Brakeler Hexe lässt in ihrem Debütroman die Puppen tanzen

Brakel/Steinheim. Mancherorts ist es völlig normal, wenn ab und an eine Hexe durch den Vorgarten spaziert. So, wie im Brakeler Birkenweg. &bdquo;Die Nachbarn haben sich mittlerweile daran gewöhnt“, erzählt Martina Murseli lachend. Darunter auch ein ehemaliger Landrat. Regelmäßig wirft sich die Brakelerin in eines ihrer mystischen Hexengewänder. Wohl auch beim Schreiben und Komponieren. Daheim umgeben von ihren 200 Puppen und einem Skelett namens Herbert, hat Murseli jüngst 20 Songs und ihr erstes Buch geschrieben. Einer ihrer Texte hat sich dabei auch zum Partysong gemausert. &bdquo;Inspiriert haben mich dazu meine 200 Porzellan-Puppen, die ein richtiges Schnäppchen waren“, erzählt Murseli, die wohl eine wahre Schnäppchenjägerin ist. Wobei: &bdquo;Vieles bestelle gar nicht ich, sondern Herbert, mein Skelett“, sagt sie mit einem Lächeln. Überall in Murselis Kellerwohnung sind ihre Fundstücke zu sehen: Puppenhäuser, Glaskugeln, Kuschel- und Porzellantiere. &bdquo;Kitschige Dinge“, wie sie selbst sagt.Und zu den Puppen: &bdquo;Seitdem ich sie gereinigt habe, hören sie gar nicht mehr auf zu reden – zum Glück können das nur meine Enkelkinder hören“, so Murseli. Drei Enkelkinder hat sie im wahren Leben – im Buch &bdquo;Die verrückte Hexe“ sind es fiktive Enkel, die Murseli allerhand Abenteuer erzählen lässt. Wer dabei die verrückte Hexe ist? &bdquo;Na, ich selbst“, sagt Murseli. Ihre Mutter arbeitete einst in einem Handarbeitsgeschäft und strickte ihr einen schwarzen Pullover, auf dem ganz groß das Wort &bdquo;crazy“ stand – &bdquo;und dieses Wort reicht eigentlich aus, um Martina zu beschreiben“, heißts in Murselis Autoren-Steckbrief.Die Brakelerin mag es eben ein bisschen verrückt. Und schreibt gern: Im Alter von fünf Jahren in Schottland eingeschult, verfasste sie schon früh Gedichte. Später dann auch Büttenreden für den Karneval. &bdquo;Alle Geschichten sind wahr“ &bdquo;Alle Geschichten in diesem Buch sind wahr“, sagt Murseli, während sie, mit Hexenhut auf dem Kopf, ihr Erstlingswerk in den Händen hält. Und mögen sich auch einige magische Details mit ins Buch geschlichen haben, so sind die Ereignisse selbst wohl tatsächlich einst von der Brakelerin ganz ähnlich erlebt worden.&bdquo;Beispielsweise kann ich mich an die beschriebene Zugfahrt nach Thale noch gut erinnern – ich habe sie gemeinsam mit drei Frauen aus Höxter erlebt“, so Murseli. Deshalb spielen alle Geschichten auch an Orten, an denen die 1970 geborene Frau selbst schon gewesen ist. Darunter die Externsteine und Steinheim. Brakel allerdings wird im Buch als Ortsname von der &bdquo;verrückten Hexe“ nicht genannt. Zwar lebt Murseli bereits seit einigen Jahren dort, aber sie ist noch immer dabei, erst einmal mit der Nethestadt warm zu werden. &bdquo;Brakel wird extra nicht explizit genannt – erstmal“, betont sie.Denn in einem zweiten Band könnte das dann durchaus der Fall sein. Bis dahin ists &bdquo;ein Dorf hinter dem Teutoburger Wald, 20 Minuten hinter den Externsteinen gelegen, einmal scharf links abgebogen, versteckt in einem Tal“.Also heißts abwarten, wann Murseli die Stadt Brakel auch namentlich in ihre kreativen Werke einfließen lässt. Eigentlich ist sie rege Ortswechsel und damit auch immer wieder neue Gesichter und Charaktere gewohnt: &bdquo;Mein Vater war bei der Royal Airforce, schon deshalb bin ich als Kind viel herumgekommen und oft umgezogen“, erzählt Murseli und nennt als Beispiele neben einer Zeit in Schottland auch Gütersloh, Rinteln und Mönchengladbach.Polizeieinsatz im Steinheimer Museum Und auch nach Steinheim führte sie ihr Weg: Denn wo könnte sich ein Puppenfan heimeliger fühlen als im Teddy- und Puppenmuseum der Emmerstadt? Rund 6.500 Teddys und 750 Puppen gibt es dort auf engstem Raum.Jüngst ist auch das fünfjährige Bestehen des Museums gefeiert worden (nw.de berichtete) – und stolz ist man dort, dass man Schauplatz einer Geschichte in Murselis Buch ist. In dieser Geschichte tritt das Skelett Herbert eines Nachts im Auto der verrückten Hexe kräftig aufs Gas und fährt die Brakeler Puppen flugs ins Steinheimer Museum. Dort probieren sie die liebevoll genähten Anziehsachen der Steinheimer Puppen an, fahren mit dem Dreirad durch die Räume, tanzen, kochen Kaffee für Herbert – und erschrecken plötzlich, als der Alarm ertönt.Museumsinhaberin Annegret Dreßel und der Polizist Gordon Revolver erscheinen. Was dann in der Geschichte geschieht, darf von Interessierten selbst nachgelesen werden. Oder: angehört werden. Denn: Murselis Geschichten gibts im Internet auch als Hörspiele. Zu finden sind sie unter anderem auf der Plattform Youtube, bei Spotify und Napster.Skurrile Charaktere nach echten Vorbildern Murseli &bdquo;fliegt“ in ihrer Freizeit regelmäßig zum Hexentanzplatz nach Thale. Aber nicht nur dort, sondern auch an vielen weiteren Orten hat die &bdquo;Crazy Witch“, wie sie sich selbst auch nennt, schon allerhand Freunde und Künstler kennengelernt. Einige von ihnen haben es sogar als Charaktere in ihr Buch geschafft. Ein Beispiel: Sänger und Schauspieler Franz Hofmann ist im Buch der Zauberer Alistair. Murseli wollte ursprünglich Gedichte schreiben – doch dann wurde das Potenzial ihrer Verse- als Songtexte entdeckt. Inzwischen schreibt sie unter anderem für den Sänger Franz Hofmann. Und: Ihre Zeilen mit dem Titel &bdquo;Hey Olli“ sind vom Künstler Wolfgang Lohne flugs zu einer musikalischen Hommage an den Entertainer Oliver Pocher umfunktioniert worden. Als Lowolo performt Lohne dabei mit Marodeur. Übrigens hat Murseli auch einen Song für den Brakeler Karneval geschrieben – vielleicht haben die Jecken in der Nethestadt ja Interesse.

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