Der Handel im Kreis Höxter steht in den Startlöchern

Kreis Höxter. Dietmar Larusch ist die Vorfreude anzumerken: Der Höxteraner Geschäftsmann sprudelt nur so über, wenn man ihn auf die Wiederöffnung seines Haushaltswarengeschäftes an der Weserstraße nach der Corona-Zwangspause anspricht. Aber auch auf die vergangenen vier Wochen, in denen er so viel erlebt habe, sagt Larusch. So viel Positives im Miteinander der Menschen. Hilfsbereitschaft und Solidarität. Larusch und sein Bruder hatten einen Lieferservice aufgelegt und sind dabei nicht nur im Umkreis von 25 Kilometern, sondern bis Lemgo und Paderborn unterwegs gewesen, um die Bestellungen bei den Kunden abzuliefern. Der soll auch künftig beibehalten werden. Das Team im Geschäft – keinen hat er in Kurzarbeit geschickt – sei einfach nur klasse und habe mitgezogen. &bdquo;Ich bin so stolz auf diese Super-Truppe", sagt er. Nun bereitet diese die Wiederöffnung am Montag vor. Zehn Einkaufskörbe hat er bestellt, erzählt Larusch. Fünf davon will er für Kunden, die sich gleichzeitig im Ladengeschäft aufhalten können, bereithalten. Anschließend werden die Körbe desinfiziert. Für die Einhaltung der Abstandsregeln sind Regale geschoben, Waren umgelagert und Bereiche abgehängt worden. Damit die Gänge breiter werden. &bdquo;Auch wird es Laufwege im Geschäft geben. Die Kunden kommen vorn rein und gehen hinten raus. Damit sie so wenig wie möglich Kontakt haben." An drei Stellen – Eingang, Ausgang und Kasse – wird es Desinfektionsspender geben. Dazu eine Plexiglasscheibe vor der Kasse. Gar nicht so einfach, die so kurzfristig zu bekommen, bekennt er und lächelt: &bdquo;Das ist wie beim Toilettenpapier." Aus wirtschaftlicher Sicht, sagt er, sei es &bdquo;höchste Eisenbahn", dass Geschäfte wieder sukzessive geöffnet würden. &bdquo;Vom Bauchgefühl her kommt das für mich zwei Wochen zu früh." Weil einige Mitmenschen eben immer noch unvernünftig seien. Er nehme das Virus sehr ernst. BAD DRIBURG Für den Einzelhandel in Bad Driburg ist die teilweise Wiedereröffnung bereits ein großer Schritt hin zur Rückkehr in die Normalität. &bdquo;Wir haben hier in Bad Driburg zum Glück keine Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, was uns in die glückliche Situation versetzt, dass bei uns theoretisch alle Betriebe öffnen könnten", erklärt Bad Driburgs Tourist-Geschäftsführer Daniel Winkler. Ob das aber tatsächlich alle Geschäfte am Montag machen, sei nicht sicher. &bdquo;Ich habe darüber auch schon mit unserem Werberingsvorsitzenden gesprochen, denn es geht ja auch darum, die Hygienevorschriften umzusetzen", sagte Winkler. HÖXTER Der Teufel steckt dabei im Detail. &bdquo;Wir werden jetzt versuchen, kurzfristig eine Plexiglasabtrennung für den Kassenbereich bauen zu lassen. Wenn es uns gelingt auch einen Desinfektionsmittelspender mit Befüllung zu erhalten, werden wir ab Montag unser Geschäft zu den üblichen Zeiten wieder geöffnet haben. Ich bin ziemlich sicher, dass uns das gelingen wird", sagt Buchhändlerin Andrea Duurland von Bücher Brandt in Höxter. Problematisch bleibt die Situation für die großen Magnetbetriebe, wie das Höxteraner Mode- und Sporthaus Klingemann mit rund 7.