Boffzener Biber ist nach schwerem Unfall wieder in Freiheit

Boffzen. Sein Schicksal hat die Beteiligten bewegt. Ein Biber war Ende Juni nachts Mitten auf der Bahnhofstraße in Boffzen unterwegs, als er von einer Autofahrerin, die nicht mehr bremsen konnte, angefahren wurde. Seine Verletzungen stellten sich später als deutlich schwerwiegender heraus als zunächst gedacht. Tierärzte kümmerten sich intensiv um den jungen Burschen. Der dankte ihnen diese Hilfe aber nicht wirklich. Die Autofahrerin handelte in jener Nacht richtig, rief Polizei und Jäger an. Das Tier wirkte apathisch, schien äußerlich aber unverletzt. Um ihn eingehender tierärztlich untersuchen zu können, wurde er noch in derselben Nacht in den Wildpark Neuhaus gebracht und vorübergehend in einem Quarantänegehege untergebracht. Der Zustand des geschockten Tieres besserte sich nicht, weshalb der völlig erschöpfte Biber noch am selben Tag von Florian Brandes dem Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation aus dem rund 100 Kilometer entfernten Sachsenhagen abgeholt wurde. Schwerer verletzt als angenommen Dort wurde er noch einmal unter Narkose eingehend untersucht. Auch wurde er geröntgt. Die Diagnose: Der Biber hat ein Schädeltrauma, abgebrochene Schneidezähne und eine Beckenverletzung, wie Florian Brandes, der zugleich behandelnder Tierarzt des Bibers war, im &bdquo;NW“-Gespräch berichtet. Besonders schwer wog demnach, dass die oberen Schneidezähne bis auf das Zahnfleisch abgebrochen waren, was dem Biber eine normale Nahrungsaufnahme unmöglich machte. Gegen Kopfschmerzen Er bekam also nicht nur Tabletten gegen seine Kopfschmerzen, sondern auch geriebene Möhren und Äpfel. Er begann schließlich langsam wieder zu fressen, weshalb das Team Hoffnung schöpfte. Und tatsächlich ging es ihm nach einer Woche schon wieder so gut, dass er sein beheiztes, gefliestes Krankengehege verlassen und in ein größeres Freigehege mit Schwimmmöglichkeit umziehen durfte. Es blieb aber das Problem mit den Zähnen, berichtet Tierarzt Florian Brandes. Die wachsen zwar schnell nach – etwa einen halben Zentimeter pro Woche. &bdquo;Doch für Nager ist es extrem wichtig, dass die Schneidezähne genau übereinander stehen“, sagt der Veterinär. Sonst können sie nicht richtig fressen. Eine Rückkehr in die Freiheit wäre damit unmöglich geworden. Drei mal narkotisiert Dreimal musste er in seinem Außengehege eingefangen und narkotisiert werden, um die Zähne zu richten und zu schleifen. &bdquo;Er hat uns deswegen nicht wirklich gemocht“, berichtet Brandes schmunzelnd. Im Gegenteil, zum Dank begann das junge Tier auch noch, das Gehege zu zerlegen, zu buddeln und alles anzuknabbern, was ihm zwischen die Zähne kam. &bdquo;Was ein Biber so macht“, kommentiert Brandes. Sogar das Wasserbecken ist hinüber. Ein ziemlich sicheres Zeichen, dass es wieder Zeit für die Auswilderung war. Das Team der Wildtierstation brachte ihn zurück. Doch plötzlich hatte es der junge Kerl, der übrigens keinen Namen von seinen Rettern bekommen hat, gar nicht mehr eilig. &bdquo;Ein bisschen ließ sich der Biber schon bitten, bevor er die Transportbox verließ“, berichtet Peter Drews, Sprecher des Kreises Holzminden. Dann aber ließ er sich in das Weserwasser sinken und tauchte erst einmal ab. Zur Freude der Helfer drehte der Biber dann noch ein paar Orientierungsrunden, völlig entspannt und unbeeindruckt von den am Ufer stehenden Menschen, bis er schließlich dicht am Ufer entlang flussabwärts davon schwamm. Ob er dort bleibt, oder wohin er weiter wandert, wird aber sein Geheimnis bleiben. Spendenfinanziert Es ist erst der dritte Biber in vielen Jahren, den die Wildtierauffangstation wieder aufgepäppelt hat. Tierarzt Florian Bandes rechnet aber damit, dass er es in Zukunft häufiger mit den in Deutschland streng geschützten Bibern zu tun haben wird. Denn die Nager werden in der Region wieder heimisch. Die Kosten für die Behandlung und Unterbringung wird übrigens zum großen Teil über Spenden finanziert. Ebenso wie die Beseitigung der Schäden, die der Biber hinterlassen hat. Weitere Informationen finden Interessierte unter wildtierstation.de.

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