Mordfall Tino Werner aus Bad Driburg: Ist Hass auf Homosexuelle der Grund?

Bad Driburg/Paderborn. Vor fast genau 22 Jahren stirbt Tino Werner eines gewaltsamen Todes. Der 29 Jahre alte Kellner wird in seiner eigenen Wohnung in Bad Driburg erdrosselt. Die intensiven Ermittlungen der Mordkommission &bdquo;Morgenstern“ bleiben ergebnislos, 2007 werden die Akten erstmals wegen fehlender Ansatzpunkte geschlossen. Im Mai dieses Jahres aber vermeldet die Ermittlungsgruppe &bdquo;Cold Case“ der Bielefelder Polizei einen Erfolg. Sie hat sich den Fall noch einmal vorgenommen und mithilfe neuester Kriminaltechnik einen Tatverdächtigen identifiziert. Eine der gesicherten DNA-Spuren kann Michael L. (Name geändert) zugeordnet werden. Er wohnte vor 22 Jahren im selben Haus wie Tino Werner. Jetzt muss er sich vor dem Paderborner Schwurgericht verantworten. Der Fensterbauer, der zuletzt in Kürten lebte, muss sich dem schwerwiegendsten Vorwurf stellen, den das deutsche Gesetz kennt. Denn Staatsanwältin Kathrin Lohmeier hat Anklage wegen Mordes erhoben. Aus Habgier und sogenannten niederen Beweggründen habe Michael L. seinen Nachbarn getötet, so ihre Überzeugung. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter Die mutmaßlichen Gründe für die Tat machen sprachlos In der Anklageschrift ist von &bdquo;Geldnot und Hass auf homosexuelle Personen“ die Rede. Deshalb soll der 57-Jährige im November 2003 seinen Nachbarn zunächst auf die linke Stirnseite geschlagen haben, um anschließend den stark benommenen, vielleicht sogar bewusstlosen Mann mit einem Kabel erst zu fesseln, dann zu strangulieren und den Leichnam schließlich im Badezimmer einzuschließen. Laut Anklage soll der Täter 100 bis 150 Euro aus der Kellnerbörse seines Opfers genommen haben. Um vorzutäuschen, dass der 29-Jährige verreist sei, soll er sämtliche Schlüssel eingesteckt und das Auto seines Opfers auf einen weiter entfernten öffentlichen Parkplatz abgestellt haben. Lesen Sie auch: &bdquo;Will dem Täter in die Augen sehen“: Familie des getöteten Tino Werner hofft auf Antworten Als Michael L. den großen Gerichtssaal betritt, in dem sich bereits zahlreiche Zuschauer und Pressevertreter aufhalten, verbirgt er sein Gesicht zunächst hinter einem grünen Aktendeckel. Auf Bitten seiner Verteidiger Tim Hoffmann und Jan Henrik Popkes darf er zwischen ihnen Platz nehmen. Tino Werner war plötzlich nicht bei der Arbeit erschienen Mit seinem kurz geschnittenen Haar und dem gestutzten Bart macht der Angeklagte einen gepflegten Eindruck. &bdquo;Ein Durchschnittstyp“, bemerkt leise eine Zuschauerin. Selbstbewusst und fest klingt seine Stimme, als er sich kurz zu seinem Alter und Beruf äußert. Viel mehr wird von Michael L. wohl fürs Erste nicht zu hören sein. Ihr Mandant werde sich nur zu seiner Person äußern, sagen seine beiden Verteidiger, als der Vorsitzende Richter Eric Schülke nach der Verlesung der Anklage in die Beweisaufnahme einsteigt. Drei Polizeibeamte, die teilweise längst in Pension sind, werden von der Kammer an diesem ersten Tag befragt. Sie lassen den 12. November 2003 Revue passieren. Damals hatten Freunde von Tino Werner die Polizei verständigt, weil dieser nicht an seinem Arbeitsplatz in einem Brakeler Hotel erschienen und zudem nicht telefonisch erreichbar war. &bdquo;Das wird nicht einfach“: Familie von Mordopfer aus dem Kreis Höxter will bei Gericht dabei sein Familie des Mordopfers nimmt an der Verhandlung in Paderborn teil Die Wohnung habe einen völlig unauffälligen Eindruck gemacht, erinnern sich die Polizisten. Bis auf das verschlossene Badezimmer, zu dem sie sich ohne Schlüssel Zugang verschaffen mussten. Dort habe Tino Werner gelegen, berichten die Zeugen, die sofort erkannten, dass der 29-Jährige mit einem Staubsaugerkabel erdrosselt worden war. &bdquo;Wir haben sogleich die Tür wieder geschlossen und einen Rettungswagen sowie die Mordkommission verständigt.“ Während die Polizisten ihre Erinnerungen mitteilen, sitzt Michael L. ruhig und konzentriert zwischen seinen Verteidigern. Oft schaut er den Vorsitzenden Richter Eric Schülke an, während dieser seine Fragen stellt, nicht aber das Publikum oder gar die Nebenkläger. Ihm schräg gegenüber, gut drei, vier Meter entfernt, verfolgen Tino Werners Schwester Brigitte Rehermann und sein Vater Helmut Werner zusammen mit ihrem Rechtsanwalt Klaus Henke die Verhandlung. Neffe Marcel Rehermann hat ganz vorn auf der Pressebank Platz genommen, um seiner Mutter und seinem Großvater nahe zu sein. Zehn Verhandlungstage am Landgericht Paderborn Im Vorfeld der Verhandlung haben sie im Gespräch mit der NW gesagt, dass sie hoffen, endlich zu erfahren, warum Tino Werner getötet wurde. Doch ob sich diese Hoffnung erfüllt, ist zumindest zurzeit noch sehr fraglich. .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 142.86%; } } Auch interessant: Mordfall Tino Werner aus Bad Driburg: Wie geht die Polizei mit Angehörigen um? Denn die Verteidiger Tim Hoffmann und Jann Henrik Popkes haben schon zu Beginn der Sitzung klargemacht, dass sich ihr Mandant nicht zum Anklagevorwurf äußern werde. Auch sonst möchten sie kein Statement abgeben, sondern verweisen auf die Terminierung des Gerichts. Dass die Kammer insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt habe, spreche dafür, dass diese sämtlichen Spuren gründlich nachgehen werde, sagen Hoffmann und Popkes. Der Prozess wird am Mittwoch, 12. November, fortgesetzt.

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