Hochwasserschutz: Die Nethe bekommt bei Brakel ihr altes Bett zurück

Brakel-Hembsen. Für die Stadt Brakel ist es eine Maßnahme von historischer Bedeutung. In den kommenden zwei Jahren wird die Ortschaft Hembsen gegen ein 100-jähriges Hochwasser geschützt. Dazu werden im Norden und im Süden auf einer Gesamtlänge von 520 Metern partielle Schutzdämme in Form von Geländeanhebungen und Hochwasserschutzmauern gebaut. Vor allem aber wird die Nethe, die östlich der Ortschaft fließt, auf einer Länge von 1,4 Kilometer renaturiert. &bdquo;Der beste Schutz gegen Hochwasser ist Platz, damit der Fluss sich ausbreiten kann", sagt Projektplaner und Stadt-Gewässerfachleiter Christoph Münstermann. Jetzt hatte die Detmolder Regierungsvizepräsidentin Anke Recklies einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 1,9 Millionen Euro überreicht. Das sind 80 Prozent der Gesamtkosten von 2,4 Millionen Euro. Eine halbe Million Euro beträgt der Eigenanteil der Stadt. Projekt seit Jahrzehnten auf der städtischen Agenda &bdquo;Dank der Förderung können wir nun dieses historische Projekt angehen", sagte Bürgermeister Hermann Temme. Seit 20 Jahren steht das Vorhaben auf der Agenda der Stadt. Verschiedene Varianten waren entworfen und wieder verworfen worden. &bdquo;Mit der nun vorliegenden Ausführungsplanung werden Hochwasserschutz und Gewässerschutzbelange in einem Konzept zusammengeführt und die Förderfähigkeit ist in vorbildlicher Weise gegeben", lobte Vizepräsidentin Recklies. Die Nethe wird in dem knapp eineinhalb Kilometer langen Abschnitt auf etwa drei Kilometer Flusslänge verdoppelt. Früher war alles besser, sagt man. Im Hochwasserschutz ist das tatsächlich so. &bdquo;In unserer Planung versetzten wir die Nethe wieder in ihren alten Flusslauf", sagt Gewässerfachleiter Münstermann. Riesige Mengen Erdreich müssen bewegt werden Im 20. Jahrhundert war die Nethe immer weiter begradigt worden. Damit wurde Siedlungsraum und Landwirtschaftsfläche gewonnen. Allerdings mit verheerenden Folgen. 1968 und 1986 stand das Dorf ein Meter unter Wasser. &bdquo;Das war damals noch nicht einmal ein 100-jähriges Hochwasser nach der heute gültigen Rechnung und da wir als Folge des Klimawandels heute mehr denn je mit extremen Wetterereignissen rechnen müssen, ist diese Schutzmaßnahme dringend erforderlich", betonte Temme. Zur Wiederherstellung des historischen Verlaufs ist eine Flurkarte von 1836 herangezogen. Sie zeigt an, wo sich in früherer Zeit die Flussschlingen befunden haben und die jetzt rekonstruiert werden. Dazu müssen erhebliche Erdmassen bewegt werden. 62.000 Kubikmeter müssen ausgebaggert werden, um der Nethe ihren alten Flusslauf zurückzugeben. &bdquo;Die Erde wird zum Großteil zur Verbesserung in der Landwirtschaft eingesetzt", erklärt Münstermann. Zwischen den renaturierten Mäandern entstehen zusätzliche 23.300 Quadratmeter Retentionsräume, also Flächen, über die sich das Hochwasser ausbreiten kann. Akzeptanz ist hoch Um die Maßnahme überhaupt machen zu können, war ihr ein fünfjähriges Bodenordnungsverfahren vorangegangen. Die Landwirte deren Flächen als Naturraum benötigt wurde, mussten an anderer Stelle gleichwertig kompensiert werden. &bdquo;Zum Glück ist Akzeptanz für diese Hochwasserschutzmaßnahme hoch und so konnte das Verfahren vergleichsweise sogar sehr zügig umgesetzt werden", sagte Planungsamtsvertreter Alexander Frewer. Jetzt hat das Projekt volle Fahrt aufgenommen. Im September war von der Wasserbehörde des Kreises die Plangenehmigung erteilt worden und auch der Förderbescheid ist erteilt. &bdquo;Aktuell läuft die Ausschreibung und ich denke, dass wir bis Mitte Dezember auch die Vergabe abgeschlossen haben", erklärt Münstermann. Im kommenden Jahr wird dann in einem ersten Bauabschnitt die Gewässerprofilierung realisiert. Aus dem Rückbau der bisherigen Begradigung bleiben dabei tote Altarme zurück, die insbesondere Amphibien ideale Lebensbedingungen bieten. Rund um die denkmalgeschützte Hembsener Brücke erhält die Nethe einen zusätzlichen Umlauf. 2022 werden dann die künstlichen Hochwasserschutzbauten errichtet. Sie entstehen vor einem landwirtschaftlichen Betrieb am nordöstlichen Ende der Bohmstraße und im Süden östlich des Großen Winkels. Danach ist der Hochwasserschutz in Hembsen gesichert.

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