Millimeterarbeit beim Neubau der 200 Meter langen Weserbrücke

Beverungen. Der Neubau der Weserbrücke in Beverungen liegt voll im Zeitplan. "Die Zusammenarbeit der Planer und der Baufirmen ist hervorragend, wir treffen uns alle zwei Wochen zu einer Besprechung und klären alle Details", erklärt Klaus Ostermann von Straßen NRW, der vor Beginn der Baumaßnahme auch die Ausschreibung federführend begleitete. 13,1 Millionen Euro standen als Ergebnis nach den Ausschreibungen fest. Der Neubau war notwendig geworden, weil die alte Brücke nicht mehr die erforderliche Tragkraft hatte, um den Schwerlastverkehr aufzunehmen. Das hatte die statische Nachberechnung eines Ingenieurbüros ergeben. Die Verkehrsfrequenz auf der Beverunger Weserbrücke ist gewaltig. Diese große Belastung hat denn auch im Verlauf der Jahrzehnte zu Schäden an der 1950 errichteten Brücke geführt. Beim Abriss der alten Gründung der Weserbrücke konnten die Bauexperten noch einmal einen tiefschürfenden Blick auf die alte Konstruktion werfen. "Allergrößten Respekt" "Ich habe allergrößten Respekt vor der Leistung der damaligen Bauarbeiter", meinte Straßen NRW-Projektleiter Klaus Ostermann, gelernter Maurer, beim Anblick der alten, aus großformatigen Wesersandsteinen gemauerten Pfeiler. Zwei der Pfeiler datieren von 1902. Auch die Verarbeitung der Stahlkonstruktion nötigt den Fachleuten Respekt ab. "Der Überbau sieht noch gut aus, es ist aber Materialermüdung festzustellen", erklärte Ostermann. Die genietete Brücke sei durch die Wechsel zwischen Belastung und Entlastung in Mitleidenschaft gezogen worden, ein normaler Prozess, der durch den zunehmenden Schwerlastverkehr beschleunigt werde. 12.000 Autos täglich passierten nach Zählungen des Landesbetriebs Straßen NRW vor der Sperrung die Weserbrücke in Beverungen, fast 1.000 Lkw wurden bei Zählungen an anderer Stelle der B 241 gezählt. Der Abriss der alten Konstruktion, der Neubau der neuen Stahlbrücke und der Anschluss der Straßen verlaufen koordiniert. "Die Zusammenarbeit an der Baustelle und die Absprachen funktionieren hervorragend", lobte Ostermann die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Unternehmen Echterhoff und Schachtbau Nordhausen, die sich im weiteren Baufortschritt immer wieder auch auf lokale Unternehmen verlassen können. "Das macht großen Sinn, die sind bei Problemlösungen einfach schnell vor Ort", ergänzte Projektleiter Gerd Kade (SSF Ingenieure). Möglichst lärmschonend arbeiten Die neue Brücke ist fast fertig, es fehle nur noch der letzte Aufbau, der dann erfolgt, wenn die Brücke in die endgültige Position verschoben wird. Derzeit wird die Brücke schon mit barrierefreien Wegen von Radfahrern und Fußgängern stark frequentiert. "Da ist manchmal so viel Verkehr, dass es zu Konflikten kommt, wenn Radfahrer nicht schieben", beobachtete Kade. Viele Radler und Fußgänger bleiben aber stehen, um sich die imposanten Arbeitsgeräte anzusehen, mit denen Abriss und Neuaufbau erfolgen. So wurde am Dienstag mit einem 80er-Bohrwerk das Erdreich vorbereitet, um die Spundwände für Pfeiler und Widerlager leichter in den Boden zu bekommen. "Wir arbeiten nach bestem Können und Möglichkeiten lärmschonend", betonte Ostermann. "Da werden auch mobile Lärmschutzwände eingesetzt", sagte Gerd Kade. Die Baustelle möglichst schnell und gleichsam geräuschlos abzuwickeln, das ist das Ziel der Arbeitsgemeinschaft, die dabei auch das Gespräch mit der Kommune sucht. Bruchstein-Pfeiler abgerissen Jetzt hoffen alle Akteure, dass Hochwasser den zügigen Baufortschritt nicht bremst. "Im Januar 2018 stoppte massives Hochwasser den Bau eines Widerlagers", bilanzierte Matthias Frie. Auch wegen der Hochwassergefahr wurde die Spundwand-Technik für Pfeiler und Widerlager gewählt, um bei Hochwasser und auch bei eindringendem Grundwasser besser gewappnet zu sein. 12 bis 15 Meter lange Stahl-Spundwände werden in den Boden getrieben: Die Ramme kommt dabei nur in der Endphase zum Tragen, da zunächst vorgebohrt wird. Am Dienstag wurden auch die massiven Bruchstein-Pfeiler abgerissen, die markanten Wesersandsteine werden dabei zerkleinert. Bei der neuen Grundkonstruktion aus Stahlbeton werden neue Sandsteine als Verblendung gemauert. Die Schweißkonstruktion der Brücke mit den konisch zulaufenden Pfeilern werde die Brücke insgesamt schlanker wirken lassen, meint Ostermann. Diese neue Konstruktion wird im Frühjahr 2020 an die neue Position verschoben: Das sogenannte Querschieben in die Endlage erfolgt auf stählernen Schiebeschlitten, dazwischen liegt Teflon, das mit einem altbewährten Spülmittel aus Vorwendezeiten gleitfähig gemacht wird. "Da hat sich Fit einfach bewährt", meinte Gerd Kade grinsend. Zudem sei das Mittel biologisch abbaubar und bereite unter Umweltaspekten keinerlei Probleme. In acht Stunden geht's nur wenige Millimeter voran Die 200 Meter lange Brücke mit 4.000 Tonnen Gewicht soll dann in etwa acht Stunden verschoben werden. "Das sehe ich ganz gelassen, solche Projekte haben wir schon häufiger gemacht. Zuletzt haben wir den denkmalgeschützten Bayerischen Bahnhof in Leipzig verschoben", erklärte Diplom-Ingenieur Kade. Für Besucher verlaufe das Ganze eh wenig spektakulär. In den acht Stunden werde sich die Brücke nur millimeterweise bewegen, um sicher zu stellen, dass die Ausrichtung perfekt passt. Auch der Anschluss der Straßen ist schon vorgeplant, dabei will auch die Stadt Beverungen das Anschlussstück der B 241 zwischen Weserbrücke und B 83 komplett sanieren.

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