Baumfrevel oder letzte Rettung? Kritik an gestutzten Bäumen in Willebadessen

Willebadessen. Der schlichte Anblick erschreckt: Nackte Stämme, die des Geästs beraubt, stumpf und kahl in den Himmel ragen. Übler Baumfrevel oder notwendiger Schritt zum Baumerhalt, da gehen die Meinungen auseinander. Die jüngsten Baumpflegearbeiten im Willebadessener Schlosspark und im Garten von St. Vitus verwundern und manch einer befürchtet den schleichenden Tod der Bäume. &bdquo;Ein Sterben auf Raten“, sagt Margret Golüke-Knuhr. Die Kritik der stellvertretenden Kreisheimatpflegerin und Ortsheimatpflegerin aus Godelheim entzündet sich an der alten Blutbuche am Kirchengemäuer. Das Alter des gut 20 Meter hohen Baumes schätzt sie auf fast 200 Jahre. Ein ökologisch wertvoller Baum und im Ensemble mit der barocken Marienstatue ortsbildprägend. Doch sollte die Blutbuche fallen. Die Pflege des vermeintlich kranken Baumes kam der Pfarrgemeinde zu teuer. Auch in Anbetracht eines Seilsystems, das zur notwendigen Kronensicherung in Betracht gezogen wurde. Passend dazu: Kirche hat kein Geld: 100 Jahre alter Baum in Willebadessen muss weichen Der Kirchenvorstand, verantwortlich für die Verkehrssicherheit auf dem Gelände, hatte nach öffentlich heftig geäußerter Kritik das Exemplar dann von einem Baumsachverständigen begutachten lassen. Ein gründlicher Pflegeschnitt, so das Ergebnis, sollte dem Baum das Leben retten und auch Kirchgänger vor herabfallenden Ästen schützen. Die Verantwortlichen beauftragten eine Garten- und Landschaftsbaufirma. Feuchtigkeit und Pilze haben ein leichtes Spiel &bdquo;Die zugebilligte Zukunft des Baumes wurde jetzt durch unsachgemäße Pflegemaßnahmen konterkariert“, sagt Golüke-Knuhr. In der Krone sei die Blutbuche jetzt derart verletzt, so dass sie sich nur schwer davon erholen werde. &bdquo;Schnittflächen größer als zehn Zentimeter sind für einen Baum, zumal eine Blutbuche, kaum zu bewältigen“, meint sie. &bdquo;Feuchtigkeit und Pilze haben ein leichtes Spiel und werden den Baum langfristig schwächen.“ Das Vorgehen werde dazu führen, &bdquo;in ein paar Jahren den dann kranken Baum fällen zu müssen“. Dagegen waren im Willebadessener Schlosspark die Mitarbeitenden des städtischen Bauhofes tätig. Und hinterließen aus der Sicht der Godelheimer Ortsheimatpflegerin &bdquo;Bäume wie Mahnmale“. Martialische Baumpflege: &bdquo;Stummel von Baumstämmen, die nie wieder eine vernünftige Krone ausbilden können“, zeigt sie Unverständnis und ist fassungslos. Ein allzu starker Rückschnitt? Der rigorose Rückschnitt diene dazu, den Baumbestand zu erhalten, sagt Frank Weiß. &bdquo;Diese Bäume wurden vor einem halben Jahrhundert gepflanzt“, erklärt der Bauhofleiter. Warum bereits damals bei im Park die Gipfeltriebe abgekniffen worden seien, bleibt ihm ein Rätsel. Die Maßnahmen habe die Bäume gleich zu Beginn zerstört, bemerkt Weiß. Das Auskneifen habe dazu geführt, &bdquo;dass sich die Seitenarme mächtig ausbreiten“. Heute gefährde das Geäst der Krone benachbarte Häuser, hält er fest. Man habe vor der Entscheidung gestanden, sie zu fällen oder zu versuchen, sie durch einen starken Rückschnitt zu erhalten. Auch interessant: Bäume im Frühjahr stutzen: Experte aus dem Kreis Höxter gibt Gartentipps Besucherinnen und Besucher des Areals fürchten, dass die neuerlichen Pflegearbeiten die Bäume zu arg unter Druck setzen. Bis hin zum Absterben. &bdquo;Sie treiben wieder aus“, sagt Weiß. Die meisten Bäume würden einen Rückschnitt bis auf das Stammgehölz vertragen. Auch wenn der Anblick ohne Kronengeäst und Blätterdach Entsetzen auslöse: &bdquo;Da kommt wieder Grün dran“, da ist er sich sicher. Hoher Stellenwert Golüke-Knuhr mahnt den hohen Stellenwert alten Baumbestandes an. Auch sei Laub kein Dreck, sondern Grundlage für neues Leben. Aufgrund einer fehlenden Baumschutzsatzung sei es auch von kommunaler Seite aus wichtig, im öffentlichen Raum ein besonderes Augenmerk auf wertvolle Bäume und deren Pflege zu legen, meint die stellvertretende Kreisheimatpflegerin und wünscht sich diesen Blick auch von den kommunalen Aufsichtsbehörden. Auch interessant: Notoperation für den ältesten Baum im Kreis Höxter

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