Tornado bei Beverungen gesichtet

Beverungen-Wehrden. Erinnerungen an den 20. Mai 2022 werden in Höxter wach, wenn es um das Thema Tornados geht. An diesem Tag fegte nämlich ein Wirbelsturm unter anderem durch Lütmarsen und Ovenhausen und richtete Verwüstung an. Erinnerungen, die auch Manuela Bömelburg noch vor Augen hat. Zwar sei sie selbst im vergangenen Jahr nicht unmittelbar betroffen gewesen, bei Bekannten in Lütmarsen und ihrer Schwester in Paderborn hätte der damals bis zu 180 Kilometer pro Stunde schnelle Tornado jedoch erhebliche Schäden angerichtet. Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und auch Autos teilweise komplett zerstört, der Sturm hatte für Schäden in Millionenhöhe gesorgt. Am Mittwoch nun ist Bömelburg selbst Augenzeugin eines Tornados geworden, ganz in der Nähe ihres Wohnhauses in Wehrden. Um 16.41 Uhr war ihr am Fenster stehend eine extrem dunkle trichterförmige Gewitterwolke aufgefallen. &bdquo;Zunächst dachte ich an eine optische Täuschung. Es gab zwar eine Unwetterwarnung für den Tag, aber lediglich Warnstufe zwei“, sagt Bömelburg. Tornados würden jedoch eigentlich erst ab Warnstufe vier entstehen, so die Wehrdenerin. Fünf Minuten später ist sie sich jedoch sicher: Das ist keine normale Gewitterwolke. Sie greift zum Handy und fotografiert den Wirbelsturm ein erstes Mal. Zwei Minuten danach macht sie aus dem Garten ein zweites Bild, der Tornado befindet sich laut ihrer Aussage zu dem Zeitpunkt schon unterhalb der Baumgrenze. Um 16.49 Uhr ist der Spuk dann vorbei, der Sturm so schnell wieder weg wie er gekommen ist. Analyse vor Ort Über Facebook kontaktiert die Unternehmerin den Naturwissenschaftler Björn Stumpf. Er ist der einzige Sachverständige für meteorologische Schadensanalytik in Deutschland und arbeitet für das &bdquo;WTINFO Tornado Research Project“. Noch am Abend macht sich Stumpf aus Fulda auf Richtung Hochstift, um die Lage zu analysieren. Zugesendete Foto- und Videoaufnahmen helfen ihm für eine erste Einschätzung. Im Anschluss macht er sich nach Möglichkeit jedoch immer ein Bild vor Ort, um die Ursachen und Schäden einschätzen zu können. In Beverungen ist ihm schnell klar, dass es sich tatsächlich um einen Tornado gehandelt haben muss. Er misst aus, an welchen Stellen der Sturm gewütet hat und schaut sich die Folgen an. &bdquo;Der Sturm in Beverungen hat auf einer Länge von mindestens 4,3 Kilometern Bodenkontakt gehabt. Sobald dieser Kontakt besteht, sprechen wir von einem Tornado“, sagt Stumpf. Er relativiert jedoch, dass es sich am Mittwoch um einen sehr schwachen Wirbelsturm gehandelt hätte. &bdquo;Der Tornado ist mit 60 bis 80 Kilometern pro Stunde aus Nordrhein-Westfalen in Richtung Niedersachsen gezogen“, sagt der Naturwissenschaftler. Für ihn ist es einer der schwächsten Wirbelstürme überhaupt in Deutschland, seit er mit seinen Aufzeichnungen begonnen hat. &bdquo;Kein Vergleich zum vergangenen Jahr hier in der Region.“ Keine nennenswerten Schäden Die Schäden diesmal sind sehr gering, mehr als abgebrochene Äste und umherfliegende Blätter hat der Sturm nicht verursacht. &bdquo;In großen Teilen der Waldgebiete hat der Sturm den Boden nicht berührt, entsprechend sind dort Schäden ausgeblieben“, bestätigt Mathias Aßmann von der Niedersächsischen Landesforstbehörde. Auch Bömelburg ist erleichtert, dass es diesmal so glimpflich abgelaufen ist. Einige Nachbarn und Bekannte hätten ihr zwar bestätigt, dass sie den Wirbelsturm ebenfalls gesehen hätten. Von größeren Schäden berichtet aber glücklicherweise niemand. Naturwissenschaftler Stumpf hat indes von knapp zehn Beobachterinnen und Beobachtern Zuschriften zum Wirbelsturm erhalten. Die vergleichsweise geringe Zahl der Beobachter erklärt er auch damit, dass es vom Deutschen Wetterdienst im Vorfeld in der Regel keine Ankündigung solcher Stürme gibt. Er sieht generell Nachholbedarf im Bereich der Schadensprävention und -nachbereitung von Unwettern und Stürmen. &bdquo;Es fehlt eindeutig an Arbeitskräften, um das größer aufziehen zu können“, so Stumpf.

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