquo;Selbst im harten Lockdown werden wir unser Bestes geben, die Beratungen aufrecht zu erhalten", sagt Stöver. &bdquo;Dann geht wir halt mit den Frauen zusammen an der frischen Luft spazieren." Da sie und Lang mehrere Büroräume im ganzen Kreis nutzen können, können sie den Frauen auch meist ein Beratungsangebot vor Ort bieten. Während des Lockdowns zu Beginn des Jahres haben sich die Fallzahlen in der Beratungsstelle im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. So waren die beiden Beraterinnen im März und April in 25 Fällen tätig. Vor diesem Hintergrund fordern Stöver und Lang: &bdquo;Die Frauenberatungsstellen sind unterfinanziert, eine bedarfsdeckende und abgesicherte Finanzierung von Frauenberatungsstellen ist wünschenswert. Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder darf nicht länger bagatellisiert und als Privatsache abgestuft werden." Die beiden wünschen sich eine gesicherte Finanzierung vom Land, auch für Frauenhäuser. Denn momentan sei die Finanzierung für die Hilfestellen zeitlich begrenzt und käme aus mehreren Töpfen. Im Fall der Beratungsstelle vom Land, vom Kreis, von der AWO und vom Zonta Club. Stöver wünscht sich eine Finanzierung, die nicht alle paar Jahre wieder neu ausgehandelt werden muss. Mitarbeiterinnen fordern eine Männerberatung Zudem fordert Stöver für den Kreis auch eine Männerberatungsstelle. Zwar gibt es in Paderborn dafür die Beratungsstelle KiM, doch auch im Kreis könnte so eine Stelle hilfreich sein. Einerseits weil Männer auch das Opfer von sexualisierter und häuslicher Gewalt werden können. Andererseits weil spezielle Therapieangebote für Täter der Gewalt verbeugen könnten. &bdquo;Täterarbeit ist auch Opferschutz", sagt Stöver. Die Frauenberatungsstelle ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 12.30 Uhr unter 01 60 93 79 30 30 oder -35 zu erreichen. Auch über die App Signal kann über diesen Nummern Kontakt aufgenommen werden oder per Email unter frauenberatungsstelle@awo-hoexter.de. Nähere Informationen finden sich auf der Homepage des AWO Kreisverbands Höxter.

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