Bewegende Momente, die in Borgentreich in Erinnerung bleiben

Borgentreich. Ein Rückblick auf das Jahr 2024 in Borgentreich, der an außergewöhnliche Ereignisse, aber auch an besondere Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnert. Und zum Nachdenken anregt. Ein Verkehrsunfall, bei dem zwei Kinder starben, die Folgen eines Starkregens, ein Bürgermeister, der zum König wird: In Borgentreich hat sich im vergangenen Jahr einiges ereignet, das so schnell nicht vergessen werden wird. Eine Gruppe aus der Bördegemeinde blickt gleich Jahrzehnte zurück und erinnert an ein ganzes halbes Jahrhundert. Tragischer Unfall Die genauen Umstände des Unfalls und die Ursache stehen immer noch nicht fest. Zwei Mädchen (4 und 10) waren Anfang April im Wagen eines Baunatalers, der auf der B241 aus Richtung Borgentreich kommend kurz vor der Ausfahrt nach Großeneder von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt war, auf der Rückbank des Pkw gestorben. Fahrer, Beifahrer und ein weiteres Kind (7) wurden verletzt. Nach und nach nannten Staatsanwaltschaft und Polizei in den folgenden Wochen Details zum Unfallfahrer, doch blieb einiges bis heute unklar. Starkregen im Sommer In der Nacht zum 2. August rufen starke Regenfälle Feuerwehr und Rettungsdienst in der Börde auf den Plan. Das DRK richtet in Bühne in der Alsterhalle eine Betreuungsstelle ein. Von den Wassermassen war die Ortschaft besonders betroffen, die Einsatzkräfte der Feuerwehr im Dauereinsatz. 43 Einsätze zählte die Feuerwehrleitung allein in Bühne. Ein überlaufender Graben hatte im Ort die Vitus-Straße überschwemmt und Keller volllaufen lassen, eine Tiefgarage stand unter Wasser, zwei Autos mussten abgeschleppt werden. Teilweise wurden im Kreis Höxter Wasserstände von bis zu 1,50 Metern gemessen. Das Wasser hinterließ auch in der Kernstadt, in der innerhalb kürzester Zeit 67 Liter auf den Quadratmeter gefallen waren, Schäden. Wie an der Baustelle der Multifunktionshalle. Die Eröffnung des wohl gut elf Millionen Euro teueren Neubauprojekts wird sich verschieben. Spatenstich war bereits im Januar 2023. Jetzt rechnen Architekt und Verwaltung mit der Bauabnahme Ende März. Als Termin der Einweihung nannte Bürgermeister Nicolas Aisch im Herbst das zweite Quartal des neuen Jahres. Man wird abwarten. Neue Rettungswache In Natzungen steht seit dem Sommer jetzt die erste Containerwache des Rettungsdienstes im Kreis Höxter. 700.000 Euro hat die Wache im Industriegebiet Spiegelberg auf dem Firmengelände der Reposa-Möbelwerke bei Natzungen gekostet. Eine Interims-Wache, wie bei der feierlichen Inbetriebnahme betont wurde. Im kommenden Sommer soll sich entscheiden, ob aus dem Probebetrieb der Notfallrettung im Süden des Kreisgebietes ein dauerhafter wird. Abgerissen ist dagegen ein Stück Natzunger Ortsgeschichte: die alte Kneipe mitten im Dorf. Das marode Gebäude der ehemaligen Gaststätte und das mehrere Tausend Quadratmeter große Areal an der Ecke Schloss- und Borgentreicher Straße hatte vor zwei Jahren die Orgelstadt erworben. Kurz war überlegt worden, dort Flüchtlinge unterzubringen. Doch wurde eine Sanierung als viel zu teuer verworfen. Außergewöhnliche Royals Apropos Bürgermeister. Dass sich ein Rathauschef als König feiern lässt, ist durchaus ungewöhnlich. Doch Nicolas Aisch hat es getan, bejubelt von den Schützen in seinem Heimatort Eissen, wenige Meter von der Stadtgrenze entfernt. Mit Ehefrau Michaela an der Seite führten die Aischs als prominente Majestäten das Schützenvolk an den Festtagen im Juli an. Auch der royalen Robe von Pia Heise (23) zollten Schützen und Schaulustige kräftigen Applaus. Am Straßenrand gleich in mehreren Ortschaften. Im Mai war die Schwimmmeisterin der Borgentreicher Bäder Regentin der Festtage in Muddenhagen, im Juni erste Bezirkskönigin beim Jubiläumsfest der Historischen Schützen in Borgentreich und im Juli beim Bezirksfest in Natzungen. Ihre Majestät und ihr prächtiger Samtstoff sorgten auch Mitte September beim Bundesfest in Rietberg für den Wow-Effekt. Besuch aus Fernost International: Der Bundessieg im Dorfwettbewerb des Bördeortes strahlt aus bis in den Südpazifik. Eine Delegation aus Taiwan war im November zu Besuch in Lütgeneder. Dorfentwicklung ist eben in globales Thema. Wie