Goeken zur Corona-Krise: "Wir alle brauchen jetzt einen langen Atem"

Bad Driburg. Matthias Goeken hat noch nie so viel telefoniert wie in den letzten Tagen. &bdquo;In der Spitze waren es 90 Gespräche an einem Tag, dazu noch zwei Schalten mit hiesigen Banken und zwei Telefonkonferenzen", berichtet der Landtagsabgeordnete aus Bad Driburg. Danach habe sein Ohr geglüht, verrät der CDU-Politiker. Es gibt eben viel zu besprechen in Corona-Zeiten. Nicht nur auf politischer Ebene: Viele Bürger wenden sich an ihren Vertreter im Landtag. Da sind Angehörige im Ausland, die zurück nach Deutschland wollen. Ein anderes Mal geht es um in China bestellte Masken und Schutzanzüge, die aufgrund von Einfuhrbestimmungen nicht ankommen. Und dann melden sich natürlich die Kleinunternehmer, Mittelständler und Selbstständigen, die von den Folgen der Krise hart getroffen werden. Hilfen für heimische Unternehmen Der Bad Driburger ist froh, dass die finanziellen Hilfen jetzt beantragt werden können. Online, möglichst unbürokratisch und schnell sollen sie von der Bezirksregierung genehmigt werden. &bdquo;Auch die Auszahlung soll relativ flott gehen", hofft Goeken. Man arbeite in Detmold deswegen sogar am Wochenende weiter. Die Soforthilfe reiche von 9.000 Euro (bei bis zu fünf Mitarbeitern) bis 25.000 Euro (mehr als zehn Mitarbeiter). Wer einen Antrag stellen will, solle sich Rat bei der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer holen. Größere Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern können das nicht in Anspruch nehmen. &bdquo;Für sie haben wir durchgesetzt, dass die Sozialversicherungsbeiträge gestundet werden. Das bringt Unternehmen mit hohen Personalkosten einen Liquiditätsschub", sagt der gelernte Bäckermeister, der Unternehmersorgen kennt. Auch die regionalen Banken seien in der Krise sehr hilfsbereit: &bdquo;Ich weiß von einem Fall, da wurde ein Kredit binnen 24 Stunden bewilligt", berichtet Goeken. Steuerstundungen seien ebenfalls denkbar. Es werde aber schon geprüft, ob die Hilfe berechtigter Weise in Anspruch genommen werde. &bdquo;Unternehmen, die schon vorher krank waren, werden durch Corona nicht genesen", stellt der 55-Jährige unmissverständlich klar. "Nicht alles ist zu retten" Alle finanziellen Verluste durch die Corona-Krise könne der Staat aber nicht abdecken, nicht jeden Arbeitsplatz retten: &bdquo;Jeder muss jetzt sein Päckchen tragen, aber wir müssen die Lasten gleich verteilen", wiederholt der CDU-Mann oft in diesen Tagen. Der Staat nehme unvorstellbar viel Geld in die Hand. "Wir müssen dafür sorgen, dass es an den richtigen Stellen ankommt", sagt Goeken. Auch für die privaten Reha-Kliniken im Kreis Höxter habe Goeken mit seinen Parteikollegen noch etwas rausholen können. Sie seien mit Einschränkungen ebenfalls unter den Krankenhaus-Rettungsschirm gerückt worden. &bdquo;Das war gerade für die drei gräflichen Kliniken hier in Bad Driburg und für die Weserberglandklinik in Höxter sehr wichtig", betont der Bad Driburger. In seiner Heimatstadt betreibt die Familie von Oeynhausen-Sierstorpff die Marcus-, die Caspar-Heinrich- und die Parkklinik in Bad Hermannsborn. Die Reha-Häuser in Bad Driburg und Höxter haben durch Corona-Krise weniger Patienten und finanzielle Einbußen, sind andererseits aber als Notfall-Reserve für die Akuthäuser im Gespräch. In zwei Stunden in Düsseldorf Viel habe sich verändert in den letzten Wochen: Eine kleine Folge ist zum Beispiel, dass Goeken es mit dem Auto jetzt binnen zwei Stunden nach Düsseldorf schafft. "Unter Einhaltung der Verkehrsregeln", wie er betont. In den Zug möchte er sich momentan wegen der Infektionsgefahr nicht setzen. Ohne Staus gehts eben schneller. Wie lange die aktuellen Einschränkungen, die Ladenschließungen, die Kontaktsperre andauern, da wagt Goeken keine Prognose: &bdquo;Ewig können wir das nicht runterfahren." Aber man müsse jetzt noch vierzehn Tage abwarten, ob die Maßnahmen helfen: &bdquo;Die Füße stillhalten", wie es Goeken formuliert. Zum Ende der Osterferien werde sich die Kanzlerin mit den Virologen zusammensetzen und entscheiden, wie es weitergeht. Denkbar sei es zum Beispiel die Schüler einen um den anderen Tag abwechselnd in die Klassen zu holen, eventuell auch am Samstag. &bdquo;Dann sind die Schulen leerer und die Busse und Bahnen auch", hat der Bad Driburger überlegt. 50 Prozent weniger Kinder in den Schulen bedeuteten eben auch 50 Prozent weniger Ansteckungsrisiko. Er könne auch sinnvoll sein, die Testkapazitäten nach koreanischem Vorbild massiv hochzufahren. Goeken dämpft aber die Erwartungen: &bdquo;Ich sehe es noch nicht, dass wir im Mai oder Juni wieder Schützenfeste feiern können." Langfristige Lehren für die Politik Doch etwas Gutes habe die Krise: &bdquo;Die Politik hat endlich mal gezeigt, dass sie handlungsfähig ist, dass sie schnell etwas auf den Weg bringen kann", meint Goeken. Und irgendwann müsse man dann auch Lehren ziehen. &bdquo;Dann müssen wir dafür sorgen, dass Schutzkleidung und Mundschutz hier in Europa hergestellt werden – und nicht wegen ein paar Cent weniger irgendwo in der Welt." Gleiches gelte für wichtige Medikamente. &bdquo;Wir haben schon einen langen Zettel, was wir ändern müssen", beteuert der Bad Driburger. Auch Heimarbeit müsse neu bewertet werden. Sorgen macht ihm der soziale Sprengstoff in der Ausnahmesituation. &bdquo;Dabei haben wir es hier im ländlichen Kreis Höxter mit einem hohen Anteil von Eigenheimen, Gärten und viel Freiraum noch gut", sagt Goeken. Szenen, wie sie sich auch hier schon in Supermärkten abgespielt hätten, seien aber bedenklich. Goeken mahnt zur Besonnenheit: &bdquo;Wir alle brauchen jetzt einen langen Atem – und vor allem eins: Optimismus", betont der Düsseldorfer Abgeordnete.

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