Politik: "Wir wollen Windkraft in Brakel mehr Raum geben"

Brakel. Die Stadt Brakel hat das Bielefelder Fachbüro Drees & Huesmann mit der Entwicklung einer Potenzialanalyse zur Windenergie im Brakeler Stadtgebiet beauftragt. Sie soll als Grundlage für eine Änderung des Flächennutzungsplans dienen, um Konzentrationszonen für Windenergieanlagen auszuweisen. &bdquo;Als größte Flächengemeinde im Kreis Höxter haben wir hier einen dringenden Bedarf", sagte Bürgermeister Hermann Temme in der letzten Sitzung des Bauausschusses. Derzeit gibt es in Brakel gerade mal sechs Windkraftanlagen. Nur in Steinheim sind mit es mit vier Anlagen noch weniger. Dort sind aber in diesem Jahr fünf neue Anlagen genehmigt worden. Der Ausbau der Windenergie führt aber auch an der Stadt Brakel nicht vorbei. Um einen Wildwuchs an Anlagen zu vermeiden, sollen darum Konzentrationszonen ausgewiesen werden. &bdquo;Nach allgemeiner Ansicht der Gerichte ist der Windenergie ausreichend Platz eingeräumt, wenn dieser sogenannte substanzielle Raum zehn Prozent der Potenzialfläche ausmacht", erläuterte Entwicklungsplaner Thomas Fiebig vom Bielefelder Fachbüro. Einige Bereiche stehen unter besonderem Schutz Das Stadtgebiet von Brakel umfasst eine Fläche von 17.400 Hektar. Die abgeleitete Potenzialfläche beträgt 8.561 Hektar. Es könnten somit theoretisch 856 Hektar als Windenergie-Konzentrationszone ausgewiesen werden. Allerdings ist das ein sehr theoretischer Wert. &bdquo;Entscheidend ist, was sich aus dem Beteiligungsverfahren der Träger öffentlicher Belange ergibt, denn sie können erheblichen Einfluss auf die Flächenkulisse nehmen", sagte Fiebig. Beispielsweise könnte die Hochfläche der Hegge ein Areal mit hohem Potenzial sein. Allerdings befindet sich dort auch eine Bundeswehrstation, deren Betrieb durch einen Windpark nicht eingeschränkt werden darf und eine Konzentrationszone an dieser Stelle verhindern könnten. Für die vorläufige Kulisse der Potenzialfläche war ein Abstand von 1.000 Metern zur geschlossenen Wohnbebauung berücksichtigt worden. Bereits ausgeschlossen wurden unter anderem die unter besonderem Schutz stehenden Landschaftsbilder von Kaiserbrunnen-Kurwald samt der Hinnenburg, Die Tourismusmusterbereiche von Bökendorf und Bellersen und auch das Nethetal bei Rheder wurde ausgenommen. Unter ein hartes Tabukriterium zum Ausschluss von Windenergieanlagen fällt auch ein als Golfplatz ausgewiesenes Areal bei Gehrden, obwohl sich diese Pläne schon seit Jahren zerschlagen haben und es eigentlich keinen Grund mehr gibt, an eine solchen Flächenplanung festzuhalten. Mit 35 Prozent ist Brakel sehr waldreich &bdquo;Wir wollen aber schon jetzt ein Signal geben, dass wir der Windenergie echten Raum geben wollen und uns es uns nicht um eine Verhinderungsplanung geht", machte der Bauausschuss deutlich. Weitere Chancen für die Ausweisung von Windenergieanlagen bestehen auch auf sturmgeschädigten Kalamitätsflächen. Planer Fiebig: &bdquo;Grundsätzlich gelten auch diese Areale noch immer als Waldflächen, allerdings zählt Brakel mit einem Waldanteil von über 35 Prozent als waldreiche Kommune, so dass dort auch auf Waldflächen der Bau von Windkraftanlagen nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist." Der Ausbau der Windenergie im Kreis Höxter stagniert seit fünf Jahren. Der Bestand von 183 Anlagen zum Beginn des Jahres hatte sich sogar leicht verringert. 2016 waren es noch 188. Die meisten Windräder drehen sich in Beverungen (39) und Willebadessen (35) gefolgt von Marienmünster (21), Höxter (19), Borgentreich (19), Warburg (18) und Nieheim (15). Die wenigsten Anlagen stehen in den Stadtgebieten von Bad Driburg (9), Brakel (6) und Steinheim (4). Der Regionalverband Ostwestfalen-Lippe im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) kritisiert den Stillstand im Ausbau der Windenergie. Nachholbedarf gebe es vor allem in den Kreisen Höxter und Lippe, die zum großen Teil ähnlich gute Voraussetzungen für die Windenergienutzung wie der Kreis Paderborn aufwiesen. Mit 19 beziehungsweise 15 Prozent an der Gesamtzahl in OWL seien die Anteile in den beiden Kreisen aber vergleichsweise zu gering. Hochburg der Windenergienutzung ist der Kreis Paderborn mit 517 Anlagen – das sind 53 Prozent der insgesamt in OWL betriebenen Anlagen. Der Großteil dieser Anlagen befindet sich in der Stadt Lichtenau. Sie gilt als &bdquo;Windenergie-Hauptstadt" von NRW. Dort wird zehnmal so viel Strom erzeugt, wie verbraucht wird. Im Kreis Höxter deckten die erneuerbaren Energien im Jahr 2019 einen Anteil von 87 Prozent am gesamten Stromverbrauch im Kreis Höxter ab. Den größten Anteil bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hatte die Windkraft mit 50 Prozent, gefolgt von der Photovoltaik mit 25,9 Prozent und der Biomasse mit 23,2 Prozent.

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