Am Gymnasium St. Kaspar: Neue Schulleiterin wünscht sich mehr Mut

Bad Driburg-Neuenheerse. Sie ist gekommen, um zu bleiben: Denn Lehrerin Christin Johlen lebt und liebt ihre Arbeit am Gymnasium St. Kaspar – besonders ihre neue Aufgabe dort. Im Sommer ist Schulleiter Matthias Nadenau nach 38 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet worden. Johlen ist nun seine Nachfolgerin. &bdquo;St. Kaspar stellt sich ganz neu auf“, sagt sie dabei mit Blick auf die neuen Strukturen im Leitungsteam des Neuenheerser Gymnasiums. Doch nicht nur einige Lehrkräfte haben neue Aufgaben bekommen – auch die Schüler sind jetzt explizit (auf-)gefordert. Und zwar zu mehr Mut. Einmal Schwaney, immer Schwaney &bdquo;Ich wohne hier direkt um die Ecke, in Schwaney“, beschreibt Johlen ihren kurzen Weg zur Arbeitsstelle. Dort lebt sie schon immer und ging einst als Jugendliche am Michaelskloster in Paderborn zur Schule. &bdquo;Eine sehr große Schule“, sagt die 45-Jährige, die nun selbst Schulleiterin einer eher kleinen Schule mit rund 450 Schülern ist. Letzteres ist aber genau das, was sie so liebt. &bdquo;Als Schulleiterin am St. Kaspar ist man trotzdem mittendrin im Geschehen. Ich verwalte nicht irgendwelche Sachen fernab der Unterrichtsarbeit“, so Johlen, die neben ihrer neuen Tätigkeit als Leitung auch weiterhin die Fächer Deutsch, Französisch und Musik lehrt. Und: &bdquo;Das Besondere dieser Schule ist, dass wir unfassbar viel Freiraum haben“, sagt sie. Einst 1957 von den Missionaren vom Kostbaren Blut gegründet, befindet sich die Privatschule seit diesem Jahr in Trägerschaft der St.-Kaspar-Schulstiftung. &bdquo;Klar sind die Leitplanken unserer Arbeit hier gesetzt“, so Johlen, &bdquo;aber innerhalb dieser Leitplanken können wir uns frei bewegen und ganz viel selbst gestalten“. Diesen Freiraum genießt Johlen schon, seitdem sie an dem Neuenheerser Gymnasium tätig ist. 20 Jahre sind das inzwischen. Denn nach ihrem Studium absolvierte sie ab 2004 ihr Referendariat am St. Kaspar, übernahm dann 2006 die Orchesterleitung und bekam zugleich die Chance, ihre Idee der musikalischen Bläserklassen umzusetzen. &bdquo;Wenn man diesen Musikunterricht wählt, kann man bei uns ein Orchesterblasinstrument erlernen“, so Christin Johlen. In der Gemeinschaft mit den Instrumenten zu üben, gebe den Kindern einen großen Motivationsschub. Und das freie Gestalten des Schullebens motiviert wiederum Johlen: &bdquo;Ganz bewusst bin ich hier geblieben“, sagt sie mit Blick auf den Übergang vom Referendariat zur festen Stelle als Lehrkraft in Neuenheerse. Noch nie habe sie den Gedanken gehabt, die Schule mal zu wechseln. Wie läuft’s mit dem St. Xaver? Zwischen Bad Driburg, Altenbeken, Lichtenau und Willebadessen am Rande des Kreises Höxter gelegen, weiß das Gymnasium St. Kaspar auch viele Schüler aus dem Kreis Paderborn in seinen Reihen. Und: Es weiß auch um die direkte Nachbarschaft einiger weiterer bekannter Gymnasien, darunter das St. Xaver in Driburg. &bdquo;Es gibt aber keine Konkurrenz“, so Johlen, &bdquo;es ist eher ein vertrauensvolles Nebeneinander“. Dadurch, dass die Profile der beiden Schulen sehr eindeutig und sehr unterschiedlich seien, komme man sich nicht in die Quere. Stattdessen gebe es sogar Kooperationen. Vor allem für die Fächer, die in der Oberstufe nicht so sehr häufig gewählt werden, wie Physik und Informatik: Für Ersteres fahren zurzeit einige Neuenheerser Schüler ins benachbarte Bad Driburg, für Zweiteres wird stets ein Leistungskurs am St. Kaspar angeboten. Womit sich Schulleiterin Christin Johlen jeden Tag beschäftigt, ist die Chancen- und Bildungsgleichheit junger Menschen: &bdquo;Es ist schon unsere Aufgabe und unser Anliegen, dafür zu sorgen, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, Bildung zu genießen und das Abitur zu machen – egal, aus welchem Haushalt sie kommen“, so die Schulleiterin. Und sie sagt: &bdquo;Das zeichnet uns hier in der Region auch aus.