Wegen Corona: Fahrradhändler im Kreis Höxter erleben Ansturm

Kreis Höxter. Die Corona-Krise hat die Aussicht auf Urlaub in der Ferne schwinden lassen. Was aber in Anbetracht von weltweiter Reisewarnung, geschlossenen Hotels und etwaigen Reiseerleichterung in jedem Fall bleibt, ist die Erholung in Heimatnähe. Dass sich derzeit viele Menschen darauf vorbereiten, spüren die Fahrradhändler im Kreis. In ihren mittlerweile geöffneten Läden können sie sich vor Kundschaft kaum retten. So spricht Dirk Sommer, Inhaber von &bdquo;Zweirad Sommer" in Höxter, von einer um 50 Prozent gesteigerten Nachfrage. &bdquo;Viele haben immer noch frei und mit das Einzige, was sie machen können, ist Fahrradfahren." Seine Kundschaft komme mittlerweile auch aus Uslar und Northeim. &bdquo;Da fragt man sich: Gibt es dort keine Fahrradhändler?" Sommer kann sich sogar vorstellen, dass der derzeitige Kundenzuspruch die corona-bedingten Einbußen kompensieren könnte. &bdquo;Das werden wir aber erst am Ende des Jahres sicher sehen", sagt der Unternehmer. Die Verkaufsschlager: E-Bikes und Mountainbikes. Teilweise komme es sogar zu Engpässen. &bdquo;Jeden zweiten Kunden kann ich nicht mehr bedienen. Gerade wenn es um besondere Wünsche geht", sagt Sommer. Der Grund: Zulieferer und Produzenten kämen der größeren Nachfrage nicht nach. Schließlich sei deren Produktion wegen Corona auch zurückgefahren worden. &bdquo;Noch vor einigen Wochen hatte ein Hersteller 30.000 Fahrräder auf Halde. Mittlerweile sind es nur noch 4.000." "Ich komme mir manchmal vor wie ein Telefonseelsorger" In den beiden Läden von &bdquo;Göbel’s Motorwelten" in Borgholz und Brakel seien Cityräder mit niedrigem Einstieg derzeit der Renner, sagt Inhaber Rainer Göbel. Ansonsten berichtet auch er von Lieferengpässen wegen verminderter Produktionskapazitäten – und von mehr Kundschaft: &bdquo;Die Nachfrage im Fahrradgeschäft hat auf jeden Fall stark zugenommen, um etwa 20 Prozent." Auch Hans-Gerd Sander, Inhaber von &bdquo;Zweirad Sander" in Warburg, freut sich über den größeren Absatz. &bdquo;Wir haben eine hohe Anzahl an Neuverkäufen und viele Reparaturen", sagt der Händler. Doch übt er auch Kritik an seiner Kundschaft: &bdquo;Die Leute müssen mehr Verständnis haben, es geht nicht alles zwischendurch." Aktuell erreichten ihn bis zu 70 Anrufe pro Tag. Dabei beschränkten sich die Kunden aber nicht auf das Wesentliche. &bdquo;Ich komme mir manchmal vor wie ein Telefonseelsorger. Da werden nur Geschichten erzählt." Gerade dafür hat Sander bei dem derzeitigen Andrang keine Zeit. &bdquo;Man kann sich schließlich nicht teilen." Personell aufzustocken, sei nicht möglich, weil es am Markt schlicht an ausreichend qualifiziertem Personal fehle. "Viele Einheimische entdecken jetzt, dass der Kreis Höxter ein Schatz ist." Der Verkaufserfolg der Fahrradhändler zeigt sich dann auf den Radwegen. Dass diese derzeit deutlich stärker frequentiert werden, bestätigt Tourismusreferentin Katja Krajewski. Gleiches gelte für die Wanderwege. Besonders beliebt sei derzeit die Klostergartenroute, die durch den ganzen Kreis Höxter führt. &bdquo;Viele Einheimische entdecken jetzt, dass der Kreis Höxter ein Schatz ist. Sie entwickeln ein neues Empfinden für die Heimat." Für Krajewski liegen die Vorzüge eines Heimaturlaubs auf der Hand: keine stressige Anreise, sondern Entspannung. &bdquo;Denn man bewegt sich in einem relativ gewohnten Umfeld und kann dort neue Gegenden entdecken." Dabei sei der Kreis Höxter landschaftlich vielseitig, mit Weser und Weserbergland, dem Teutoburgerwald und Fachwerkstädten wie Warburg oder Höxter. Zwar seien einige Ausflugsziele, wie der Weser-Skywalk, gesperrt, weil dort der Sicherheitsabstand nur schwierig einzuhalten sei. &bdquo;Ansonsten hat man im Kreis Höxter immer das Gefühl genügend Platz zu haben." In der ländlichen Region könne man sich gut aus dem Weg gehen. Stephan Berg, Leiter der Höxteraner Tourist-Information, verzeichnet eine &bdquo;große Nachfrage im Camping-Segment." Auch würden viele Prospekte angefordert, vornehmlich aus dem Norddeutschen Raum und dem Ruhrgebiet. Das touristische Hauptaugenmerk sei der Weserradweg. &bdquo;Wir liegen sehr günstig im Weserbergland. Man hat hier sehr gute Möglichkeiten Rad zu fahren – Weser hoch, Weser runter." Von der Aussicht auf mögliche Reiseerleichterung zeigt sich der Touristiker ungerührt: &bdquo;Wir leben vom deutschen Binnenmarkt." Auch Daniel Winkler, Geschäftsführer der Bad Driburger Touristik GmbH, spürt, dass sich die Menschen auf Erholung im näheren Umkreis freuen. Neben dem Gräflichen Park biete die Stadt Bad Driburg unter anderem 26 Wanderwege, die Iburg Ruine und das Wasserschloss Neuenheerse. Das Angebot richte sich aber nicht nur an Einheimische. &bdquo;Wir sind vermehrt dabei, deutschlandweit Gäste für einen Tagesurlaub zu begeistern", sagt Winkler. Ab kommender Woche dürfen Hotels laut Corona-Schutzverordnung wieder für Touristen öffnen. Dann laute das Ziel auch wieder, Gäste für mehrtägige Aufenthalte zu gewinnen.

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