Offene Türen in geschlossener Schule in Godelheim

Höxter-Godelheim. Nur gut 20 Jahre währte die Geschichte der Godelheimer Grund- und Hauptschule. 1959 eröffnet, wurde der Unterricht bereits 1980 wieder eingestellt. Dennoch hängen viele Erinnerung an diesem Gebäude, das seinerzeit auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft wurde. Ein Grund zum Feiern, meinen die Godelheimer und laden am Samstag, 25. August, zu einem bunten Fest. Denn sie haben aus der Not eine Tugend gemacht und das Gebäude mit neuem Leben gefüllt. Ortsheimatpflegerin Margret Golüke-Knorr kann sich noch ganz gut an ihre Schulzeit in der Godelheimer Schule erinnern. &bdquo;Herausgeputzt" mit Schleifen im Haar haben die Kinder vor Schulbeginn auf dem Schulhof gestanden, um dann ganz geordnet in Reih und Glied in die Klassenräume zu gehen. Respektlosigkeiten gegenüber Lehrern? Seinerzeit völlig undenkbar, da sind sich alle Vereinsvertreter rund um die Ortsheimatpflegerin einig. &bdquo;Es wurde auch nicht geraucht", wirft einer ein. Ein einschränkendes &bdquo;naja" kommt aus einer anderen Ecke. »Für dreckige Finger gab’s einen Hieb mit dem Rohrstock« Strenger ging es auf jeden Fall zu in der vom letzten Godelheimer Ortsbürgermeister Johannes Lingemann und dem ersten Schulleiter Wilhelm Wiepen zu Ostern 1959 eröffneten Schule. &bdquo;Beim Hauptlehrer mussten wir Hände auf den Tisch legen. Der prüfte dann, ob die Finger noch sauber sind", berichtet Margret Golüke-Knorr. Waren sie dreckig, gab’s einen Hieb mit dem Rohrstock. &bdquo;Es war trotzdem eine schöne Zeit", sagt die engagierte Rentnerin. Das neue, dreigeschossige Gebäude mit großer Schulküche, um das herum damals noch keine Siedlungshäuser standen, löste die alte Schule an der Driburger Straße ab. Obwohl das Gebäude modern war, hatte die Schule nicht lange bestand. Schon 1978 wechselten die fünften bis neunten Klassen zur Hauptschule nach Höxter, die letzten Grundschulklassen wechselten 1980 nach Ottbergen. Gebäude sollte weiterhin intensiv genutzt werden Das Gebäude, in dem zu dem Zeitplan nur noch der Kindergarten untergebracht war, sollte weiterhin intensiv genutzt werden, darin war sich die Dorfgemeinschaft immer einig. So wurden die Übungsräume für Blaskapelle und Spielmannszug darin untergebracht und ein Klassenzimmer für politische Versammlung genutzt. Anfang der 1990er Jahre waren hier zudem die Übersiedler untergebracht. Damit endete die wechselvolle Geschichte des Hauses allerdings nicht. Im Jahr 2014 zog auch noch der Kindergarten ins umgebaute Pfarrheim. Statt das Gebäude aufzugeben, riefen die Godelheimer das ehemalige Schulareal zur &bdquo;Neuen Mitte" aus, bauten mit großem ehrenamtlichen Engagement einen modernen Dorfgemeinschaftsraum samt Sonnenterrasse und Küche und pflasterten den Eingang im Sinne der Barrierefreiheit neu. Auch ein Jugendtreff mit Bar, Billard-Tisch und Kicker wurden eingerichtet. Auf dem Außengelände wurde der Spielplatz ausgebaut Nicht zu vergessen die Schulturnhalle, in der immer noch täglich Veranstaltungen, hauptsächlich vom TuS Godelheim, angeboten werden. Auf dem Außengelände wurde der Spielplatz ausgebaut – nicht nur mit Hilfe der Spielplatzinitiative der Stadt, sondern auch mit viel privatem Engagement. So entstand jüngst beispielsweise eine neue Seilbahn. Zudem wurden verschiedene Veranstaltungen wie ein Weihnachtsmarkt organisiert. Doch damit nicht genug: Neustes Projekt ist eine Co-Working-Initiative, die weiteres Leben ins Haus bringen soll. Das wird alles geboten Diese bewegte Geschichte wollen die Godelheimer feiern. Da passt es, dass am Wochenende eigentlich das Hasenfest des Spielmannszuges stattfindet. Das nutzen die Vereine gemeinsam, um einen Tag der offenen Schule zu organisieren. Los geht es um 15 Uhr. Dabei stellen die Vereine und Initiativen sich, ihre Räume und ihre Arbeit vor. Zudem gibt es Kaffee und Kuchen im Dorfgemeinschaftsraum. &bdquo;Ein Kettenkarussell, Hüpfburg, Kinderschminken, Kinderflohmarkt, Billardtisch und Fußballkicker werden den kleinen Gästen Spaß bereiten", sagt Hans-Josef Held. Gemeinsamer Arbeitsplatz für einsame Selbstständige &bdquo;Co-Working" ist das neue Schlagwort, das vor allem in Großstädten die Runde macht. Dahinter verbirgt sich ein gemeinsamer Arbeitsraum für Selbstständige und kleine Firmen, die sich eigene Büroräume nicht leisten können. Oder auch nicht wollen, weil es sich in Gemeinschaft viel angenehmer arbeiten lässt. Ein solcher Co-Working-Raum mit sechs bis acht Arbeitsplätzen entsteht derzeit in der ehemaligen Schule in Godelheim. &bdquo;Wir wollten schon ein ganzes Stück weiter sein, aber es ist enorm schwierig, Handwerker zu finden, die Zeit haben", erklärt Markus Brügger von der Co-Working-Initiative, die hofft, dass sich das Konzept auch auf den ländlichen Raum übertragen lässt. Aktuell wurde eine vernünftige Heizung eingebaut und LAN-Kabel verlegt. Zudem sollen noch ein neuer Fußboden rein und die Decke abgehängt werden. Auch eine kleine Teeküche soll nebenan entstehen. Gefördert wird das Vorhaben vom Leader-Projekt, einem Maßnahmenprogramm der Europäischen Union für den ländlichen Raum. Aufgrund der Förderbedingungen muss der Raum bis Jahresende fertig sein.?

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