Parteipolitisch rumort es in Borgentreich gewaltig

Borgentreich. Reichlich in Bewegung gekommen ist derzeit die Kommunalpolitik in der Orgelstadt. Mit dem beginnenden Wahlkampf zeigen sich die im Stadtrat vertretenden Parteien und Akteure angriffslustig. Während die Mehrheitsfraktion der Christdemokraten in Harmonie schwelgt, rumort es in den Reihen der SPD mächtig. Die Grünen denken an ihre bundesweit gestiegenen Werte und die Liberalen präsentieren einen unabhängigen Bewerber für den Chefsessel im Rathaus. Die Parteien ringen um die Wählergunst: 26 Mandatssitze werden beim Urnengang am 13. September im Gemeindeparlament zu vergeben sein. Dazu ein frisch ins Amt gehobener Bürgermeister, da Rainer Rauch (55) nicht mehr antreten wird. Der bisherige christdemokratische Verwaltungschef hatte bereits im Sommer vergangenen Jahres auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann, der beruflich neue Wege einschlagen wird. CDU Mit Nicolas Aisch (39) stellte die CDU im Januar einen Bewerber auf, der als Lehrer aber kaum über Verwaltungserfahrung verfügt. Auch wenn er für die Schulen als Medienbeauftragter des Kreises berufen ist. Aisch gilt unter den Mitarbeitern im Borgentreicher Rathaus als gut vernetzt. &bdquo;Wir setzen auf seine Bürgernähe", heißt es aus dem Parteivorstand. Geschlossenheit demonstrierten die Parteifreunde bei der Aufstellung ihrer Ratskandidaten. Ohne Gegenkandidaten wählten sie die Direktkandidaten der 13 Wahlbezirke jeweils einstimmig. SPD Unstimmigkeiten hatten dagegen in den Reihen der Sozialdemokraten dazu geführt, ein zweites Mal die Bewerberliste aufstellen zu müssen. Mit Valentin Hermann hatte im Wahlbezirk Manrode/Muddenhagen ein Genosse nach Querelen im Stadtverband das Handtuch geworfen. Vor allem beim Thema Windkraft waren die Meinungen der Borgentreicher SPD-Spitze und Hermanns herbe aufeinandergeprallt. Auf der Reserveliste fand er sich auf dem wenig aussichtsreichen Platz zehn wieder, abgerutscht von Platz fünf, auf den ihn die Parteifreunde aus dem Bühner Ortsverband zunächst gehoben hatten. &bdquo;Ich habe Verständnis dafür, dass man enttäuscht ist, wenn Wahlen nicht so gelaufen sind, wie man es sich erhofft hat. Ich habe jedoch wenig Verständnis, wenn man Behauptungen in den Raum stellt, die jeglicher Grundlage entbehren", wehrte sich Stadtverbandsvorsitzender Marcel Franzmann in der Presse gegen erhobene Vorwürfe. Gemeinsam mit anderen enttäuschen SPD-Mitgliedern wird Herrmann nun in einer unabhängigen Wählergemeinschaft um Stimmen werben. Mit seinem Austritt sei er einem drohenden Parteiausschluss zuvorzukommen, ist sich Herrmann sicher. In Aussicht habe ein Parteiordnungsverfahren, das von der SPD in Hessen eingeleitet wurde, gestanden, sagt Franzmann. Der Muddenhagener sei Mitglied im Ortsverband Bad Karlshafen. Auch ein weiteres Dilemma belastet die Genossen. Ihr Spitzenkandidat soll aus einer nicht-öffentlichen Sitzung geplaudert haben. In der Folge war gegen einen Borgholzer Ratsherrn beim Landgericht Klage wegen Verleumdung und übler Nachrede eingereicht worden. SPD-Mann Hubertus Herbold sieht sich im Stadtrat einem Ordnungsverfahren gegenüber. Mit Uwe Tegethoff, der Ende Juni seinen Austritt aus der SPD-Ratsfraktion erklärt hatte, verloren die Sozialdemokraten einen Sitz im Kommunalparlament. UWB Tegethoff wird bis zum Ende der Wahlperiode mit Franz-Josef Wegener (parteilos) eine Fraktionsgemeinschaft eingehen. Die Borgentreicher Bürgerfraktion, die bisher von dem Borgholzer Ratsherren und Jan-Gerrit Möltgen (FDP) gebildet worden war, hatte sich zuvor &bdquo;einvernehmlich", wie es heißt, aufgelöst. Wegener, Tegethoff, Valentin Herrmann, Stefan Waldeyer, Johannes Rehrmann, Helmut Rehrmann jun. und Ludger Schabedoth haben dagegen in der Ogelstadt eine Wählergemeinschaft neu gegründet. Als Unabhängige Wählergemeinschaft Borgentreich (UWB) wollen sie zur Kommunalwahl Stimmen sammeln, &bdquo;um denen Gehör zu verschaffen, die sich bei den Altparteien im Stadtgebiet nicht wieder finden", so UWB-Sprecher Wegener. GRÜNE Vor gut zwei Wochen nominierten die Borgentreicher Grünen ihre Kandidaten für den Stadtrat. &bdquo;Einstimmig", wie Fraktionsvorsitzender Christian Riepen aus Körbecke betont. Vor sechs Jahren war die Partei erstmals angetreten und hatte &bdquo;für uns überraschend gut abgeschnitten". Die Bündnisgrünen wollten eine &bdquo;alternative Plattform" bieten, sagt Riepen. Die Partei hat Zulauf: Aktuell freue man sich über steigende Mitgliederzahlen. FDP Zuletzt zauberte die FDP einen Kandidaten für das Chefbüro im Rathaus aus dem Hut. Mit einer Anzeige, auf die sich sechs Interessenten gemeldet hatten, suchten die Liberalen nach einem geeigneten Mann oder einer geeigneter Frau. Zwar tritt Peter Maier nun als parteiloser Bewerber an, doch die Liberalen sicherten dem 52-jährigem Franken ihre volle Unterstützung zu. Schließlich bringe er als ehemaliger Bürgermeister im westfälischen Laer Erfahrungen mit, auch wenn ihn die Bürger in einem Abwahlverfahren im November vorzeitig vor die Rathaustür gesetzt hatten.Jetzt wirbt Maier in der Orgelstadt um Stimmen. Und verschwendet keine Zeit: Unternehmern stellte er sich bereits auf Burg Borgholz vor. &bdquo;Ich habe in direkten Gesprächen mit Bürgern und Vertretern der heimischen Wirtschaft viel Zuspruch erfahren, das gibt mir Kraft und Zuversicht", zitiert Jan-Gerrit Möltgen den gelernten Bauingenieur. Noch sammelt Meier Unterschriften für seine Bewerbung im Wahlbüro, auf die er angewiesen ist, um am Wahltag antreten zu können. In der Börde-Gemeinde versprechen die kommenden neuneinhalb Wochen bis zu Urnengang im September spannend zu werden.

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