Borgentreicher Feuerwehrhäuser weisen erhebliche Mängel auf

Borgentreich. Die Feuerwehrhäuser im Stadtgebiet Borgentreich sind in einem kläglichen Zustand. Zu diesem Ergebnis kommen die Berater der Kommunalagentur NRW. Um den Brandschutzbedarfsplan, der zuletzt 2017 für fünf Jahre aufgestellt worden war, fortzuschreiben, hatte es eine Begehung gegeben. Die Ergebnisse stellte im Detail am Dienstagabend Christoph Müller von der Kommunalagentur per Videostream den Ratsmitgliedern in ihrer Sitzung vor. Die externen Berater aus Düsseldorf hatten in ihrem Gutachten Mängel festgehalten und entsprechende Noten vergeben. Von den insgesamt elf Feuerwehrhäusern erhielten sieben ein "ausreichend", zwei wurden als "mangelhaft" bewertet, für das Gebäude in Bühne gab es gar ein "ungenügend". Mit einem "befriedigend" schnitt das Gerätehaus in Körbecke noch am Besten ab. Einen "deutlichen Investitionsbedarf" schreibt das Gutachten den Borgentreicher Feuerwehrhäusern insgesamt zu. Besonders im Bereich des Arbeitsschutzes. Eine Einhaltung aller arbeitsschutzrechtlicher Anforderungen wäre aber nur durch Neubauten an allen Standorte möglich, heißt es. Doch würde der finanzielle Aufwand die Möglichkeiten der Stadt deutlich übersteigen und sei auch nicht angemessen. Der Brandschutzbedarfsplan plädiert für "ein ganzheitliches Konzept". Drei Feuerwehreinheiten fusionieren Dazu gehört beispielsweise eine Zusammenlegung der Einheiten aus den Ortschaften Bühne, Manrode und Muddenhagen. Man schlägt einen Neubau am Hohen Berg als Standort für die fusionierte Einheit vor. Die geografische Lage der Feuerwehrhäuser und die bereits vorhandenen Überdeckungen der planerischen Erreichbarkeiten ließen einen gemeinsamen Standort für alle drei Einheiten realistisch erscheinen. Die Zusammenarbeit sei seit Jahren gut und werde sowohl im Einsatz-, als auch im Ausbildungsdienst gelebt. Auch würden die Löschgruppen eine Fusion als Lösung begrüßen. Der Bürgermeister rechnet mit Kosten im siebenstelligen Bereich. Doch sei unter dem Strich ein Neubau günstiger als die dringend notwendige Sanierung der drei bestehenden Feuerwehrgerätehäuser, bilanziert Nicolas Aisch. Um das Gebäude in Bühne "einigermaßen auf Stand zu bringen", müsse nach groben Schätzungen gut eine Million Euro investiert werden. Jetzt sollen für den Neubau Mittel aus den Fördertöpfen des Landes generiert werden, um das Vorhaben am Hohen Berg bei Bühne zwischen den Ortschaften Manrode und Muddenhagen auch finanziell stemmen zu können. "Stück für Stück angehen und nach und nach abarbeiten" Der Brandschutzbedarfsplan für die kommenden fünf Jahre sieht mittelfristig auch ein neues Feuerwehrhaus in der Kernstadt vor. Zwar seien beengte Lagerkapazitäten durch einen Anbau erweitert worden, doch sei dies allein nicht ausreichend. Besonderes Augenmerk legten die Gutachter auf unfallträchtige Laufwege, die kurzfristig entschärft werden müssten. Zudem merken die Planer an, die digitale Funktechnik und die EDV in der Zentrale zu verbessern. "Heute werden in Feuerwehrhäusern andere Standards verlangt", berichtet der Bürgermeister auch von sich wandelnden Vorgaben. Eine Herausforderung für die Stadt, "die wir Stück für Stück angehen und nach und nach abarbeiten werden", kündigt Aisch an. Massiv vom Schimmel betroffen An den Standorten der Feuerwehr Borgentreich sind aufgrund baulicher oder technischer Mängel erhebliche Maßnahmen erforderlich. Sie lassen beispielsweise alle eine Notstromeinspeisung und eine Sicherheitsbeleuchtung vermissen. Auch wurden geeignete Sanitäranlagen inklusive Duschen für beide Geschlechter, Umkleideräume und die Trennung zwischen verunreinigter Einsatzkleidung und sauberer Privatbekleidung moniert. Dabei sei die Fahrzeughalle in Bühne zudem massiv vom Schimmel betroffen. Die Gutachter gehen in diesem Fall von einer unmittelbaren Gesundheitsgefahr für die Einsatzkräfte aus. In der Halle werde ihre Einsatzbekleidung gelagert. In 80 Prozent der Einsätze solle die Freiwillige Feuerwehr in acht Minuten nach der Alarmierung zumindest in Staffelstärke (sechs Einsatzkräfte) an der Brandstelle sein. Das ist Ziel im neuen Brandschutzbedarfsplan in der Orgelstadt. Wenn es optimal läuft. Zeitkritische Einsätze Weite Wege und Fahrzeiten zwischen einzelnen Stadtteilen: In den vergangenen drei Jahren 2018 bis 2020 hatte bei den sogenannten zeitkritischen Einsätzen das Ziel, mit neun Kräften die Einsatzstelle zu erreichen, nur bei gut der Hälfte der Einsätze hatte dies eingehalten werden können. Ursächlich sei bei genauerer Analyse oftmals die Anfahrtszeit gewesen, hält das Gutachten fest. Ebenso wie den Fakt, dass insgesamt mindestens 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten an der Einsatzstelle gewesen seien. Das Borgentreicher Stadtgebiet umfasst eine Fläche von knapp 140 Quadratkilometer. Eine weitere Empfehlung der Kommunal-Agentur: In der Verwaltung müsse die Orga-Stelle im Bereich des Feuerwehrwesen, die aktuell nur 40 Prozent einer Vollzeitstelle ausmache, aufgeweitet werden, um das Ehrenamt stärker zu entlasten. Auch sei kritisch zu prüfen, in wieweit die immer umfänglicher werdende Prüfung von Gerätschaften und deren Dokumentation weiterhin im Ehrenamt geleistet werden könne. Die Beschäftigung eines hauptamtlichen Gerätewartes könne zielführend sein.

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