Zu wenig Frauen in den Räten des Kreises Höxter

Kreis Höxter. 252 zu 55. Das klingt nach einem äußerst ungesunden Blutdruck, einem extrem unausgeglichenen Basketballspiel oder nach dem Verhältnis von Männern und Frauen in den Räten des Kreises Höxter. Nicht einmal jedes fünfte Ratsmitglied ist weiblich (17,9 Prozent). Ein beinahe identischer Wert zu dem, auf den die AfD-Bundestagsfraktion (17,8 Prozent) kommt, die für ihren geringen Frauenanteil immer wieder kritisiert wird. Mit 17,9 Prozent liegt der Kreis Höxter auch deutlich unter dem Landesschnitt in NRW (27,3 Prozent). In den einzelnen Städten zeigt sich ein heterogenes Bild bei den Frauenanteilen. Wobei: Nachholbedarf ist überall. Mancherorts ist es einfach noch finsterer als anderswo. In absoluten Zahlen sitzen im Rat der Stadt Höxter die meisten Frauen (zehn), prozentual hingegen liegt Willebadessen mit 25,9 Prozent Frauen knapp vor Brakel und Bad Driburg (jeweils 25 Prozent). Höxter kommt hier auf 22,7 Prozent Ratsherrinnen. In Wählergemeinschaften haben Frauen es schwer Die schlechtesten Werte haben Marienmünster (neun Prozent), Nieheim (acht Prozent) und Borgentreich (drei Prozent). Für das Schlusslicht heißt das in absoluten Zahlen: Von 27 Ratsmitgliedern ist nur eines weiblich. Nach Parteien aufgeschlüsselt hat die CDU mit 21 Frauen die meisten weiblichen Vertreterinnen in den Räten sitzen. Allerdings stellen die Christdemokraten auch insgesamt die größte Gruppe an Ratsmitgliedern (149). Prozentual sind 14 Prozent davon weiblich - unter Durchschnitt. Bei der SPD liegt der Frauenanteil bei 23,7 Prozent. Überraschung: Die FDP, auf Bundesebene ein Quotenmuffel, stellt zu 37,5 Prozent Frauen auf. Und der Topwert kommt von den Grünen: fast 39 Prozent Frauen. Am schwierigsten scheinen es Frauen aber in anderen Parteien, Wahlgemeinschaften oder als Unabhängige zu haben. Dort stellen sie nur 9,6 Prozent der Ratsmitglieder. Mehr Chancengleichheit gleich mehr politisches Engagement Warum sind Frauen in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert? Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung ist der Frage nachgegangen und sieht die Ursachen weniger bei den Frauen als Individuen, sondern mehr in Strukturen und Systemen, die es Frauen schwerer machen, teilzuhaben. Beispiel: Sitzungszeiten. Die Forscher empfehlen daher in der Studie, etwa Kinderbetreuung für die Dauer der Termine zu organisieren oder sogar eine Elternzeit für Mandatsträger und -trägerinnen einzuführen, während derer die Ratsmitglieder vertreten werden. Spannend: Die "typische" Frau in der Kommunalpolitik sei den Wissenschaftlern zufolge berufstätig, habe einen hohen Bildungsabschluss und müsse sich nicht oder nicht mehr um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern. Die Forscher haben außerdem herausgefunden, dass sich wesentlich mehr Frauen politisch engagieren, wenn in ihrer Region Chancengleichheit gegeben ist. Damit ist unter anderem auch eine gute Betreuungsinfrastruktur gemeint. Am 13. September werden im Kreis Höxter neue Räte gewählt. Die Frauen, die es dann in die Räte schaffen, haben daraufhin fünf Jahre lang die Chance, es anderen zu erleichtern, sich ebenfalls politisch in ihrer Stadt einzusetzen. Und zwar nicht, um Quoten um der Quoten willen zu erfüllen. Sondern weil die besten Ideen immer dann entstehen, wenn so viele Menschen wie möglich mit den verschiedensten Hintergründen, Lebensumständen und Erfahrungen zusammenarbeiten. Denn: Wer das Gefühl hat, etwas bewegen zu können, der ist auch motiviert. Natürlich wird es mit zunehmender Diversität umso schwieriger zu definieren, was denn nun die besten Ideen sind. Aber Politik ist ja auch nichts, was einfach ist. Im Idealfall sind es dann irgendwann nicht nur mehr Frauen, die im Rat sitzen. Sondern auch Vertreter anderer politischer "Minderheiten", die ihre Städte prägen.

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