Kreis Höxter. Kröten, Molche und Grasfrösche sind auf dem Weg zu ihren Laichgewässern. Sie gehen dorthin zurück, wo sie geboren wurden. Viele von ihnen wandern jedoch in den Tod, weil sie im Straßenverkehr keine Chance haben. Um die Amphibienpopulation zu erhalten, sind mehr Schutzmaßnahmen notwendig, sagt Sven Mindermann, Geschäftsführer der Landschaftsstation im Kreis Höxter. Er erklärt, wann Kröte und Co. wandern, was Autofahrer tun können, und warum die Rückwanderung noch gefährlicher für die Tiere ist.
Die ersten Amphibien sind unterwegs zu ihren Laichplätzen. Die Bedingungen sind optimal. Denn, wie Mindermann erläutert, müssen mindestens fünf Grad Bodentemperatur und Feuchtigkeit gegeben sein, damit die Tiere ihren Weg antreten können. „Die Haut der Amphibien muss immer feucht sein, damit sie nicht austrocknet." Deswegen wandern die Tiere gerne bei Regen oder Nieselregen.
Im Kreis sind laut Mindermann vor allem Erdkröten, Grasfrösche, Bergmolch, Teichmolch, Fadenmolch und Kammmolch heimisch – und alle auf Wanderung. Am auffälligsten sei die Erdkröte. Zumal sie häufig als Duo zu sehen ist. „Männchen warten auf die Weibchen. Von den weiblichen Tieren werden sie auf dem Rücken getragen." Die Krötenpaare würden im Straßenverkehr am ehesten wahrgenommen – häufig als Straßenopfer tot auf dem Asphalt.
»Straßenbau ist das Zerschneiden der Wanderwege«
Mindermann wünscht sich bessere Schutzmaßnahmen für die Amphibien. „Sie gibt es schon länger als den Menschen. Der Straßenbau ist das Zerschneiden der Wanderwege zu den Gewässern. Deswegen ist es auch legitim, wenn wir mehr machen, um die Amphibien zu schützen." Am besten wären Unterführungen, Tunnel für die Amphibien, damit sie gar nicht erst über die Straßen müssten. Denn sie seien sehr langsam unterwegs. Eine Straße zu überqueren, das dauere teilweise Stunden. Und Schutzzäune gibt es nur abschnittweise. Für die Wartung dieser sind die Baulastträger zuständig, sagt Mindermann.
An der Bundesstraße 64 zwischen Höxter und Godelheim beispielsweise gebe es nur wenige Schutzvorrichtungen für die kleinen Tiere. Viele der Amphibien würden auf der Seite beim Taubenborn bleiben. „Dort gibt es viele Laichmöglichkeiten." Aber einige der Amphibien wanderten zum Laichen in Richtung Freizeitanlage. „Sie gehen immer dorthin zurück, wo sie geboren wurden. Sie sind auf das Gewässer geprägt."
Aus 5.000 Kaulquappen entwickeln sich weniger als 100 Tiere
Aus 5.000 Kaulquappen würden sich weniger als 100 erwachsene Tiere entwickeln. Und von diesen sterben dann viele im Straßenverkehr. Denn die Rückwanderung ist noch gefährlicher für die Tiere als der Weg zum Laichgewässer. „Jungtiere sind noch langsamer als die älteren. Sie brauchen für das Überqueren einer zehn Meter breiten Straße bis zu einem halben Tag", betont Mindermann. Somit ist die Gefahr groß, dass die Tiere unter die Räder geraten.
Auch Schlangenlinien fahren, rette die Tiere nicht. Denn auch wenn Fahrzeuge über sie herüber fahren, sterben sie. „Der Unterdruck unter dem Auto ist so hoch, dass die weichen Amphibienkörper ihm nicht standhalten können. Deswegen sieht man häufig tote Tiere auf den Straßen, deren Eingeweide aus den Körpern quillen." Es sollte langsam gefahren werden. 30 Kilometer pro Stunde seien die oberste Grenze.
Natürlich könne man nicht verlangen, auf einer Bundesstraße das Tempo auf 30 Kilometern in der Stunde zu begrenzen, so Mindermann. Aber häufig seien es Nebenstrecken, wo die Amphibien wandern. „Diese kann man umfahren."
Beispielsweise zwischen Bühne und Muddenhagen. Dort gibt es am Abend und in der Nacht Straßensperren, denn die Wanderung der Amphibien erfolgt hauptsächlich zwischen 19 und 23 Uhr und in den frühen Morgenstunden, so Mindermann. Anlieger könnten passieren. Aber die Sperren würden von den übrigen Fahrern nicht ernstgenommen. „Es sollte mehr polizeiliche Präsenz geben, dann würden die Sperren auch ernster genommen", sagt Mindermann und appelliert an die Autofahrer, Rücksicht zu nehmen. Denn häufig ließen sich auch andere Strecken nutzen – und die Amphibien blieben somit auf ihrer Laichwanderung verschont.