stellen sich kleinere Dörfer zukunftssicher auf? Darüber und über das gemeinschaftliche Miteinander informierte sich eine 32-köpfige Gruppe auf ihrer Tour durch die Niederlande und Deutschland. Der Gegenbesuch der Lütgenederer, die sich zu Jahresbeginn bei der Grünen Woche in Berlin die Auszeichnungsurkunde als Bundessilberdorf abgeholt hatten, ist verabredet. Windenergie Da hatten die Fraktionen im Stadtrat kurz vor dem Jahreswechsel bereits die eigene Raumplanung für den Windkraftausbau gekippt, ihr Vertrauen ganz auf die Regionalplanung gesetzt und darauf verzichtet, einen eigenen Flächennutzungsplan zur Windenergie zu verabschieden. Doch würde Borgentreich nach dem vorläufigen Entwurf, der im Regionalrat verhandelt wird, mit rund 2.300 Hektar an ausgewiesener Fläche für die Windkraft stark belastet. Ein emotionales Thema, das sich in der Diskussion in den vergangenen Monaten mehr und mehr die Bahn brach. Bei den Investoren und Windenergieanlagenbauern herrscht Goldgräberstimmung, bei den Bürgern Frust. Besonders in Bühne, Manrode und Muddenhagen formiert sich der Widerstand gegen geplante Anlagen. Traditionsbetrieb gibt auf Ein Borgholzer Traditionsunternehmen gibt auf: Die Scheideler Gmbh und Co. KG meldete Insolvenz an und kündigte zum 29. Februar allen rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Doch geht es in den Werkhallen des Automobilzulieferers im Gewerbegebiet Spiegelberg und am Borgholzer Bahnhof weiter: Die Vollmann-Gruppe aus Gevelsberg zeigte Interesse und erwarb nach zähen Verhandlungen Teile des Familienunternehmens, das in Borgholz auf eine fast 100-jährige Firmengeschichte zurückblickte. 1926 hatte der Schlosserreibetrieb als Nachfolger einer seit 1830 in Borgholz bestehenden kleinen Schmiede im Ortskern eine Werkstatt für industrielle Produkte eingerichtet. Das neue Borgentreich Nicht ganz so weit blickten die Initiatoren und Autoren eines neuen Borgentreich-Buches in die Historie zurück. Vor 50 Jahren wurden die Kommunen in Nordrhein-Westfalen neu geordnet. Die ehemaligen Kreise Büren und Warburg verschwanden von der Landkarte. Büren wurde Kreis Paderborn und Warburg Kreis Höxter. Die Mehrheit im Altkreis Warburg war gegen den Anschluss an Höxter. Unter dem Titel &bdquo;Menschen. Momente. Geschichte(n). Das neue Borgentreich. Die Entwicklung seit 1975“ nehmen das Autorenteam um Elisabeth Rengel, Karl-Heinz Klare und Hubertus Hartmann die vergangenen fünf Jahrzehnte in den Blick, berichten vom Fortgang der Ereignisse in der Borgentreicher Stadtgeschichte und erzählen zudem manch Anekdote. Auf 269 Seiten und reich bebildert, von A wie Archäologie bis Z wie ZUE. Stolpersteine Mitte November setzte dann Stolperstein-Künstler Gunter Demnig in Borgentreich die ersten Betonwürfel mit der glänzenden Messingoberfläche, die an Opfer nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern, ein. Ins Pflaster des Gehwegs vor den Häusern, in denen damals die Menschen gelebt haben. Die zwölf Steine erinnern an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch an Euthanasieopfer der Nazis aus dem Ort. Im Frühjahr werden es acht weitere sein, kündigten Stadtarchivar Klaus Jürgens und Uwe Kohlbrock an. Die beiden Initiatoren der Aktion hatten das Schicksal der Borgentreicher Juden während der NS-Zeit recherchiert und dokumentiert. Auch in Borgholz wurden wenige Wochen später Stolpersteine verlegt. Ein besonderes Erbe Er war ein Original, in der ganzen Stadt bekannt: Heinz Schubert machte Monate nach seinem Tod den Bürgerinnen und Bürgern ein unerwartetes Geschenk. Der Nachlass des im Alter von 93 Jahren bereits Ende Dezember 2023 im Seniorenheim Verstorbenen floss in eine besondere Stiftung ein. Schubert hatte seine Ersparnisse testamentarisch einer nach ihm benannten Stiftung vermacht. Fleiß, Sparsamkeit und Bescheidenheit hatten sein Leben geprägt. Er liebte die Musik und den Fußball. Als Waisenkind 1943 aus Wuppertal in die Börde gekommen, hinterließ Schubert als einfacher Landarbeiter jetzt ein Stiftungsvermögen in Höhe von 565.000 Euro. Ein Grundkapital, das nicht angetastet wird. Von den Erlösen werden die ortsansässigen Vereine ebenso wie gemeinnützige Zwecke profitieren.

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