Höxter

Drei Männer nach Angriff auf 25-Jährigen in Höxter vor Gericht

Drei junge Männer sollen einen 25-Jährigen zusammengeschlagen haben. Zeugen verstricken sich in Widersprüche

Der Vorfall wurde vor dem Gericht in Höxter verhandelt. | © Katharina Thiel

16.07.2019 | 16.07.2019, 17:30

Höxter. Die Vorwürfe wiegen schwer: Drei junge Männer sollen am 10. Juni 2018 den heute 25-jährigen Amar Z. (Name von der Redaktion geändert) brutal verprügelt haben. Vor dem Schöffengericht wurde ihnen vorsätzliche Körperverletzung zur Last gelegt. Laut Anklage soll es in der Nähe der Stadthalle zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen einem der Angeklagten und Z. gekommen sein. Da dieser dem Angreifer körperlich überlegen war, sollen die zwei weiteren ihr Opfer festgehalten und ebenfalls geschlagen und getreten haben.

Alle drei Angeklagten, die zum Tatzeitpunkt zwischen 20 und 24 Jahre alt waren, schwiegen zu den Vorwürfen. Amar Z. sagte aus, dass dem Vorfall ein Streit am Handy vorausgegangen war. Einer der Angeklagten habe ihm gesagt, dass er mit ihm reden wolle und vor seiner Haustür stehe.

Von dort seien die beiden ein Stück weiter gegangen und der Angeklagte soll Z. eine Ohrfeige gegeben haben. Anschließend soll einer der anderen beiden Z. von hinten festgehalten und zu Boden gedrückt haben. „Ich lag da auf dem Boden und dann haben sie mich geschlagen", so der 25-Jährige.

"Wie ein Tier getreten"

Nach einer Weile habe er flüchten können. Zeugen haben anschließend die Polizei gerufen. „Sie haben mich wie ein Tier getreten. Ich habe Glück gehabt. Sie wollten mich weiter schlagen", sagte der junge Mann aus. Rechtsanwalt Thomas Schlütz, der einen der Angeklagten vertrat, legte anschließend Widersprüche in den Aussagen des Z. offen. So soll er bei der Polizei angegeben haben, dass es nur einen Angreifer gab. Und vor Gericht soll er wiederum einem anderen Angeklagten die Schuld an der Ohrfeige gegeben haben.

Auch ein weiterer Zeuge, ein 34 Jahre alter Mann, machte widersprüchliche Angaben. Er sei zufällig an dem Streit vorbeigelaufen und habe die Gruppe anschließend hinter Büschen verschwinden sehen. Als sie wieder hervorkamen, soll eigentlich der Geschädigte einen der Angeklagten geschlagen haben. Bei der Polizei hatte er noch ausgesagt, dass die drei Angeklagten den am Boden liegenden Z. getreten hatten. Er habe aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht alles verstanden, was der Polizist ihn gefragt hatte, sagte der Zeuge.

Auch das Opfer soll zugeschlagen haben

Ein 24-Jähriger trat als dritter Zeuge auf. Er sei während des Anrufs bei Z. bei ihm gewesen und habe ihn vor die Tür begleitet. An der Stadthalle hätten etwa 15 Leute gewartet und die Situation beobachtet, deshalb habe er sich nicht getraut, einzugreifen. Zunächst sei es zu einem verbalen Streit, dann zur Schlägerei gekommen. Auch Z. habe dabei seine Fäuste eingesetzt. Der Zeuge konnte jedoch vor Gericht keinen der Männer wiedererkennen.

Aus Berichten der Jugendgerichtshilfe über zwei der Angeklagten ging hervor, dass einer von ihnen noch nach Jugendstrafrecht verurteilt werden solle. Der Mann habe in seinem Herkunftsland massiv Gewalt erfahren und brauche noch viel Unterstützung. Zwei der Angeklagten sind bereits vorbestraft, zu den Delikten zählen Beleidigung, Bedrohung und Diebstahl. Einer von ihnen wurde erst vor kurzem zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt.

Staatsanwältin Melek Topkaya und Rechtsanwalt Thomas Schlütz einigten sich schließlich auf eine Einstellung des Verfahrens unter der Auflage, dass die Angeklagten einen Geldbetrag zahlen. Die Vorsitzende Richterin Laura Hohe folgte dem. Einer der Angeklagten muss 1.000 Euro, der anderen 600 Euro an die Landeskasse zahlen. Der dritte Angeklagte muss 80 Sozialstunden ableisten. Geschieht dies binnen sechs Monaten, wird das Verfahren offiziell eingestellt.