Bedrohte Amphibien: Diese Projekte im Kreis Höxter helfen Fröschen

Borgentreich/Kreis Höxter. Wo es noch vor wenigen Jahren im Frühjahr aus jedem Tümpel vielstimmig quakte, herrscht heute Ruhe. &bdquo;Die Populationen der Frösche und Kröten gehen seit Jahrzehnten zurück“, sagt Frank Grawe, Leiter Landschaftstation im Kreis Höxter. Da soll der heutige Tag, der 20. März, im Jahreskalender auf die Gefährdung der Amphibien aufmerksam machen. Zu den kuriosen Feiertagen aus aller Welt gehört seit 2009 zudem der internationale &bdquo;Save the Frog Day“. Dieser Aktionstag wird in vielen Ländern jeweils am letzten Samstag im April gefeiert. Nicht belegt sind die Ursprünge beider Welttage. &bdquo;Das ändert aber nichts an den Inhalten“, merkt Grawe an. Die Wissensaft schätzt die Zahl der Froscharten weltweit auf 7.500. Bisher sind auf allen Kontinenten bis auf die Antarktis 4.800 Arten dokumentiert. Durch die Zerstörung der Lebensräume sind Frösche und Kröten wie so viele Arten auf der Erde gefährdet. Durch Umweltverschmutzung, Klimawandel und den Einsatz von Pestiziden. &bdquo;Frösche und Kröten gehören zu den Froschlurchen“, erklärt Grawe. &bdquo;Im Gegensatz zu den Schwanzlurchen wie Molche und Salamander.“ Teichmolch, Bergmolch, Fadenmolch, Kammmolch und den Feuersalamander, zählt Grawe als heimischen Arten auf. Dazu auf der anderen Seite Erdkröte, Grasfrosch, Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke, Kreuzkröte und der Laubfrosch. Sie alle zählen zu den allesamt unter Naturschutz stehenden Amphibien. &bdquo;In der Jugend leben sie unter Wasser, haben Kiemen, als Erwachsene krabbeln sie an Land und atmen durch Lungen.“ Dazu die Gruppe der Wasserfrösche, die untereinander nur schwer zu unterscheiden seien. Für den Laien und auch für den Profi. Laubfrösche am Lattbergturm bei Nieheim zu sehen Spannend sei der Laubfrosch. Eine zu den Baumfröschen zählende Art. &bdquo;Der Laubfrosch krabbelt auf Bäume“, erklärt der Naturfreund. Zu sehen beispielsweise am Entruper Lattbergturm bei Nieheim. Im September sitzen dort zahllose grüne Laubfrösche auf den Bäumen und quaken. &bdquo;Ein Erlebnis, das Sie nie vergessen werden“, ist sich Grawe sicher. Denn der Froschkönig aus dem Märchen sei ungeheuer stimmgewaltig. &bdquo;Das Tier, das im Vergleich zu seiner Körpergröße das lauteste ist.“ Vier bis fünf Zentimeter lang, &bdquo;aber kilometerweit zu hören“, sagt der diplomierte Geograf. Ale ein durchgängiges &bdquo;epp, epp, epp“, beschreibt er den Laut, der mitunter über Stunden zu vernehmen sei. Ein Hotspot der Froschkonzerte seien in lauen Frühsommernächten im Mai und Juni die Tongruben bei Nieheim. Auch bei Bonenburg seien die Geburtshelferkröten zu hören. &bdquo;Bing. bing, bing“, versucht der Naturexperte den Laut nachzuahmen. &bdquo;Wie ein Glöckchen, das bimmelt“, beschreibt Grawe. &bdquo;Daher auch die Bezeichnung als Glockenfrosch.“ In den Tongruben haben sich neben der Geburtshelferkröte auch die seltenen Amphibien Gelbbauchunke und Kreuzkröte angesiedelt. Grawe lobt die gute Zusammenarbeit mit den Tongrubeneigentümern in Nieheim, Boneburg, Borlinghausen und Scherfede, &bdquo;die kräftig mitmachen und uns kleine Pioniergewässer schaffen“. Wichtig, weil der natürliche Lebensraum, die typischen Flussauen, geschwunden sei. &bdquo;Als Ersatz erwärmen sich auch die Mulden der Tongruben und Steinbrüche sehr schnell.