Borkenkäfer-Invasion im Fichtenbestand im Kreis Höxter

Kreis Höxter. &bdquo;Extrem", &bdquo;erschreckend" und &bdquo;gruselig": Mit diesen drei Worten charakterisiert Förster Florian Bitter das, was er einmal wöchentlich aus den Borkenkäfer-Fallen holt, mit denen das Regionalforstamt Hochstift Daten zum landesweiten Borkenkäfer-Monitoring beisteuert. Weil der 100 Milliliter-Messbecher nicht mehr ausreichte, um die Menge aufzunehmen, die er in den Schubfächern der Fallen findet, hat er einen haushaltsüblichen Ein-Liter-Messbecher gekauft, in denn die Schubladen der Fallen ausgeleert werden. Doch auch der war jetzt voll. Hochgerechnet 55.000 Borkenkäfer in einer einzigen Falle haben auch den erfahrenen Förster umgehauen. Wo normalerweise rund 3.000 pro Woche und Falle gezählt wurden. Wo doch rund 2.000 allein reichen, um eine ausgewachsene Fichte zu zerstören. Eine Invasion schon so früh im Jahr in der vermutlich ersten Generation der Käfer. Noch mindestens zwei weitere werden dieses Jahr wohl folgen, womöglich auch noch eine Geschwistergeneration. Abhängig von der Witterung. Sechs bis acht Wochen braucht laut Bitter eine Borkenkäfer-Brut, um sich zu entwickeln, je nach Standort. "All you can eat" NRW-weit tragen die Förster – auch im Regionalforstamt Hochstift übernehmen das mehrere Kollegen – mit ihrem Monitoring Daten zur Überwachung zusammen, wie die Borkenkäfer-Situation derzeit in den Wäldern aussieht. Das gab’s schon immer, sagt der Förster. Nur das Netz der Überwachung sei verdichtet worden. Auf einer Karte kann jeder online die Situation in den Regionen von NRW ansehen. Ergebnis: schon Mitte Mai Alarmstufe rot. Einmal wöchentlich kontrolliert Florian Bitter seine vier aufgestellten Kisten-Fallen, die an bereits befallenen, sonnenbeschienen, südlich ausgerichteten Fichtenstandorten aufgestellt worden sind. Lieblingsplätze von Buchdrucker und Kupferstecher, den beiden Borkenkäfer-Arten. Mit artentypischen Lockstoffen werden die jetzt fliegenden Käfer angelockt. &bdquo;Wir suggerieren ihnen: Hier gibt’s die Chance für ein Dating und all you can eat", sagt Bitter. Die Käfer fliegen gegen die Falle, plumpsen durch einen Schlitz in die untere Schublade und können dort nicht mehr entkommen. "Ein Snack für zwischendurch" Wenn Bitter einmal wöchentlich kontrolliert, bekommt er für die Datensammlung einen Überblick, wie sich die Population der Käfer entwickelt hat. Die Käfer fliegen etwa zwei bis drei Kilometer im Umkreis, mit Wind und Drift vielleicht auch mal fünf Kilometer. &bdquo;Wenn man einen Kreis um eine Population legt und selbst, wenn wir in den nächsten Wochen viel Regen bekommen werden: Die Borkenkäfer finden ihren Zeitraum zum Fliegen", sagt Bitter. Und: &bdquo;Die Fichte in diesem hat keine Chance". Es sind vor allem die 30 bis 40 Jahre alten oder älteren Nadelbäume, die ins Beuteschema der Borkenkäfer passen. An den jüngeren hätten sie meist kein Interesse – oder nähmen dort beim Durchfliegen nur &bdquo;einen Snack für zwischendurch". Die einzige Chance für die Förster: Befallene Bäume fällen und schnellstmöglich aus dem Wald bringen zu lassen. Doch der Holzmarkt und die Logistik sind von den enormen Mengen aus dem vergangenen Jahr noch immer überschwemmt und überlastet. Dazu das warme, trockene Wetter. Folge: immer mehr und schneller braune Fichten-Bestände in den Wäldern. Und damit wohl keine Möglichkeit mehr, dem Einhalt zu gebieten. Was Bitter mit den literweise Käfern aus den Fallen macht? &bdquo;Ich habe eine ökologische Verwertung gefunden", sagt er. &bdquo;Ein Bekannter hat Hühner. Als ich die Käfer zum ersten Mal dorthin brachte, schickten die Vögel ein Vorkoster-Huhn voraus, das probierte." Mittlerweile kommen sie zum Zaun gerannt, wenn er vorfährt, und laufen ihm hinterher.

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