Boffzen/Höxter

Gedenkstein für Polizistenmord bei Boffzen geschändet

Polizisten in der Region sind entsetzt über die Tat und bitten um Zeugenhinweise

Der Gedenkstein ist ein Ort des Innehaltes und Erinnerns an den brutalen Polizistenmord. | © Polizei Holzminden

19.11.2019 | 19.11.2019, 18:30

Boffzen/Höxter. Entsetzen bei den Polizisten in der Region. Der Gedenkstein im Boffzener Rottmündetal, der an den Polizistenmord im Oktober 1991 erinnert, wurde von Unbekannten geschändet. "Als Kinder mussten wir uns wahrscheinlich alle einmal anhören, dass unsere Eltern uns den Spruch ,nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände' vorhielten. Dass heutzutage die Moral und der Anstand immer mehr ins Hintertreffen geraten bewies sich am vergangenen Sonntag, dem Volkstrauertag, erneut", kommentiert der Burkhard Schramm, Leiter des Einsatzdienstes bei der Polizei in Holzminden die Tat.

Am Montagnachmittag wurde die Polizei Holzminden informiert, dass Unbekannte den, auf dem Waldparkplatz an der Landesstraße 459 zwischen Boffzen und Neuhaus gelegen Gedenkstein mit weißer Farbe beschmiert haben.

Gedenkstein zur Erinnerung an die 1991 auf dem Parkplatz im Rottmündetal ermordeten Holzmindener Polizeibeamten - © Polizei Holzminden
Gedenkstein zur Erinnerung an die 1991 auf dem Parkplatz im Rottmündetal ermordeten Holzmindener Polizeibeamten | © Polizei Holzminden

Der Gedenkstein erinnert an die beiden Holzmindener Polizeibeamten und Freunde, Jörg Lorkowski und Andreas Wilkending, die vor 28 Jahren, in der Nacht des 12. Oktober 1991, auf eine besonders niederträchtige Art in einen Hinterhalt gelockt und brutal ermordet wurden. Sie waren zur Aufnahme eines Wildunfalls gerufenworden. Routine, nichts Besonderes.

Vermeintlicher Notruf ist eine Falle

Doch der vermeintliche Notruf war eine Falle – ein mörderischer Hinterhalt. Mit 13 Schüssen aus einem Gewehr wurden die arglosen Polizisten eiskalt erschossen – von Brüdern aus Bredenborn. Die Beamten hatten keine Chance. Die Tat geschah mit mit einer Salve aus einem G-3-Gewehr der Bundeswehr, das bei Überfällen auf Kasernen in Augustdorf (1987) und Stadtoldendorf (1988) erbeutet wurde.

Vier Tage wurde nach den Tätern gesucht. Die Suchaktion war mit über 100 Beamten, mit Hunden und Hubschraubern und auch der Wasserschutzpolizei eine der größten Suchaktionen der Kriminalgeschichte in der Region. Der spätere Prozess dauerte zweieinhalb Jahre und umfasste 180 Verhandlungstage. Die Strafen: Dietmar J. (30) bekam lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung im Hochsicherheitstrakt in Celle. Manfred J. (27) wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt; der jüngste Bruder (26) war nicht beteiligt – er ging straffrei aus.

Auch viele Jahre nach der Tat ist die Trauer bei Angehörigen und Kollegen groß. „Sie kamen, um zu helfen", steht auf dem Gedenkstein, der nun beschmiert wurde. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise auf verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich des Gedenksteins geben können, sich mit der Polizei in Holzminden unter Tel. (0 55 31) 95 80 in Verbindung zu setzen.