Vom Niederschlag zum Trinkwasser

Frag’ doch mal Else! (6) Heute wird der Weg des Wasser bis zum Hausanschluss erklärt

In der Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Ahle werden in diesen mächtigen Tanks die Mineralien Eisen und Mangan aus dem Grundwasser gefiltert. Das geschieht ohne den Einsatz von Chemikalien –lediglich Luftsauerstoff wird hinzugegeben. Nach dem Prozess ist das Wasser klar. | © FOTO: KARL-HENDRIK TITTEL

23.03.2013 | 18.04.2013, 12:42

Bünde. Jedwedes Leben auf der Erde hat seinen Ursprung im Wasser. Es bedeckt etwa zwei Drittel der Oberfläche unseres blauen Planeten und ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wir benutzen es täglich, lassen es wie selbstverständlich aus der Leitung sprudeln. Aber wo kommt das Trinkwasser her? Welchen Weg muss jeder einzelne Tropfen fließen, bevor er aus dem Hahn kommt. Eure Else hat sich diesen Weg genau erklären lassen.

NIEDERSCHLAG UND GRUNDWASSERNEUBILDUNG

Jeder Schüler kennt diesen Kreislauf: Wasser verdunstet durch Sonneneinstrahlung, in höheren Luftschichten kondensiert es durch die kältere Temperatur zu Wolken. Über Land bildet sich Niederschlag in Form von Regen oder Schnee und über Bäche und Flüsse gelangt das Wasser wieder zurück ins Meer, wo der Kreislauf von vorne beginnt. "15 bis 20 Prozent des Niederschlags dienen der Grundwasserneubildung", erklärt Jochen Simke, Technischer Leiter bei der Energie- und Wasserversorgung Bünde (EWB). Das Grundwasser wird über Brunnen gefördert, beispielsweise im Wasserwerk Ahle.

AUFBEREITUNGSANLAGE

Hier werden Eisen und Mangan aus dem Grundwasser entfernt. "Diese Mineralien sind für den Menschen ungefährlich, führen aber zu Verfärbungen des Wassers", erklärt Simke. "Da wir unseren Kunden ein klares und zum Genuss anregendes Lebensmittel anbieten möchten, wird es gefiltert", sagt EWB-Geschäftsführer Alfred Würzinger. Und zwar ohne den Einsatz von Chemikalien. "Wir führen lediglich Luftsauerstoff hinzu", so Simke. Durch Oxydation bilden Eisen und Mangan Flocken, die dann gefiltert werden können. "Trinkwasser ist ein Naturprodukt und gehört zu den bestüberwachten Lebensmitteln in Deutschland", berichtet Würzinger. Selbst Mineralwasser werde nicht so streng kontrolliert.

ZWISCHENBEHÄLTER

Wassermeister Matthias Kehlenbrink kontrolliert das Grund-, beziehungsweise Rohwasser.
Wassermeister Matthias Kehlenbrink kontrolliert das Grund-, beziehungsweise Rohwasser.

Das gefilterte Wasser wird nun zwischengelagert. Der Zwischenbehälter am Wasserwerk Ahle zum Beispiel, das Gebäude mit dem kuppelförmigen Dach, fasst 1.200 Kubikmeter und muss in seiner Funktion als Puffer stets gut gefüllt sein. Denn die Förderkapazität in Ahle beläuft sich auf etwa 160 Kubikmeter pro Stunde, in der Spitze kann es aber zu einer Abgabe von 220 Kubikmeter pro Stunde kommen – bei sogenannten Halbzeitereignissen. "Die Differenz von 60 Kubikmetern muss aus dem Behälter geholt werden", so Simke. In der Nacht wird dieser wieder gefüllt. Noch weitere Behälter in Spradow, Habighorst und Häver sorgen für Reserven und einen stabilen Netzdruck.

REINWASSERPUMPE

Die Reinwasserpumpen im Wasserwerk Ahle haben zwei Hauptaufgaben: das Wasser in das Versorgungsnetz zu transportieren und gleichzeitig für den notwendigen Druck (6,2 Bar) zu sorgen. "Es stehen eine Betriebs- und eine Reservepumpe zur Verfügung", sagt Würzinger. Frequenzregler passen die Förderkapazität bei Bedarf automatisch an – weniger Bedarf bedeutet weniger Fördermenge. "Der Kunde bekommt von den unterschiedlichen Netzbelastungen nichts mit", so Würzinger. "Die Pumpen treiben den gesamten Wasserkreislauf an, sie sind das Herz des Versorgungsnetzes."

WASSERNETZ UND HAUSANSCHLUSS

Knapp 620 Kilometer misst die Rohrnetzlänge im Wasserversorgungsgebiet der EWB. Es werden gut 19.800 Hausanschlüsse versorgt. "Die insgesamt 25.900 installierten Wasserzähler sind die Trennstellen zwischen Wassernetz und Kundenanlage", erklärt Würzinger. Im Jahr werden rund 3,2 Millionen Kubikmeter gefördert, davon kommen 2 Millionen aus eigenen Anlagen (Wasserwerke in Ahle, Habighorst-Billerke, Spradow und Häver) sowie 1,2 Millionen vom Wasserbeschaffungsverband Herford-West. 120 Liter pro Kopf und Tag verbraucht der Bünder durchschnittlich, vor 20 Jahren waren es noch 160 Liter. "Viele Geräte kommen heute mit weniger Wasser aus und die Menschen sparen mehr." Obwohl Wasserknappheit in Deutschland zukünftig nicht zu zu befürchten sei, "geht man mit Naturressourcen primär natürlich sparsam um", so Simke.