CDU-Urgestein Hübers verlässt Spenger Rat nach 30 Jahren

Spenge. Dass die Ratsmitglieder in Spenge lang anhaltend applaudieren, ist eher selten. &bdquo;Dass es so lange gedauert hat, hat mich schon bewegt“, sagt Reinhold Hübers. Das CDU-Ratsmitglied bekam in der jüngsten Sitzung einen Blumenstrauß und würdigende Worte des Bürgermeisters. Und eine wirklich sehr herzliche Verabschiedung seiner Kolleginnen und Kollegen wurde ihm zuteil. Nach fast 30 Jahren in der Spenger Politik verabschiedet sich Hübers aus dem Rat der Stadt. Aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen. Anlass genug, sich mit dem 57-Jährigen über die Anfänge seiner politischen Karriere zu unterhalten, die im vergangenen Jahrhundert startete. 1995 war der Maschinenbautechniker der Liebe und des Jobs halber nach Spenge gezogen. Als Katholik aus dem westlichen Münsterland - der Stadt Vreden - fand er schnell Anschluss in der katholischen Gemeinde. &bdquo;Ruth Pilgrim, damals Gemeindesekretärin, erkannte, dass ich mit meiner Frömmigkeit wohl nicht unbedingt in der Gemeinde besonders aktiv werden könne; dafür aber wohl in der CDU.“ Denn sie war ebenfalls für die Christdemokraten im Rat der Stadt. &bdquo;Und zu Hause in der erzkatholischen Gemeinde im Münsterland wählten ja eh 80 Prozent der Leute CDU.“ Da war die persönliche Umstellung also eher klein. &bdquo;Und dann kam ich 1997 als sachkundiger Bürger in den Sozial- und Gleichstellungsausschuss.“ 1999 stellte ihn der damalige CDU-Grande Rudi Kniffka im Wahlkreis Hücker-Aschen auf. &bdquo;Das war zu der Zeit, als Christian Manz für die CDU Bürgermeister in Spenge war“, sagt Hübers. Und gibt dabei &bdquo;irgendwie“ zu, dass er in diesem Wahlkreis kaum eine andere Chance hatte, als das Mandat zu holen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Spenger ist absoluter Neuling in Politik In dieser Zeit sammelte Hübers dann erste Erfahrungen in Sachen Politik. &bdquo;Ich war doch absoluter Neuling.“ In dieser Zeit habe er viel gelernt. Sehr gute Lehrmeister seinen da Gudrun Frommholz, Christian Manz und natürlich Rudi Kniffka gewesen. &bdquo;Ich habe mindestens eine Legislaturperiode gebraucht, um die sehr komplexe Politik im föderalen System zu begreifen“, sagt Hübers. Und er hadert noch heute mit dem Neuen Kommunalen Finanzmanagement, das eine Kommune einem Unternehmen im weitesten Sinne gleich stellt. &bdquo;Bei einer Stadt kann man aber einen Wert nicht so konkret bewerten.“ Was bleibt: &bdquo;Seitdem ich dabei bin, ging’s in der Stadt finanziell bergab“, sagt Hübers und schmunzelt. Die Zahlen geben ihm wohl recht, denn seit mehr als 20 Jahren nimmt die Höhe der städtischen Kassenkredite zu. Die Schuld ist dabei sicherlich kaum bei Hübers zu suchen, der bei jeder Gelegenheit deutlich mahnte, den Blick auf die Verbindlichkeiten nicht zu verlieren. Bergauf, so scheint es allerdings, geht es in Hinsicht auf die Meinungsbildung im Rat. Ob heute bessere Politik gemacht werde als vor 20 Jahren, dazu möchte der CDU-Mann sich nicht eindeutig äußern. Sicher sei jedoch, dass der Umgangston - bei aller politischen Unterschiedlichkeit - aktuell &bdquo;ein sehr guter und angenehmer, sachbezogener“ sei. Hübers ist großer Arminia Bielefeld Fan &bdquo;Die Entwicklung resultiert aus dem Wissen: ’Wir sitzen alle in einem Boot’.“ Mit einer Problematik: &bdquo;Seit Rau hat es kein NRW-Ministerpräsident geschafft, die Kommunen nachhaltig auskömmlich zu finanzieren.“ Und das sagt er in dem Wissen, dass da auch der eine oder andere aus den Reihen der Christdemokraten kam und kommt. Also gehen die Politiker in Spenge bei allen sachlichen Differenzen &bdquo;respektvoll“ miteinander um. Das liege auch daran, dass, &bdquo;man sich in Spenge ja immer wieder mal trifft. Es gibt viele private Kontakte.“ Und der schwarz-weiß-blau geprägte Fußballfan der Bielefelder Elf sagt über seine politischen Widersacher und sportlichen Freunde: &bdquo;Ein Arminen-Fan kann kein ganz schlechter Mensch sein.“ Und er schmunzelt dabei. Mit Dirk Cyrus (SPD) arbeitet Hübers als Vorsitzender des Stadtsportverbandes zusammen, Ralf Kinnius (UWG) kennt er seit Jahren schon aus dem Bibelkreis, mit Alexander Luttermann (SPD) ist er im Schachverein. Und dann hat er natürlich mit Uwe Brinkmann in der CDU zusammengearbeitet, mit dessen Tochter Claudia Kröger (Grüne) im Rat und mit ihrem Ehemann und SPD-Kreistagsmitglied und Vorsitzenden von Torpedo Lenzinghausen, Sieghart Kröger. Bei den Fußballern aus Lenzinghausen engagiert sich Hübers als Kassierer. &bdquo;Hier kennt fast jeder jeden. Und: Demokratie heißt, die Meinung Andersdenkender zu respektieren.“ Sitz im Spenger Rat bereits abgegeben Das war ihm in seiner Karriere als stellvertretender Fraktionsvorsitzender ab 2009, als Fraktionsvorsitzender nach der Ära des CDU-Bürgermeisterkandidaten Jan Christian Janßen ab 2012, und dann als Stellvertreter von Lars Hartwig ab 2014 stets sehr wichtig. &bdquo;Mit Lars Hartwig habe ich immer sehr gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten können.“ Den Sitz im Rat hat Hübers mit Wirkung zum 1. März abgegeben, Vorsitzender des Stadtsportverbandes und Kassierer bei Torpedo Lenzinghausen will er bleiben. Seine politische Meinung bleibt: &bdquo;Ich bin und bleibe für jede demokratische Stimme dankbar.“ Das jüngste Wahlresultat der AfD bezeichnet er als &bdquo;unappetitlich“.

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