“ Die Zeit der Krötenwanderungen beginnt am Wochenende An Häufigsten komme in der Region die Erdkröte vor, berichtet der Leiter der Landschaftsstation. Dabei denkt Grawe an die zahlreichen Krötenwanderungen. Vor den Wintermonaten grabe sie sich in den Wäldern ein, &bdquo;fährt in frostsicheren Erdlöchern ihren Stoffwechsel total runter und schläft“. Ende Februar werden sie dann wieder wach. Doch seien in diesem Jahr die Wochen zu trocken und bitterkalt gewesen. Ein wenig später: Grawe rechnet mit den ersten größeren Krötenwanderungen an diesem Wochenende. &bdquo;Sechs, sieben Grad Celsius, ein wenig Regen, ideales Wetter“, sagt er. Im Frühjahr wandern die Kröten in ihre Laichgewässer, legen ihre Eier ab. &bdquo;Diese entwickeln sich zu Qualquappen, die einen Schwanz bekommen, den sie später an Land verlieren“. Von der Kiemen- zur Lungenatmung: Der evolutionäre Schritt aus dem Wasser auf das Land, finde heute immer noch statt, sagt Grawe. &bdquo;Recht ursprünglich“. Krötenwanderung 2025: Termine und Gründe für Wanderung von Kröten und Fröschen Auf dem Weg über die Straße bleibt die Kröte gern auf dem warmen Asphalt sitzen und ruht sie sich aus. &bdquo;Nähert sich ein Auto, machen sie sich groß und bedrohlich“, erklärt Grawe den Mangel eines Fluchtreflexes. Eine pure Selbstüberschätzung aus schierer Unkenntnis der Lage: Das Auto werde nicht aus Angst anhalten und sich verdrücken, bemerkt Grawe. Das Gummi des Reifens tue ein Übriges. &bdquo;Die Kröten wissen nicht, wer der Stärkere ist.“ Auf der Gegenseite sei für die Autofahrer nur die Vorstellung beängstigend, mit dem Reifen auf den Tieren auszuglitschen, weiß der Umweltexperte. Die wandernden Tiere werden zu großen Teilen überfahren, &bdquo;sodass an einigen Stellen ganze Populationen verschwinden“. Auch interessant: Naturbildung: Ehemaliges Nato-Raketen-Gelände bei Willebadessen wird umgestaltet Auch der Laubfrosch bekommt in der Zuchtstation ein Gehege Durch die vom Klimawandel verursachte Trockenheit, einhergehend mit früh auftretenden Hitzewellen trocknen die kleinen Gewässer, in denen Kröten zu Hause sind, aber zunehmend aus. Daher haben die Landschaftsschützer im Kreis Höxter auf die seltenen Arten von Frosch und Kröte nicht nur ein Auge. An der Waldschule Modexen betreuen sie eine Krötenaufzuchtstation. &bdquo;Aus wenigen Zuchttieren sind einige Hunderte in der Nachzucht geworden“, nennt Grawe den Erfolg des Projektes, das vor gut zwei Jahren begann. Mit dem Ausbringen von Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Gelbbauchunke in geeignete Lebensräume &bdquo;haben wir gerade das erste Jahr hinter uns“. Die Mitarbeitenden seien aktuell dabei, auch für den Laubfrosch ein Gehege aufzubauen. &bdquo;Ein König sucht sein Reich“, spielt der 57-Jährige auf den Froschkönig im Märchen an. &bdquo;Vor Jahren haben wir den Laubfrosch im Nordkreis angesiedelt, jetzt widmen wir uns in kommenden Jahren dem Südkreis“ nennt er ein erklärtes Ziel der Zuchtstation. Lesen Sie auch: Hilfe für bedrohte Kröten im Kreis Höxter Der &bdquo;Tag der Frösche“ rückt die äußerst bedrohte Artengruppe in den öffentlichen Fokus. &bdquo;Frösche und Kröten laufen ein wenig unter dem Radar“, weiß Grawe. &bdquo;Dabei sind auch Amphibien Indikatoren einer intakten Landschaft“, hält der Fachmann fest. Dass deren Lebensräume unter und über Wasser auch in der Kulturlandschaft des Kreises Höxter mehr und mehr verloren gehen, dieser Entwicklung möchte das Team der Landschaftstation entgegensteuern.

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