„Es sind keine Ehedramen, es sind Morde“: Demo gegen häusliche Gewalt in Bünde

Bünde. &bdquo;Häusliche Gewalt passiert - auch in Holsen oder Bünde“, brachte Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger den Anlass der Demonstration auf den Punkt. Unter dem Motto &bdquo;Für Gleichberechtigung und ein gewaltfreies Leben“ hatte das Koordinierungsteam des Fachforums gegen häusliche Gewalt am Freitag, 11. Oktober, zu der Demo am Bünder Rathaus aufgerufen. Rund 50 - meist weibliche Teilnehmende - waren gekommen, um am Weltmädchentag ein kraftvolles Zeichen für Gleichberechtigung, Frauen- und Mädchenrechte, Toleranz und Vielfalt zu setzen. &bdquo;Nein zu Gewalt“, &bdquo;Die Gewalt hört nicht auf“, &bdquo;Laut für gleiche Rechte“, &bdquo;Für eine echt starke Politik“ und vieles mehr war auf den Plakaten zu lesen, die die Demonstrantinnen mitgebracht hatten. 461 Fälle im Kreis Herford Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand neben der Solidarität mit Betroffenen vor allem, sich stark zu machen gegen Gewalt an Frauen. Bürgermeisterin Rutenkröger nannte in ihrer Rede Zahlen und Fakten: Im Jahr 2022 habe es in Deutschland 250.000 erfasste Fälle von häuslicher Gewalt gegeben: &bdquo;Davon 461 im Kreis Herford“, sagte sie und fügte hinzu: &bdquo;Tendenz steigend.“ 133 Frauen wurden im gleichen Jahr deutschlandweit getötet. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt wird, sagte sie auch: &bdquo;Jeder dritte Mann wird zum Täter.“ Rutenkröger betonte, dass es in unserem Land Möglichkeiten gebe, der Gewaltspirale zu entkommen: &bdquo;Es gibt Beratungsstellen, Frauenhäuser und Hilfe von Nachbarn oder Freunden.“ Gleichberechtigung auf Kreisebene noch ausbaufähig Häusliche Gewalt habe viele verschiedene Ursachen: &bdquo;Es wäre schön, wenn es gelingt, die Ursachen zu bekämpfen“, sagte Rutenkröger. Dies sei eine gesellschaftliche Entwicklung. Nachdem sie von einem Fall häuslicher Gewalt in ihrem persönlichen Umfeld berichtet hatte, mahnte sie: &bdquo;Bleiben Sie wachsam!“ Zu den Rednern gehörte auch Markus Altenhöner: &bdquo;Wir sind beim Thema Gleichberechtigung noch nicht da, wo wir hinwollen“, gab der Kreisdirektor zu. Als Beispiel nannte er die fehlende Parität bei der Verteilung der Bürgermeisterämter im Kreis Herford: &bdquo;Es gibt eine Bürgermeisterin und acht Bürgermeister“, so Altenhöner, der auch die noch immer häufig geschlechterabhängige Verteilung der sogenannten &bdquo;Care-Arbeit“ erwähnte. Gemeint ist die in der Regel unbezahlte Tätigkeit des Sorgens und Sich-um-andere-Kümmerns, die meist von Frauen geleistet wird. Eine Betroffene will anderen Mut machen Mit Blick auf das Thema Gewalt gegen Frauen sagte Markus Altenhöner als ehemaliger Chef der Kriminalpolizei und Vater zweier kleiner Töchter: &bdquo;Ich schaue mit zwei Perspektiven darauf und es wäre schön, wenn wir uns nicht dafür einsetzen müssten.“ Leider habe er aber während seiner aktiven Dienstzeit als Polizist die Erfahrung machen müssen, dass auch in Zukunft das weitere Engagement erforderlich sei. Als Beispiel einer von geschlechterbasierter Gewalt betroffenen Frau bat die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bünde, Zdravka Buettner, eine der Demonstrationsteilnehmerinnen ans Mikrofon. Die 29-Jährige, die sich zu ihrem eigenen Schutz &bdquo;Frau Meier“ nennt, gab keine Details zu ihrer eigenen Lebensgeschichte preis. Sie sprach aber anderen Betroffenen Mut zu: &bdquo;Vor zwei Jahren hätte ich mir einen solchen Auftritt nicht zugetraut“, sagte sie. Und weiter: &bdquo;Es kann jede von uns treffen.“ Frau Meier rief dazu auf, sich nicht &bdquo;kleinmachen“ zu lassen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Stadt Bu?nde (@buende_de) Es verändere sich nichts Sie erinnerte mit Blick auf Beratungs- und Unterstützungsangebote für Frauen: &bdquo;Niemand ist allein.“ Zum Abschluss ihres Redebeitrags beeindruckte die in Bünde lebende junge Frau mit ihrer mutigen Aussage: &bdquo;Ich lasse nicht mehr zu, dass Angst mein Leben kontrolliert.“ Ella Kraft, die vor 45 Jahren das Frauenhaus Herford mitbegründet und zwei Jahrzehnte dort gearbeitet hat, meinte nach dem offiziellen Teil: &bdquo;Seit 45 Jahren gibt es schöne Worte und gute Reden. Es verändert sich aber nichts.“ Noch immer sei es so, dass bei häuslicher Gewalt ein Teil der Schuld bei Frauen gesucht würde. Auch würde ihrer Ansicht nach oftmals nicht im erforderlichen Maße ermittelt. Auf die Frage, was sich ändern müsse, antwortete Kraft: &bdquo;Dass Männer bestraft werden.“ Andere Länder seien an dieser Stelle weiter als Deutschland. Noch immer würden Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt seien, bei einer Trennung ihr Leben riskieren. Für die langjährige Mitarbeiterin des Frauenhauses beginnt die Verharmlosung von Straf- und Gewalttaten bereits bei der Wortwahl: &bdquo;Es sind keine ’Ehedramen’ - es sind Morde“, fasste sie ihre Meinung zusammen.

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