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Die dürfen voraussichtlich erst in zwei Wochen ab dem 4. Mai wieder öffnen. &bdquo;Wir sind ja keine Großstadt, sondern haben es sowieso nur mit übersichtlichen und gut handhabbaren Frequenzen zu tun. Wenn die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden können, dann sollte auch einer Öffnung nichts im Wege stehen", erklärt der Höxteraner Werbegemeinschaftsvorsitzende Jürgen Knabe. Bei Klingemann hatte man schon geplant, zunächst nur in Teilen zu öffnen. Während das in Niedersachsen zulässig ist, wurde diese Möglichkeit für NRW am Donnerstag behördlich als nicht zulässig erklärt. &bdquo;Das ist natürlich sehr enttäuschend, zumal wir in der Lage wären, die geforderten Schutzmaßnahmen nicht nur zu erfüllen, sondern übererfüllen würden", erklärte Kaufhauschef Jens Klingemann. In diesem Zusammenhang verweist er auf den seit mehreren Wochen laufenden speziellen Bestell- und Lieferdienst. Informationen dazu finden sich auf der Homepage: klingemann.de BEVERUNGEN Die Ansicht, nicht allein die Fläche zum Maßstab zu machen, teilt auch Rembert Stiewe, Geschäftsführer von Beverungen Marketing. &bdquo;Die Lockerung der Corona-Einschränkungen ist natürlich für den örtlichen Einzelhandel eine gute Nachricht, obwohl es sich bisher nur um eine Ankündigung handelt. Aber statt der Verkaufsfläche hätte man auch die Umsetzbarkeit der Schutzmaßnahmen als Grundlage der Wiedereröffnung wählen können", sagt Stiewe. BRAKEL In Brakel begrüßt auch der Werbering die Wiederöffnung. &bdquo;Nur unsere großen Möbelgeschäften liegen über der Maßgabe 800 Quadratmeter", sagt Geschäftsführer Peter Frischemeier. Zumal die Frequenzbringer der verkaufsoffnen Sonntage am abgesagten Stadtfest (21. Mai) und Annentag fehlten. An diesem Freitag will der Werbering Genaueres zum Prozedere bei der Handhabe von Hygienevorschriften und Kontaktverboten bekanntgeben. Auch wie man dafür sorgen will, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig in die Geschäfte kommen. &bdquo;An erster Stelle steht die Gesundheit", sagt Frischemeier. Und die Ordnungsbehörde der Stadt werde genau darauf gucken, wie’s läuft und kontrollieren. Den zwischenzeitlich aufgebauten Online-Marktplatz www.kaufinbrakel.de soll es weiterhin parallel geben – zunächst ist er für drei Monate konzipiert. &bdquo;Wir sind von einer Normalität noch weit entfernt", weiß der Geschäftsführer auch. &bdquo;Der Berg ist noch lange nicht erklommen." WARBURG Auch in Warburg werden am kommenden Montag die ersten Geschäfte wieder öffnen. Den Beschlüssen von Bund und Ländern zufolge dürfen zunächst Läden mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder den Betrieb aufnehmen. &bdquo;Das sind fast alle Geschäftslokale in der Innenstadt", freut sich Sören Spönlein von der Wirtschaftsförderung der Stadt. &bdquo;Eine Lockerung der Schutzmaßnahmen in der Corona-Krise mit Augenmaß", meint der Marketingexperte, übt aber auch Kritik an der politischen Entscheidung. &bdquo;Wir warten aber noch auf die Verordnung des Landes", meldet der Warburger Wirtschaftsförderer. &bdquo;Um Rechtssicherheit zu haben." Wie die konkret ausschauen wird, konnte Spönlein am Donnerstagnachmittag allerdings nicht sagen. Grundsätzlich seien die Lockerungen zu begrüßen, damit das Leben in der Stadt wieder Fahrt aufnehme. Am Telefon habe er bereits mehrere Anfragen Warburger Einzelhändler gehabt. &bdquo;Darf ich öffnen, und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?" Es gelte, was in der Landesverordnung stehen werde, &bdquo;die jetzt noch kommt", so Spönleins bisherige Antwort. Wenn sie da sei, &bdquo;können wir sichere Auskünfte geben."Weiterhin für den Publikumsverkehr geschlossen Wie viele Kunden jedoch das Geschäft gleichzeitig betreten dürften, stehe noch offen. Einzelhändler und Gewerbetreibende sollten sich bei der Stadtverwaltung informieren, was gehe und was nicht.

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