Experte erklärt im Kreis Höxter: Wie profitieren Bürger finanziell von Windrädern?

Brakel. Damit die Energiewende gelingt, braucht es unter anderem deutlich mehr Windräder, die im Rotorblattumdrehen grünen Strom erzeugen. Windräder gefallen aber nicht jedem, vor allem, wer sie vor der Nase hat, mag sich an ihnen stören. Weil sich Windkraftprojekte aber viel einfacher und geräuschloser realisieren lassen, wenn sich der Gegenwind in Grenzen hält, hat das Land NRW Ende 2023 das Bürgerenergiegesetz auf den Weg gebracht, demzufolge die Kommunen und Menschen vor Ort an neuen Anlagen beteiligt werden müssen. Für welche Fälle das gilt, wie das funktioniert und was passiert, wenn kein gemeinsamer Nenner gefunden wird, erläuterte nun Windenergie-Referent Tobias Scholz von &bdquo;Energy 4 Climate“, eine privatrechtliche Gesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, den Mitgliedern des Brakeler Stadtrates. Die CDU-Fraktion hatte das angeregt. &bdquo;Die Bürger wollen wissen, wenn sie schon so viele Jahre auf die Geräte schauen müssen, welchen Benefit sie haben“, wie Fraktionsvorsitzender Dirk Simon noch einmal zusammenfasste. Daraufhin legte Tobias Scholz, der per Videotelefonat zugeschaltet war, mit seiner überwiegend in Blautönen gehaltenen Präsentation los. Eine Farbe, der nachgesagt wird, beruhigend zu wirken. Wohl keine schlechte Wahl bei dem Thema. Wann müssen Kommunen und Menschen beteiligt werden? Laut Bürgerenergiegesetz müssen Projektierer Kommunen und Einwohner grundsätzlich bei allen gängigen neuen Vorhaben finanziell beteiligen. &bdquo;Neu“ trifft hier auf alle Anlagen zu, die seit in Inkrafttreten des Gesetzes 2023 genehmigt wurden oder künftig genehmigt werden. Das gilt übrigens auch beim Repowering, also wenn alte Windräder durch neuere, leistungsfähigere ersetzt werden. Anlagen, die der Eigenversorgung dienen, oder aber beispielsweise Bürgerenergieanlagen, fallen jedoch heraus, wie Tobias Scholz erklärt. Zum Thema: So lebt es sich im Schatten der Windräder Finanziell beteiligt werden müssen einerseits natürlich die Kommunen, in deren Stadt- oder Gemeindegebiet die Windräder gebaut werden sollen. Doch unter Umständen dürfen sich auch Nachbarkommunen freuen. Rund um die geplante Anlage wird ein imaginärer Kreis mit einem Radius von 2,5 Kilometern gezogen, liegt innerhalb dieses Kreises auch Fläche einer oder mehrerer anderer Städte, fließt auch dorthin Geld. Welche Formen finanzieller Beteiligung gibt es? Finanzielle Beteiligung ist nicht gleich finanzielle Beteiligung. Stattdessen gibt es einen &bdquo;ganzen Werkzeugkasten“, wie Scholz erklärt. Und keine sei grundsätzlich besser als die andere. Es wird unterschieden zwischen direkter und indirekter Beteiligung. Direkt beteiligt sind Kommunen und Bürger beispielsweise, wenn sie Teil einer Projektgesellschaft werden oder ein Windrad kaufen und betreiben. Indirekt können sie etwa durch günstigere Strompreise oder Pauschalen profitieren. Lesen Sie auch: Wird die ganze Windkraft-Planung im Kreis Höxter jetzt ad absurdum geführt? &bdquo;Dabei muss man bedenken, was die besten Möglichkeiten sind, dieses Geld einzusetzen“, sagt Scholz. Ginge es etwa darum, 100.000 Euro an 1.000 Leute zu verteilen, &bdquo;könnte man beispielsweise 100 Euro ,Windgeld’ auszahlen“. Ist der Personenkreis deutlich größer, 100.000 Leute etwa, bliebe bei diesem Verteilmodell nur 1 Euro pro Person. &bdquo;Der würde die Akzeptanz nicht steigern“, sagt Scholz. Besser könnten in einem solchen Fall zum Beispiel Vereine gefördert werden. Was ist mit &bdquo;Ersatzbeteiligung“ gemeint? Wie eine Beteiligung konkret aussieht, ist Sache der Verhandlungen. Einigen sich die Parteien aber nicht, kann es zu einer Ersatzbeteiligung kommen. Dann erhält die Kommune standardmäßig 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom. Bei modernen Anlagen können die Städte hier mit 20.000 bis 30.000 Euro pro Jahr rechnen. Dabei muss es nicht bleiben. &bdquo;Nachverhandeln können Sie immer“, erklärt Scholz auf Nachfrage. Außerdem müssen Nachtragsdarlehen angeboten werden – die zwar mit hohen Zinsen, aber auch mit einem hohen Risiko daher kommen. Auch interessant: Mehr Windkraft macht mehr Hochspannungsleitungen im Kreis Höxter notwendig Dass auch die Projektierer oder Investoren in der Regel mit einer gewissen Motivation am Verhandlungstisch Platz nehmen, liegt daran, dass sie, wenn keine Regelung getroffen wird, verpflichtet sind, 0,8 Cent pro Kilowattstunde zu zahlen. Also das Vierfache der regulären Ersatzbeteiligung. Die droht übrigens auch, wenn Fristen versäumt oder nicht eingehalten werden.

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