"Manta Manta – zwoter Teil": Wie oft kommt der Kreis Höxter im Film vor?

Nieheim/Bad Driburg. Dass es ein Arthouse-Film werden würde, war nicht zu erwarten. Aber spätestens als Bertie Katzbach (Til Schweiger) in seiner nuscheligen Nonchalance sagt, bei ihm &bdquo;stimme alles hier oben“, wird klar, dass der Film das Zeug für einen längeren Abend hat. Und er soll lang werden, der Abend. Ein Premierenbesuch von &bdquo;Manta Manta – zwoter Teil“ auf der Suche nach dem Kreis Höxter, dem Humor und dem ganzen Rest. 19.30. Der Vorhang ist auf, Werbung läuft. Geschätzt 85 Prozent der Besucher in diesem Großkino im Hochstift sind männlich. Wie Bertie und wie sein Manta aus dem ersten Teil, der im zweiten Teil aber zunächst gar nicht vorkommt. Genau wie der Drehort im Kreis Höxter: der Bilster Berg. 20.04 Uhr. Bertie sitzt auf einem Stuhl, vor ihm sitzt Herr Nasser und es geht um den Führerschein, den Bertie nicht mehr hat – aber dringend braucht, wenn er auf dem Bilster Berg ein Rennen fahren will. Es wird hier schon zäh. Aber am Ende bekommt er den &bdquo;Lappen“, wie es in der Fachsprache wohl heißen muss. Bilster Berg ist weit weg In der Werkstatt, wir kommen den Autos nur langsam näher, sagt Klausi (Michael Kessler), dass alle anderen, gemeint sind wohl die übrigen Darsteller aus Manta Manta 1, es in die weite Welt geschafft hätten: &bdquo;Essen, Bottrop, Wuppertal“. Der Kreis Höxter ist immer noch ganz weit weg. Zeit, was zu trinken zu holen. Kurz nach der Rückkehr pinkelt Klausi in einen Damenstiefel und fängt sich dafür einen Kinnhaken ein. Nach gefühlt einer halben Stunde sanft dahinwogender Dämmerungskomik offenbart sich das Problem des Bertie’: &bdquo;Ihr Konto führt ein Leben am Dispolimit“. Wie es der nette Bankberater ausrückt. Die Müdigkeit bricht sich Bahn, nicht bei Bertie, aber bei allen, die auf den Kreis Höxter hoffen. Aber dann blitzt Hoffnung auf. Bei Bertie und beim Zuschauer. Denn auf einem Plakat steht &bdquo;Bilster Berg“. Ja, wirklich &bdquo;Bilster Berg“. Ein Lächeln des Frohsinns, des Optimismus und der Zuversicht umspielt den durch die Abgründe des real existierenden Kapitalismus verhärmten Mund des Bertie. &bdquo;Wir fahren das Classics“, sagt dieser Mund dann. Der Kreis Höxter als Eldorado der erodierten Filmindustrie und ihrer abgehalfterten Helden. Aber erst mal müssen Bertie und sein Team einen Motor organisieren; ein Auto haben sie wohl schon. Alle Wagen im Film haben das Kennzeichen &bdquo;HA“ – Hagen. Und das Publikum muss da durch. Bilster Berg rückt näher Um 21 Uhr sitzen Bertie und seine Frisöse Uschi (Tina Ruland) an einem Restaurant-Tisch. Kein Höxter. Um 21.08 feiert Berties Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) eine mondäne Party, gegen den der Karneval in Steinheim nichts ist. Der Kreis Höxter, am Rand des Landes NRW gelegen, ist aber immer noch nicht in Sichtweite. Um 21.13 ist noch kein Höxter da. Dafür kommt Daniel am See mit Leonie (Emma Drogunova) zusammen. Dummerweise fährt er vorher den Wagen, der eigentlich beim Rennen am Bilster Berg als Rennwagen dienen sollte, in einen Baggersee im Ruhrgebiet. Ein Bier wäre jetzt gut. 21.28 Uhr. Endlich, Uschi spendiert Bertie einen Wagen. Einen Wagen? Einen Manta! Endlich! Der ist blau und gelb, es gibt Debatten darüber, ob er eine neue Lackierung braucht. Wissen die Protagonisten eigentlich, in welcher Region der Bilster Berg liegt? 21.31 Uhr. Berties Family bastelt am Wagen herum, alle, wirklich alle, packen an. Bilster Berg kann endlich kommen. Bertie sagt, es seien noch vier Stunden bis zum Rennen. Funktioniert die Uhr eigentlich noch? Kurz vor dem Bilster Berg 21.34 Uhr. Arbeiten fertig. Uschi erzählt Bertie ein Märchen, weil der vor Aufregung nicht einschlafen kann. &bdquo;Voller Adrenalin“ sei er nämlich. 21.35 Uhr. &bdquo;Heute wird Geschichte geschrieben“, sagt Bertie. Dann fällt ihm die Kaffeetasse aus der Hand, weil seine Family den Manta schwarz lackiert hat. 21.36 Uhr. Bertie findet die Farbe des Wagens nun doch ganz gut. Er und Uschi küssen sich im Wagen. Mitten auf dem Bilster Berg 21.37 Uhr. Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir sind am Bilster Berg gelandet. Gleich geht das Rennen los, bitte schnallen Sie sich an. Bis die Rennautos ein Rennen fahren, dauert es dann aber doch noch sechs Minuten. Was dazwischen passiert, trägt wenig zur Sache bei. 21.43 Uhr. Die Motoren sind gestartet. Alle fahren los. Bertie nicht. Irgendwas mit dem Motor? Er steht. Und steht. Aber hey, er steht mitten im Kreis Höxter, im Hochstift! Nach einer Minute funktioniert der Manta dann doch. Während der spektakulären Rennszenen ist manchmal sogar die Silhouette des Eggegebirges zu sehen. 21.50 Uhr. Nachdem Bertie erfolgreich eine Minute Rückstand hatte, gewinnt er das Rennen. Alle sind froh. Alle waren Singles, haben jetzt aber Partner, sind froh und knutschen. Siegesfeier an der Küste 21.56 Uhr. Bertie und Uschi fahren mit dem Manta, den Bertie jetzt wieder umlackiert hat, ans Meer und schauen aus dem Schiebedach und trinken Bier aus Dosen. Es erinnert ein wenig an eine Bierwerbung. Den Bilster Berg erwähnen sie nicht mehr, vom Kreis Höxter war im Film nie die Rede. Jetzt sind sie ohnehin nicht mehr sehr gesprächig. Aber sie sehen ziemlich glücklich und zufrieden aus, irgendwie. Und das ist ja, was am Ende zählt. Oder etwa nicht? War das alles jetzt unterhaltsam? Kommt drauf an, was darunter verstanden wird. Aber hey, immerhin kam auch ein Manta in dem Film vor. Zumindest gegen Ende. Genauso übrigens wie der Bilster Berg.

Meistgelesen