“ Gibt es Probleme? G9, dann G8, dann wieder G9: &bdquo;Was uns umtreibt, ist die fehlende Stabilität von der Politik aus“, erzählt Johlen. &bdquo;Wir sind Getriebene des Systems, weil wir immer umsetzen müssen, was sich politisch gerade überlegt worden ist“, sagt sie weiter. Das binde Ressourcen, die man eigentlich sinnvoller an anderer Stelle, nämlich für die Arbeit im Unterricht und mit den Kindern, bräuchte. Klar und effizient sind dagegen die neuen Strukturen innerhalb des Leitungsteams des Neuenheerser Gymnasiums (die &bdquo;NW“ berichtete): Seit August verantwortet die Erkelnerin Christine Berghane den Bereich Schulorganisation, der Bad Driburger Steffen Lausen ist federführend in der Schulentwicklung tätig, und Melanie Homann aus Atteln ist neue Mittelstufenkoordinatorin. Gabriele Thanbichler agiert als Oberstufenkoordinatorin, und Mathematiklehrer Ulrich Block, der bisher die Rolle des Mittelstufenkoordinators innehatte, ist jetzt neuer Koordinator für Digitalisierung. Musikliebhaberin Johlen &bdquo;dirigiert“ das Ganze. Erfahrung in der Leitungsarbeit konnte sie dazu in den vergangenen drei Jahren sammeln: Von 2021 bis Mitte dieses Jahres agierte sie bereits als stellvertretende Schulleitung. Als sie dann von der Stiftung gefragt wurde, ob sie bereit sei, Schulleiterin zu werden, war ihre Freude groß. Denn Johlen stand zu diesem Zeitpunkt selbst schon in den Startlöchern: &bdquo;Wäre die Stiftung nicht auf mich zugekommen, wäre ich auf die Stiftung zugegangen“, sagt sie lachend. Man war sich also auf beiden Seiten ziemlich einig. Meistens braucht es keine Bremse Zusammen mit ihrem Team – rund 35 Lehrkräfte sowie einige Referendare und Praktikanten sind aktuell an der Neuenheerser Schule tätig – möchte Johlen den Schülern nicht nur dabei helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, sondern auch, das Schulleben mitzugestalten. &bdquo;Es gibt immer wieder Klassen, die sich aufmachen und Ideen entwickeln, wie sie als Schüler bei Entscheidungen, die die Schule betreffen, partizipieren können“, so Johlen, die als Jugendliche selbst in der Schülervertretung ihrer Schule sowie als Schülersprecherin engagiert gewesen ist. Aber: &bdquo;Oft sind Schüler bei derlei Überlegungen gar nicht so mutig, wie sie sein könnten.“ Es passiere selten, dass man Schüler bremsen müsse. &bdquo;Eher muss man ihnen Mut machen und zeigen, wie viel sie tatsächlich mitbestimmen können, wenn sie wollen“, so die Schulleiterin. Dabei helfen auch Projekte. So nimmt derzeit beispielsweise eine 8. Klasse der Schule am Beteiligungsprozess &bdquo;Your Vision Schule NRW“ teil: &bdquo;Dabei dürfen sich die Kinder Gedanken machen, wie die Schule der Zukunft aussehen wird“, erzählt Johlen. Ein großes Thema dieses Projekts: die Partizipation. Künftig könnte es übrigens noch ein paar Neuenheerser Schüler mehr geben, die das Schulleben munter mitgestalten wollen: Ist das Gymnasium auch eigentlich auf eine Zweizügigkeit ausgelegt, so gab es nun das Okay, dass im kommenden Jahr auch drei neue Klassen gebildet werden können. Ein großer Zuspruch.

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