Brakel-Siddessen. „Diese Brücke ist etwas ganz Besonderes", sagt Bürgermeister Hermann Temme. Brücken wie diese seien in den vergangenen Jahrzehnten oft Straßenbaumaßnahmen zum Opfer gefallen, hebt der erste Bürger der Stadt hervor: Anlass eines Ortstermins bei der Familie Oliver Morr in Siddessen ist die aufwendige Restaurierung der Nethebrücke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die zweibogige Bruchsteinmauer ist Teil eines außergewöhnlich schönen und wertvollen Bauwerks: des „Wasserhofes" in Siddessen.
Grund für die jetzt durchgeführte Restaurierung der Brücke sind massive Schäden an den Innenbögen, die auf Umwelteinflüsse wie Hochwasser und Frostschäden zurückzuführen sind. „Damit das Bauwerk für weitere Generationen erhalten werden kann, wurde mit Unterstützung der Denkmalpflege (LWL, Landschafts- und Baukultur) und der Stiftung Denkmalpflege in Bonn die Restaurierung der Brücke durchgeführt", erklärt der Eigentümer des Wasserhofes, Oliver Morr. Dazu wurde in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalpflege der Stadt Brakel die Firma Paetzke GmbH aus Hörstel beauftragt. Jüngst wurde die komplette Ziegeluntermauerung der Rundbögen restauriert, schadhaftes Mauerwerk wurde erneuert. Das Sand- und Bruchsteinwerk der Brücke wurde gereinigt und mit wasserdurchlässigem Spezial-Mörtel neu verfugt.
„Wir haben in Brakel insgesamt 167 Baudenkmäler, 94 in der Kernstadt und 73 auf den Dörfern", erklärte Temme. Der Wasserhof zähle sicherlich zu den schönsten Denkmälern im Stadtgebiet. Die Stadt Brakel sei dem Eigentümer dankbar, dass er sich der Verantwortung um dieses historische Bauwerk bewusst sei und das wunderschöne Anwesen auch mit Hilfe staatlicher Unterstützung erhalten habe.
1971 gekauft
Das heutige Hofensemble besteht aus Wohngebäude und Wirtschaftsgebäuden. „Wie sich nun Hof und Brücke dem Betrachter präsentieren, ist ein Glücksfall, denn in den 1960er-Jahren wurden alle Brücken in der Ortschaft abgerissen, um eine neue Bundesstraße, die B 252, errichten zu können", erklärt Oliver Morr gemeinsam mit seiner Tochter Carla. Die Hofanlage mit der einzigartigen Nethebrücke wurde 1971 durch die Eltern des heutigen Besitzers, Beatrice Freifrau von Stockhausen und Wolfgang Morr gekauft. So entkamen Hof und Brücke der Abrissbirne.