Höxter

„Förderverein Karolingisches Westwerk Corvey“ gegründet

Der Verein will das Höxteraner Welterbe weiter in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und multimedial erlebbar machen.

Als Motiv mit Wiedererkennungswert ist die Silhouette der Doppelturmfassade des karolingischen Sakralbaus auf dem Logo des Fördervereins zu sehen. | © Troels Rasmussen

12.07.2020 | 12.07.2020, 06:00

Höxter. Nach Jahren der Vorbereitungen haben die restauratorischen Baumaßnahmen im Welterbe Westwerk Corvey inzwischen Fahrt aufgenommen. Genau der richtige Zeitpunkt, um einen Förderverein zu gründen. Vorsitzender Rudolf Jäger und seine Mitstreiter hoffen, dass viele Corvey-Begeisterte ihrem Beispiel folgen und dem neuen „Förderverein Karolingisches Westwerk Corvey" beitreten.

Das Westwerk ist weithin einzigartig – ich hoffe sehr, dass wir die Identifikation der Menschen mit diesem Leuchtturm intensivieren", sagt Rudolf Jäger (68), der nach seinem Wirken als Banker und langjährigem Vorstandsmitglied der Verbundvolksbank OWL seinen Ruhestand Corvey widmen möchte. In dieser Mission steht ihm als stellvertretender Vorsitzender ein Geistlicher zur Seite, der Corvey kennt und nun, wie er sagt, „an den Tatort zurückkehrt": Domkapitular Monsignore Andreas Kurte (56), von 2003 bis 2008 Pfarrdechant in Höxter und jetzt Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat.

Er ist ein ausgewiesener Kenner der monastischen Geschichte dieses Zentrums der Christenheit. Höxters Stadtarchivar Michael Koch war bereits in den 1990er Jahren an Grabungen dort beteiligt. Er übernimmt die Aufgabe des Schriftführers. Friedhelm Meyer (Schatzmeister, Paderborn, bis 2010 Leiter der Stadtkämmerei) und Martin Bienen (stellvertretender Schatzmeister, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer aus Paderborn) komplettieren den Vorstand.

Bürgerengagement mobilisieren

Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseum Paderborn und Leiter des wissenschaftlichen Kompetenzteams zur Erschließung des Westwerks, arbeitet seit der Karolinger-Ausstellung 1999 im Museum in Paderborn eng mit Friedhelm Meyer und Martin Bienen zusammen. In dieser Konstellation wollen die drei nun den Förderverein etablieren.

Der Vorstand des neuen Fördervereins mit Michael Koch (v. l.), Martin Bienen, Friedhelm Meyer, Rudolf Jäger und Prälat Andreas Kurte möchte die Menschen für das einzigartige Westwerk begeistern. Das Foto ist vor der Corona-Krise entstanden. - © Förderverein
Der Vorstand des neuen Fördervereins mit Michael Koch (v. l.), Martin Bienen, Friedhelm Meyer, Rudolf Jäger und Prälat Andreas Kurte möchte die Menschen für das einzigartige Westwerk begeistern. Das Foto ist vor der Corona-Krise entstanden. | © Förderverein

„Er ist ein wichtiges Instrument, um das Westwerk nachhaltig in die Öffentlichkeit zu tragen und ein Bürgerengagement zu mobilisieren", betont Stiegemann. Konzentrieren soll sich das Engagement auf das karolingische Westwerk und nicht auf die Civitas, die auch zum Welterbe gehört und als Bodendenkmal im Verborgenen liegt. Im Westwerk werde, so Stiegemann, auf lange Sicht viel zu tun sein. Das fange mit der multimedialen Erschließung an. Die Zeitreise der Besucher in die bewegte Geschichte des im Mittelalter hochbedeutenden Klosters beginnt in der Erdgeschosshalle. Im Johanneschor soll die ursprüngliche Ausgestaltung dieses erhabenen Sakralraums anhand zweier Erzählstränge erlebbar werden. Unter anderem sollen die Gäste den Freskanten des 9. Jahrhunderts geradezu über die Schulter schauen können.

Erhalt des Denkmals

Über die Erschließung hinaus stehen konservatorische Aufgaben und ein kontinuierliches Monitoring auf der Agenda. Für all diese Notwendigkeiten zum Erhalt der Denkmalsubstanz auch für kommende Generationen sowie zur Unterhaltung und Pflege des Westwerks will der Verein Fördermittel und auch Spenden akquirieren. Hinzu kommen wissenschaftliche Projekte und Forschungen, Veröffentlichungen sowie didaktische Aktivitäten zur Vermittlung der Geschichte des Westwerks und der Bedeutung der früheren Benediktinerabtei als kulturelles und geistliches Zentrum mit gesellschaftlichem und politischem Einfluss.

Der Mitgliedsbeitrag für den Westwerk-Förderverein beläuft sich auf 50 Euro pro Jahr. Prälat Kurte regte an, einen Studierenden-Beitrag von 25 Euro anzubieten, um auch junge Menschen zu erreichen. Für Institutionen liegt der Jahresbeitrag bei 150 Euro. Während der Westwerk-Förderverein an den Start geht, steht der Förderverein „Chorus" für die Rettung der Springladen-Orgel der Abteikirche kurz vor dem Ziel. „Wenn die Orgel tatsächlich 2021 fertiggestellt ist", so Vorsitzender Heinz-Hermann Deininger, „wäre zu überlegen, den Mitgliedern einen Wechsel in den neuen Förderverein zu empfehlen".