Pfarrer-Gespräche: Von Licht und Liebe an Weihnachten

Brakel/Höxter. Der eine lebt und wirkt seit 28 Jahren als katholischer Pfarrer in St. Michael in Brakel. Der andere ist gerade mit seiner jungen Familie als evangelischer Pfarrer der Weser-Nethe-Gemeinde nach Höxter gezogen. Wilhelm Koch (68) in Brakel und Tim Wendorff (34) in Höxter sind zwei unterschiedliche Generationen von Pfarrern. Eines vereint die beiden jedoch im Christentum: Der Glaube, dass Gott durch die Geburt Jesu an Weihnachten Mensch wird. Und dabei die Bedeutung des Lichtes in der Dunkelheit, die die Menschen in beiden großen christlichen Konfessionen gleichermaßen erfahren. Mit der NW Höxter sprachen die beiden Theologen auch über die Bedeutung von Weihnachten für sie ganz persönlich. &bdquo;Ein ganz wunderbares Fest", sagt Wilhelm Koch. &bdquo;Seitdem ich erwachsen bin, ist mir die Bedeutung dessen, was wir an Weihnachten feiern, erst richtig bewusst: Gott wird Mensch aus Liebe zu uns." Als Kind in der Schule sei Weihnachten immer mit der Krippe daheim und den Geschenken vom Christkind – &bdquo;Lego" – verbunden gewesen. Sein älterer Bruder habe die Krippe mit Hirten &bdquo;und allem drum und dran" zu Hause aufgebaut. Dann kam das Christkind. »Für mich war und ist es ein tolles Familienfest« Abends sei die Familie, die weit außerhalb gelebt habe, von der Christmette an Heiligabend zu Fuß zurückgelaufen. &bdquo;Wir waren etwa eine halbe Stunde unterwegs." Koch muss lächeln, als er erzählt, dass sein Bruder ihn noch vor wenigen Jahren daran erinnert habe, dass der kleine Willi auf dem Rückweg an den erleuchteten Fenstern in der Nacht die Engel gesehen habe. Für ihn ist heute deutlicher denn je: &bdquo;Gott schenkt uns seinen Sohn, damit wir Licht haben. Und der Weihnachtsstern leuchtet nicht nur den Hirten auf dem Felde. Er leuchtet auch uns heute jeden Tag. Daran erinnere ich das ganze Jahr hindurch." Für Wilhelm Koch ist der Nachmittag des ersten Weihnachtstages der besondere Moment des Festes: Nach dem Festhochamt mit Stadtkapelle und nach dem Mittagessen mit den Nonnen beginnt ab halb drei Uhr für ihn sein ganz persönliches, privates Weihnachtsfest: Dann kann er die Momente der Ruhe genießen, dann klingelt kein Telefon und keine Haustürschelle, dann geht er auch mal zu den Krippen im Altenheim oder in der Kapuzinerkirche und schaut sich die Geburtsszene im Stall fernab aller Hektik ganz bewusst, ganz allein und ganz in Ruhe an, erzählt er. Die Grenze zwischen Himmel und Erde wird überwunden Auch bei den Wendorffs in Höxter kehrt nach dem Weihnachtsgottesdienst am ersten Feiertag Ruhe ein. Obwohl die Familie ihre kleine Tradition erst noch finden muss, sagt Tim Wendorff und lächelt: &bdquo;Wir pendeln uns da ein." Mit zwei kleinen Kindern im Alter von zweieinhalb Jahren und sechs Monaten. &bdquo;An Weihnachten wird aus theologischer Sicht die Grenze zwischen Himmel und Erde überwunden", sagt der junge Mann. &bdquo;Gott wird Mensch und ist den Menschen so nahe wie nie." Es komme aber kein König, sondern ein kleines Kind auf die Welt, das in ärmlichen Verhältnissen geboren werde. &bdquo;Gott bricht mit den Erwartungen – und er durchbricht die Distanz." In diesem Jahr seien ihm die vielen Lichter in der Adventszeit – sonst vielleicht kitschig – erstmals richtig bewusst geworden in ihrer Bedeutung als Licht in der Welt. Und damit der Bezug zur Geschichte im Alten Testament: &bdquo;Die Hirten der Bibel erfahren von der Geburt Jesu als erstes durch das Licht, in dem sie den Engel entdecken, der sagt: Fürchtet Euch nicht. Dann kommt der helle Stern, der zur Krippe führt." Ein Sohn werde geboren, ein verletzliches Baby, das Gottes Liebe ausdrücke und das man nur lieben könne, sagt der Vater von zwei kleinen Söhnen. &bdquo;Eine menschliche Geschichte, mittendrin im Leben, an die jeder Mensch eine Anknüpfung finden kann." Schon als Kind – auch seine Eltern sind Pfarrer – habe er von Anfang an die Vorbereitung auf Weihnachten miterlebt und mitgestaltet, zum Beispiel bei den Krippenspielen. &bdquo;Für mich war und ist es ein tolles Familienfest mit einer schönen, freudigen Erwartung." Wenn die Orgel anfängt zu spielen Zum Weihnachtsgottesdienst sei die Kirche meist so voll wie sonst nie im Jahr. Darunter viele ungeübte Gottesdienstbesucher. &bdquo;Das ist nicht schlimm", sagt Wendorff. &bdquo;Schön, dass sie alle da sind." Wenn er vorher angespannt und aufgeregt sei, dann aber die Orgel anfange zu spielen und &bdquo;ich nichts mehr ändern kann, dann ist es gut. Dann kann ich genießen." Aber er freue sich auch auf das Orgelnachspiel, wenn er nach Hause zur Familie komme. Um 23 Uhr kommt noch der Gottesdienst in der Christnacht, am ersten Feiertag der Gottesdienst am Morgen – und dann ist Zusammensein angesagt.

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